Remscheid

Interview mit Geschäftsführerin Ines Grunewald

Aktives Miteinander spart Zeit und Geld

Ines Grunewald hat 2019 die Geschäftsführung der Sana Fabricius-Klinik Remscheid übernommen.

Ines Grunewald (60) ist seit einem Jahr Geschäftsführerin der Sana Fabricius-Klinik, in Remscheid. Sie ist verantwortlich für 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesem Jahr rund 2.300 Patientinnen und Patienten betreut haben. Wir sprachen mit der gebürtigen Berlinerin über das zurückliegende Jahr und Ihre Pläne 2021.

Frau Grunewald, Sie gehören seit 2008 an verschiedenen Standorten in Nordrhein-Westfalen zum Sana-Konzern und haben demzufolge einen großen Gesamtüberblick. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Veränderungen der vergangenen Jahre im Gesundheitswesen?

Ines Grunewald Die Wirtschaftlichkeit tritt immer mehr in den Vordergrund. Unsere medizinischen und pflegerischen Leistungen und deren Vergütung werden zum Beispiel an sogenannte Kennzahlen gekoppelt, die auch bestimmen, wie lange jemand im Krankenhaus stationär aufgenommen werden darf. Alle Krankenhäuser müssen heute den Spagat zwischen hochwertiger medizinischer Versorgung und Wirtschaftlichkeit schaffen und dem Druck der Politik standhalten, die immer mehr fordert und reguliert, sodass wir nicht mehr frei wirtschaften können. Hand-in-Hand und systemisch scheint aus der Mode zu sein.

Ihr Fokus lag bisher in der Organisationsentwicklung. Sie waren an verschiedenen Sana-Standorten in NRW unter anderem verantwortlich für neue Strukturen und Prozesse. Was ist in der Organisation eines Krankenhauses „typisch Sana“?

Ines Grunewald Grundlage unserer Strukturen und unseres Miteinanders ist das Sana-Leitbild: Mitarbeitende übernehmen Verantwortung und bringen sich bei der Gestaltung des Unternehmens aktiv ein. Unter „Aktiv einbringen“ verstehen wir in erster Linie Kommunikation miteinander auf allen Ebenen und auf Augenhöhe. Es geht darüber hinaus darum empathisch sein, das heißt mit den Augen des Anderen sehen, um zu verstehen, wie wir einander helfen können – Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten gleichermaßen. Alle Veränderungen in unseren Abläufen zum Beispiel sind ausgerichtet an den individuellen Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten – wir richten unser Handeln danach aus. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital: partnerschaftliches, konstruktiv kritisches Miteinander. Dafür braucht man Zeit! 

Pflegekräftemangel, überbordende Bürokratie, permanente Unterfinanzierung, strukturelles Überangebot an Kliniken, zu wenig Zeit für Patienten – die Liste der Kritik am deutschen Gesundheitswesen und seinen Krankenhäusern ist lang. Sie sprachen vor einem Jahr davon, dass auch die Finanzierung der Krankenhäuser vor einem Umbruch steht. Wie sieht der aus?

Ines Grunewald Kein Krankenhaus wird mehr für sich überlegen können, wie man sich auf die neuen, noch unklaren, Bedingungen einstellen muss. Wir müssen zusammenrücken, gemeinsam nachdenken, wer was am besten kann und wie wir das auf die Patientenströme und die zu erbringende medizinische Versorgungsqualität übertragen. Das gilt für die Sana-Kliniken in unserer Region und darüber hinaus für Kooperationen mit anderen Krankenhausträgern, um Ressourcen zu bündeln. Denn es geht uns allen um eine hochwertige medizinische Versorgung für die Menschen im Bergischen Land.

Covid-19 hat gezeigt, dass Krankenhäuser in Deutschland und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im weltweiten Vergleich „spitze“ sind. Wie meistert Ihr Team diese Herausforderungen in einem Fachkrankenhaus?

Ines Grunewald Wir schaffen das mit Transparenz und einer konstruktiven Auseinandersetzung. Wir – die Sana Fabricius-Klinik und die Leitenden Ärzte des Gelenkzentrums Bergisch Land sowie die Anästhesiepraxis Dr. Ralf Nieper – haben in der Krise gelernt, anders miteinander und füreinander einzustehen: Wir haben gemeinsam alle notwendigen Entscheidungen getroffen und Maßnahmen festgelegt. Gemeinsam haben wir auch deren Einhaltung geprüft sowie notwendige Änderungen vorgenommen. Dieses Prinzip der Partnerschaft auf Augenhöhe, das in erster Linie dem Patientenwohl dient, haben wir als sehr erfolgreich im Jahr 2020 erlebt und werden dies in den nächsten Jahren so weiter praktizieren.

Zur Stärkung der medizinischen Qualität in der Region wollten Sie sich unter anderem für eine engere Zusammenarbeit mit dem Sana-Klinikum Remscheid und dem Sana Krankenhaus in Radevormwald einsetzen. Wie sieht Ihre Bilanz nach einem Jahr aus?

Ines Grunewald Zunächst bin ich sehr dankbar: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich damals auf mein Versprechen eingelassen, dass ich für unser gemeinsam vereinbartes Interesse eintreten werde. Die Mitarbeiter waren immer eingebunden. Das hat mir volle Rückendeckung und die Kraft zur Veränderung gegeben.
Aber die Pandemie hat auch bei uns am Standort viel Kraft und Energie gekostet. Vieles war neu, und darauf mussten wir uns gemeinsam einstellen. Wir haben dennoch Vieles geschafft: So wurden zum Beispiel die Verlegungsprozesse optimiert, um den Genesungs- beziehungsweise Heilungsprozess weiter zu optimieren. Wir haben für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den kollegialen Austausch und die gegenseitige Vertretbarkeit gefördert und Fortbildungen, sofern erlaubt, durchgeführt.
Künftig wird es vor allem um die Kooperation in der Medizin gehen; momentan werden wir durch das Sana-Klinikum Remscheid bei der Sterilgut-Aufbereitung und der Arzneimittelversorgung unterstützt. Nun kommen Logistik und Einkauf dazu. Bald werden auch die Laborleistungen gemeinsam beauftragt. Die Alterstraumatologie sowie die Zusammenarbeit in der Intensivmedizin sind weitere Kooperationsthemen mit dem Sana-Klinikum Remscheid. Für alle Bereiche gibt es sehr gute Grundlagen.

Die medizinische Qualität und Kompetenz der Sana Fabricius-Klinik ist weit über die Region hinaus bekannt. Ihre Aufgabe war es unter anderem, diese Qualität weiter zu festigen und auszubauen. Was werden die größten Aufgaben 2021 sein?

Ines Grunewald Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass die Patientenzahlen in der Sana Fabricius-Klinik steigen. Unsere Leitenden Ärzte des Gelenkzentrums Bergisch Land haben weitere Praxen gekauft, sodass wir in 2021 noch mehr Patientinnen und Patienten versorgen werden, dabei unser Leistungsniveau und die medizinische Qualität aber hochhalten.
Die Geriatrie ist ein stabiler und gern genutzter Partner der niedergelassenen Arztpraxen. Unser Pflegepersonal muss diese Leistungen erbringen, darf aber nicht überbelastet werden. Im Gegenteil: Hier geht es auch um Unterstützung. Und die Frage: Wer kann wo die optimale Leistung erbringen? Diese planerische Herausforderung, bei der es auch um Ressourcen geht, gilt es zu bewältigen. Ich bin sehr zuversichtlich, denn es gehört zu unseren Stärken, auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren und sie zu meistern.

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