Essen und Trinken am Lebensende

Auf die indivividuellen Bedürfnisse kommt es an

Essen und Trinken am Lebensende

In der letzten Phase des Lebens verlieren vielen Menschen die Lust am Essen und Trinken. Eine Herausforderung – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Denn Essen symbolisiert Leben, und wenn ein geliebter Mensch die Nahrungsaufnahme verweigert, ist das oft mit großer Sorge verbunden. Warum Sterbende oft keinen Appetit mehr haben und wie Angehörige damit umgehen können, erfahren Sie hier.

Ernährung in der Sterbephase: in aller Kürze

•    In den letzten Stunden und Tagen vor dem Tod verändert sich der körperliche Stoffwechsel.
•    Die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wird für die Sterbenden schwieriger.
•    Angehörige haben oft Sorge, dass der Betroffene verhungert oder verdurstet.
•    Eine gute Mundpflege kann zu positiven Geschmackserlebnissen beitragen.
•    Künstliche Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sollte sorgfältig und individuell abgewogen werden.

Warum Hunger und Durst nachlassen


Wenn das Leben endet, verändert sich das Bedürfnis nach Essen und Trinken. Betroffene haben häufig keinen Hunger oder Durst mehr oder es schmeckt ihnen einfach nichts mehr. Das ist ein normaler Prozess, denn der Stoffwechsel verändert sich in den letzten Stunden und Tagen vor dem Tod. Die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wird für die Patienten zunehmend zu einer großen körperlichen Belastung.

Der Organismus kann die aufgenommene Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr richtig verarbeiten. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen oder Wassereinlagerungen im gesamten Körper führen. „Wir sehen diese besonders im Bereich der Arme und Beine. Manchmal erschweren sie auch zusätzlich das Atmen“, erklärt Dr. Merwe Carstens, Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin an den Sana Kliniken Lübeck.

Beim Essen und Trinken gilt: Alles kann, nichts muss


Angehörige und Zugehörige können das manchmal nur schwer akzeptieren. Zum einen aus Angst, die nahestehende Person würde verhungern oder verdursten und damit noch mehr leiden. Zum anderen, weil Essen und Trinken eine zentrale Rolle in unserem Leben spielen und für Genuss und Freude stehen. In der Hoffnung, etwas Gutes zu tun, machen Nahestehende immer wieder Essensangebote oder bringen die Lieblingsspeise ans Krankenbett. Diese Erwartungshaltung kann bei Sterbenden einen großen Druck ausüben.

Auch wenn es schwerfällt, in Palliativsituationen gilt der Grundsatz: „Alles kann, nichts muss“. Für die Patienten ist es oft eine große Erleichterung, nicht mehr zum Essen gedrängt zu werden. Wichtig ist jetzt auch nicht mehr die Menge, sondern der Genuss, wenn es um die Nahrungsaufnahme geht. Oft haben die Patienten zwar noch Spaß am Geschmack, aber eben nicht mehr an der bislang gewohnten Menge.
 

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Geschmackserlebnisse schaffen und Mundtrockenheit verhindern


Wenn überhaupt keine Nahrung oder Flüssigkeit mehr aufgenommen werden kann oder möchte, dann bietet die Mundpflege Alternativen, um vertrauten Geschmack noch genießen zu können.

Beispielsweise können mithilfe eines Zerstäubers kalte Getränke wie Orangensaft, Apfelsaft, Cola, Bier oder Sekt in den Mund gesprüht werden. Auch ausgefallene Wünsche sind möglich und werden auf der Palliativstation der Sana Klinken Lübeck erfüllt, wie Dr. Merwe Carstens erzählt:

 

Wenn sich eine Patientin zum Beispiel Piña colada wünscht, aber nicht mehr gut schlucken kann, dann werden aus dem Getränk Eiswürfel gemacht und in der Mundpflege eingesetzt, sodass die Patientin das Geschmackserlebnis hat. Die Möglichkeiten sind da unbegrenzt und die Ideenvielfalt groß.

 

Die Mundpflege hat in der Begleitung Sterbender eine große Bedeutung. Wenn die Patienten sie zulassen, kann sie die verbleibende Lebensqualität deutlich steigern. Sie verhindert etwa, dass es zu Austrocknung und Entzündungen der Mundschleimhaut und somit zu Schluckbeschwerden kommt. Auch Hunger- und Durstgefühle können damit gelindert werden.

Maßnahmen zur Mundpflege können sein:

  • Das Lutschen von Eiswürfeln oder sauren Bonbons lindert die Beschwerden und regt die Speichelproduktion an.
  • Gekühlte oder gefrorene Getränke, Obststücke oder Speiseeis sind ebenfalls gut geeignet
  • Bei Mundtrockenheit hilft das Spülen oder vorsichtige Auswischen des Mundes mit Wasser oder Tee.
  • Bei Schluckstörungen kann die Flüssigkeit mit einer Pipette in den Mund getropft werden.

Was ist mit künstlicher Ernährung und Flüssigkeitszufuhr?


Wenn die Aufnahme von Nahrung oder Flüssigkeit auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist, kann dies auch künstlich geschehen. Dem Patienten werden dann über eine Magensonde oder über eine Verne wichtige Nährstoffe verabreicht.  

Allerdings ist diese Maßnahme im Vorfeld und unter Einbeziehung der individuellen Situation immer sorgfältig abzuwägen. Denn: je weiter fortgeschritten eine Erkrankung ist, umso weniger profitieren Patienten davon. Es kann vielmehr zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Auch wenn bereits Wassereinlagerungen im Körper vorkommen, rät Dr. Merwe Carstens von dieser Therapieentscheidung ab: „In dieser Situation verzichten wir auf die zusätzliche Gabe von Flüssigkeit als Infusion oder künstliche Ernährung über eine Magensonde oder Vene, um den Sterbenden nicht zusätzlich zu belasten“, erklärt die Medizinerin.  

Wie bei allen medizinischen Entscheidungen ist auch hierfür das Selbstbestimmungsrecht des Patienten entscheidend. Liegt eine Patientenverfügung vor, muss diese verbindlich eingehalten werden.


Ernährung und Palliativmedizin bei Sana

Wie bei allen Therapiemaßnahmen stehen auch beim Thema Ernährung die individuellen Bedürfnisse, persönlichen Gewohnheiten und Wünschen unserer Patienten stets im Mittelpunkt. Wir wissen um die Bedeutung der Ernährung in der finalen Phase des Lebens und kennen die Herausforderungen, die damit für Betroffene und Angehörige verbunden sind. Unser Anliegen ist es, unsere Patienten auch am Lebensende dabei zu unterstützen eine positive Einstellung zum Essen zu bewahren und die verbleibende Zeit bestmöglich zu genießen.

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