Migräne

Neue Form der Migräneprophylaxe

Hoffnungsschimmer bei Migränepatienten

Zehn bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter chronischen Kopfschmerzen, die Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzarten. Diese tritt oft in Form von Attacken mit einem pulsierenden oder stechenden, meist einseitigem Schmerz auf. Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder gar Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Beeinträchtigungen der Sehleistung können auftreten und manchmal über mehrere Tage hinweg andauern.

Bedeutung von CGRP zur Vorbeugung von Migräne

„Der typisch pochende und hämmernde Schmerz wird nach heutigen Erkenntnissen wesentlich durch eine Entzündungsreaktion an den Arterien der Hirnhäute verursacht. Ursächlich hierfür ist eine Freisetzung von Entzündungsstoffen, wie etwa CGRP, am Hirnstamm. CGRP („Calcitonin Gene Related Peptide“) spielt bei der Entzündungsreaktion an den Gefäßen der Hirnhäute eine wichtige Rolle. Diese neurogene Entzündung führt zu Gefäßerweiterung, Schwellung und gesteigerter Schmerzempfindlichkeit“, weiß Dr. Edgar Bauderer, Facharzt für spezielle Schmerztherapie und Intensivmedizin der Sana Kliniken Bad Wildbad. Mindestens 20 bis 25 Prozent der Migränepatienten haben so schwere oder häufige Migräneattacken, dass eine medikamentöse Migräneprophylaxe sinnvoll und erforderlich ist. Amitriptylin, Betablocker, Topiramat, Valproinsäure und weitere Substanzen werden bislang zur medikamentösen Migräneprophylaxe eingesetzt. Diese wird tatsächlich häufig abgebrochen, oftmals aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen. Bei vielen Migränepatienten weckt daher die seit November 2018 in Deutschland zugelassene „Impfung“ gegen CGRP einen Hoffnungsschimmer. Die in den letzten Jahren entwickelten und jetzt neu zugelassenen Antikörper gegen das CGRP oder den CGRP-Rezeptor blockieren die Wirkung der Entzündungsstoffe für einige Wochen und können hierüber die Häufigkeit des Auftretens und die Intensität der Migräneattacken reduzieren. In Deutschland sind bislang die Antikörper Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab zur Vorbeugung der chronischen beziehungsweise episodischen Migräne bei Erwachsenen zugelassen.

Die Behandlung und ihre Effektivität

„Grundsätzlich kann derzeit noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, bei welchen Migränepatienten die Prophylaxe mit den neuen Antikörpern tatsächlich wirksam ist. Dies muss im Einzelfall geprüft werden. Die Zulassung besteht prinzipiell ab vier und mehr Migränetagen im Monat. In geeigneten Fällen findet die Impfung in einem Abstand von vier Wochen statt, bei Fremanezumab alle drei Monate“, erklärt Dr. Bauderer. In der Regel sollte ein positiver Effekt bereits ab der ersten Injektion eintreten. Konkret bedeutet das für die Betroffenen weniger Migränetage und/oder eine geringere Intensität der Migräneschmerzen. Die Verträglichkeit wurde bislang als gut bewertet. Da CGRP die Blutgefäße erweitert und im menschlichen Körper eine wichtige Rolle im Darm spielt sowie in vielen weiteren Organen vorkommt (zum Beispiel dem Atemwegssystem), wurden in den Zulassungsstudien bestimmte Patientengruppen ausgeschlossen. Das betrifft zum Beispiel Patienten mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen wie etwa Gefäßerkrankungen, schweren Darmerkrankungen und bestimmten Erkrankungen der Atemwege sowie Schwangere oder Frauen im gebärfähigen Alter ohne sicheren Verhütungsschutz. Für eine abschließende Bewertung der Langzeitverträglichkeit dieser Substanzen ist es derzeit noch zu früh.

Kontakt

Sana Dr. med. Edgar Bauderer

Dr. Edgar Bauderer

Chefarzt der Anästhesie und Schmerztherapie, Sana Kliniken Bad Wildbad

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