Cottbus,
27
Oktober
2022
|
21:41
Europe/Amsterdam

Turbulenzen im Herzen

Herzwochen stellen den Herzrhythmus in den Fokus

Das Vorhofflimmern zählt in Deutschland mit rund 1,8 Millionen Patienten zu den häufigsten andauernden Herzrhythmusstörungen. Gerät der Lebensmotor aus dem Takt, rast oder stolpert, kann das für die Betroffenen nicht nur  beängstigend sein, sondern auch gefährlich. Im Interview erklärt Andreas Terne, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie im Sana-Herzzentrum Cottbus, wodurch die Turbulenzen im Herz entstehen und wie sie behandelt werden können.

Wie viele Patienten mit Vorhofflimmern kommen zu Ihnen? 

Andreas Terne: In unserer Spezialklinik werden pro Jahr mehr als 500 Patienten mit Herzrhythmusstörungen behandelt. Gut 80 Prozent von ihnen leiden an Vorhofflimmern, Tendenz steigend.

Gibt es eindeutige Symptome, die auch ein Laie erkennen kann?

Andreas Terne: Einige Patienten sind völlig beschwerdefrei. Bei ihnen ist die Rhythmusstörung meist ein Zufallsbefund beim Hausarzt. Die meisten jedoch bemerken einen Leistungseinbruch, sind nicht mehr so belastbar wie bisher oder beklagen eine neu aufgetretene Luftnot. Tritt das Vorhofflimmern anfallweise auf, verspüren die Patienten meist Herzrasen oder – stolpern oder auch Brustschmerzen.

Ab wann müssen diese "Turbulenzen" im Herz zwingend behandelt werden?

Andreas Terne: Wenn man selbst merkt, dass der Herzrhythmus aus dem Takt ist, sollte der Hausarzt ein EKG (Elektrokardiogramm) aufzeichnen. Damit kann ein Vorhofflimmern diagnostiziert werden. Bestätigt sich die Vermutung, muss in mehrere Richtungen gedacht werden. Bei bestimmten Risikokonstellationen – hohes Alter, Bluthochdruck oder Schilddrüsenüberfunktion, ein  Schlaganfall in der Vergangenheit, eine strukturelle Herz- oder Gefäßerkrankung – ist die richtige Blutverdünnung wichtig, um (weiteren) Schlaganfällen vorzubeugen. Die Herzfrequenz unter Vorhofflimmern ist meist schnell oder zu schnell, mitunter aber auch zu langsam. Dann muss gehandelt werden, weil ein dauerhaft zu schneller Herzschlag die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigen kann. Schlägt das Herz zu langsam, sind Schwindel oder Bewusstseinsstörungen nicht ausgeschlossen. Medikamentöse und auch invasive Behandlungen können Erleichterung bringen und den normalen Herzrhythmus wieder stabilisieren. 

Welche Behandlungsmethoden gibt es noch? 

Andreas Terne: Bei anfallsweise auftretendem Vorhofflimmern hilft mitunter die Einstellung auf rhythmusstabilisierende Medikamente – zumindest vorübergehend. Anhaltendes Vorhofflimmern sollte durch die Gabe von Medikamenten oder per Elektroschock (Kardioversion) beendet werden. Bei einem permanenten und langjährigen Vorhofflimmern sind Behandlungsmöglichkeiten und die Erfolgsaussichten der Therapie eingeschränkt. Mit der elektrophysiologischen Untersuchungen, kurz EPU, bieten wir das komplette Spektrum der modernen, minimalinvasiven Behandlung von Herzrhythmusstörungen an. Die Technik unseres EPU-Labors ermöglicht uns, jede Störung zu behandeln. Das effektivste Verfahren bei Vorhofflimmern ist die Katheterablation. Hervorzuheben ist hier die Kryoablation, die insbesondere bei Vorhofflimmerpatienten mit kurzer Krankheitsdauer bei kurzen Eingriffszeiten hohe Erfolgsaussichten verspricht. 

 

So entsteht Vorhofflimmern

Ist das Herz gesund, sorgen die elektrischen Impulse der Herzzellen dafür, dass sich die beiden Vorhöfe der Herzkammern zusammenziehen. So kann das Blut in die Kammern strömen. Dann ziehen sich diese ebenfalls zusammen und pumpen das Blut in die Lungen. Durch verschiedene Faktoren – wie das zunehmende Alter, Bluthochdruck oder Vorerkrankungen – kann es passieren, dass die elektrischen Impulse gestört werden und zu Vorhofflimmern führen. Die Vorhöfe arbeiten nicht mehr ausreichend, so dass in Summe die Herzleistung eingeschränkt ist. Neben dem Alter und Bluthochdruck befördern auch Diabetes mellitus, Übergewicht, eine Schilddrüsenüberfunktion, Schlafapnoe, erheblicher Alkoholkonsum sowie bestehende Herzerkrankungen das Vorhofflimmern. Zu den Auslösern der  Herzrhythmusstörungen zählen Stress, Zeitdruck und psychische Belastungen.

Terne, Andreas

 

Andreas Terne ist Rhythmologe und Experte für Herzen, die aus dem Takt geraten sind. 

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Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.