Schwerpunkte des Zentrums für Altersmedizin

Sturzprophylaxe

Das Risiko zu stürzen, hat jeder Mensch - sei es durch Unachtsamkeit, durch die Schuld anderer oder bei einer sportlichen Betätigung. Über dieses normale Risiko hinaus aber gibt es Stürze, deren Ursache in der Verminderung der Fähigkeit zur Vermeidung eines Sturzes liegt und Folge einer Verkettung von Risikofaktoren ist. Besonders älteren Menschen gelingt es oft nicht, den Körper in Balance zu halten oder ihn bei Verlust des Gleichgewichts wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

Sturzprophylaxe ist ein Thema, das alle Menschen angeht und mit zunehmendem Alter wichtiger wird, um unliebsame Folgen möglichst zu vermeiden. Dafür ist es zunächst wichtig zu erkennen, warum man stürzt, wer besonders sturzgefährdet ist und wie die Sturzgefahr nach Möglichkeit verringert werden kann. Wenn bereits Stürze aufgetreten sind, sollte genau nach der Ursache gesehen werden, um diese möglichst für die Zukunft zu vermeiden.

Was sind altersbedingte und nicht von Krankheit betroffene Gangveränderungen im Alter?

  • Die Gehgeschwindigkeit verringert sich.
  • Die Schrittlänge verkürzt sich.
  • Die Fußführung wird flach bis schlurfend.
  • Die Schrittauslösung dauert länger.
  • Das Gangbild, d.h. der Abstand beider Beine zueinander wird breiter.
  • Die Kraft des Abstoßes verringert sich.
  • Das Abrollen des Fußes wird weniger.
  • Die Oberkörperhaltung neigt sich nach vorn. Der Oberkörper bewegt sich weniger mit.
  • Das Mitschwingen der Arme wird weniger.
     

Welche Risikofaktoren können zu Stürzen führen?

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die zu Stürzen führen können, u. a.: 

  • Körpereigene Faktoren
    • Störungen der Körpersinne (Tiefensensibilität, Tastsinn, Sehvermögen, Gleichgewicht)
    • Einschränkung der Hüftrotation, Gelenkbeweglichkeit, verminderte Muskelkraft
    • Neurophysiologische Veränderungen im Gehirn
    • Untergewicht | Mangelernährung
    • Angst zu stürzen, auch aufgrund früherer Stürze
    • Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit, z. B. Demenz, Delir 
    • Durch Erkrankungen bedingte kurze Bewusstlosigkeit (z. B. Herzrhythmusstörungen,  Epilepsie, Überzuckerung) 
    • Krankheitsbedingte Veränderungen (z. B. Morbus Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose, (Hirn-) Tumore etc.)
    • Schwere seelische Erkrankungen (z. B. Depression)
    • Gangveränderungen im Alter
    • Harninkontinenz | Stuhlinkontinenz, Probleme beim Toilettengang
       
  • Äußere Faktoren
    • Brillen mit falsche Sehstärke oder Gleitsicht
    • Ungünstige Bodenbeschaffenheit: stark gemusterte Böden, rutschende Teppiche, glatte feuchte Böden
    • Stolperquellen: erhöhte Türschwellen, herumliegende Gegenstände
    • Beleuchtungssituation: zu stark, zu schwach, nachts fehlend
    • Beschaffenheit der Einrichtungsgegenstände: zu niedrige Sitz- und Liegegelegenheiten, fehlende Arm- und Rückenlehnen, fehlende Haltegriffe
    • Ungeeignetes Schuhwerk (zu groß, zu klein, Absätze, offene Ferse) und lose sitzende Kleidung
    • Falscher Gebrauch oder falsch eingestellte Hilfsmittel (Rollator, Gehbank, Gehhilfen, Rollstuhl)
    • Medikamente und ihre Wirkung (z. B. Schläfrigkeit)

Wie lassen sich Stürze vermeiden?

Durch regelmäßige Beobachtung der Mobilität des älter werdenden Menschen und Begutachtung des Wohnraums lassen sich schon einige Sturzrisiken vermeiden und auf die jeweilige Situation bedarfsgerecht anpassen. Stürze lassen sich u. a. vermeiden durch: 

  • Brillen und Hörgeräte einsetzen. Batteriestand prüfen.
  • Stolperfallen beseitigen: feste Teppiche/ Läufer, sichtbare Stufen, Kabel und abgestellte Gegenstände sichern.
  • Stabile beidseitige Treppengeländer anbringen.
  • Laufwege freihalten.
  • Feste Hausschuhe; wetterangepasstes und sicheres Schuhwerk in der richtigen Größe; nachts: Socken mit Antirutschsohle.
  • Kleidung nicht zu locker auswählen.
  • Bodenbeläge trocken und rutschfrei halten (ungewachst, wasser- | eisfrei).
  • Anti-Rutschmatten und feste Haltegriffe in Bad/Dusche anbringen.
  • Hilfsmittel für den Sanitärbereich erwägen: Duschstuhl, Toilettensitzerhöhung, Transferhilfen.
  • Für angepasste Lichtverhältnisse sorgen. Nachtlicht einschalten.
  • Auf regelmäßige und zeitgerechte Medikamenteneinnahmen achten (Wechselwirkung mit Lebensmitteln beachten | erfragen: Grapefruitsaft, kalziumstarke Käsesorten).
  • Regelmäßige Kontrolle der Geh-Hilfsmittel: Einstellung der Größe, Funktionalität der Bremsen, Zustand der Plastikkappen, Gummikappen und Räder.
  • Schaffung von optimalen Umgebungsbedingungen außer Haus: Geländer anbringen.
  • Mobiliar auf Körpergröße und altersgemäße Funktionalität prüfen, evtl. Toilettentraining durchführen.
  • Patienten- | Hausnotruf in erreichbare Nähe bringen.
  • Ablenkungen beim Gehen vermeiden z.B. erzählen, Objekte/ Personen zeigen.
  • Personelle Unterstützung beim Gehen anbieten. Ängste nehmen.

Weitere Informationen zum Thema »Sturzvermeidung«