Die Landesregierung baut die Krankenhauslandschaft um Der RGA sprach mit der Klinikchefin Ines P. Grunewald

„Wir müssen uns 2022 neu aufstellen“

Ines P. Grunewald führt sowohl die Fabricius-Klinik in Remscheid als auch das Krankenhaus in Radevormwald. Beide gehören zum Verbund der Sana Kliniken AG. Die gebürtige Berlinerin fürchtet nicht um die Zukunft der beiden Häuser.

Studien sagen: Es gibt zu viele Krankenhäuser in Deutschland. Viele sind finanziell angeschlagen. Und gutes Personal ist nicht erst seit Corona schwer zu bekommen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellt die Kliniken im Land deshalb auf den Prüfstand. Sie sollen sich spezialisieren, Schließungen sind nicht ausgeschlossen. 2022 wird deshalb für viele kleine Häuser zum Jahr der Bewährung. Sie müssen sich gut aufstellen, um in Laumanns Krankenhausplänen nicht hinten runterzufallen. Thema war die Entwicklung auch auf dem Remscheider Ärztetag im Sana-Klinikum am Wochenende. Der RGA sprach im Vorfeld mit Ines P. Grunewald, Geschäftsführerin der Fabricius-Klinik und des Sana-Krankenhauses in Radevormwald.

Frau Grunewald, wie groß ist Ihre Sorge um Ihre kleinen Häuser?

Ines P. Grunewald: Die Fabricius-Klinik ist seit 44 Jahren am Standort Remscheid und spezialisiert im Bereich Orthopädie und Geriatrie. Ich glaube, damit entsprechen wir den Forderungen der Politik geradezu idealtypisch. Und unser Rader Krankenhaus ist breit aufgestellt, inklusive einer Notfallversorgung und aus der Region nicht wegzudenken. Dennoch werden wir 2022 nutzen, um uns zukunftssicher aufzustellen. Dabei werden wir von der Rader Politik schon jetzt tatkräftig unterstützt.

Was haben Sie vor?

Grunewald: Wir werden uns in der Fabricius-Klinik Ende Januar mit den Operateuren in einem Workshop treffen, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie wir zum Beispiel die stationären und ambulanten Leistungen stärker miteinander verzahnen können.

Und das Krankenhaus in Radevormwald?

Grunewald: Dort werden wir zum Beispiel die Altersmedizin weiter qualifizieren und ausbauen. Krankenhäuser sollen für die Patienten in maximal 30 Autominuten erreichbar sein. Das passt. Das Krankenhaus ist für die medizinische Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar.

Die Sana Kliniken AG, hat die Fabricius-Klinik 2018 übernommen. Wie haben Sie das Haus vorgefunden?

Grunewald: Die Fabricius-Klinik hatte damals schon einen sehr guten Ruf. Dennoch war die Zahl der Operationen 2019 rückläufig und das wirtschaftliche Ergebnis negativ. Wir haben den Trend gestoppt und umgekehrt. Auch 2021 konnten wir das Ergebnis nach 2020 nochmals verbessern.

Was haben Sie gemacht?

Grunewald: Viele Gespräche geführt, zugehört und die Menschen, die hier arbeiten, beteiligt. Wir wissen, wie der andere denkt. Ich möchte, dass die Mitarbeiter zueinanderstehen und gemeinsam Aufgaben bewältigen. Das alles hilft, voranzukommen. Ich weiß aber auch, wie hoch die Belastung für die Mitarbeiter seit Beginn der Pandemie ist. Wenn diese Menschen nicht mit höchstem Einsatz und Engagement an ihrem Arbeitsplatz gekämpft hätten, sähe es bei Sana jetzt nicht so gut aus.

Wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?

Grunewald: Wir könnten auch heute viel mehr Patienten aufnehmen. Aber die Personalsituation lässt das nicht zu. Uns fehlen Pflegekräfte, und die Pandemie setzt den Kolleginnen und Kollegen enorm zu. Inwiefern? Grunewald: Die körperlichen und auch psychischen Belastungen sind hoch, die Arbeit sehr anstrengend und das nicht nur, weil viele Mitarbeitenden ständig unter einer Schutzausrüstung stecken. Sie sind ja selber auch Mütter, Väter, Großeltern und tragen die Sorge vor einer Ansteckung mit nach Hause. 15 Prozent der Arbeitszeit sind 2021 ausgefallen, weil die Kollegen selbst krank geworden sind.

Sind Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft?

Grunewald: Über 95 Prozent in beiden Kliniken.

Wie viele Patienten mit Covid-19 behandeln Sie zurzeit?

Grunewald: Wir haben in Radevormwald aktuell sechs Patienten auf der Normal- und einen auf der Intensivstation. Das stellt uns nicht vor Probleme. In der Sana Fabricius-Klinik hatten wir während der Pandemie sehr wenige Covid-Patienten – derzeit gar keinen.

Nun plant die Landesregierung nicht nur eine Reform der Krankenhausplanung, Bund und Länder haben den Kliniken in der Pandemie auch einen unverhofften Geldsegen zuteilwerden lassen. Das Krankenhaus in Radevormwald bekommt rund 190 000 Euro, die Fabricius-Klinik rund 100 000 Euro als Coronahilfen. Was machen Sie damit?

Grunewald: Wir investieren in die Digitalisierung, kaufen zum Beispiel mobile Visitenwagen, damit die Dokumentation während der Visite sofort elektronisch erfolgen kann. Wir werden auch Telemedizin möglich machen. Dann können sich Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenschalten oder es kann zum Beispiel eine zweite Meinung eingeholt werden. Vor allem aber müssen wir mithilfe der Technik dazu kommen, dass unsere Pflegekräfte wieder mehr Zeit mit den Patienten verbringen, anstatt Papier zu beschreiben. Das möchten Pflegekräfte auch selber: „Wie gerne würde ich mal wieder drei Worte mit den Patienten wechseln, ohne mich gleichzeitig um etwas anderes kümmern zu müssen.“ Genau das muss unser Ziel sein. Dann ist mir um die Zukunft nicht bange.".

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