Cottbus,
16
Oktober
2022
|
20:30
Europe/Amsterdam

Beherztes Eingreifen rettet Leben

Aktionstag rückt Wiederbelebung in den Fokus

Ja, man kann als Zeuge eines Herzinfarktes durchaus eine Sache falsch machen. „Nicht zu helfen“, stellt Dr. Axel Harnath, Chefarzt der Kardiologie im Sana-Herzzentrum Cottbus, klar. „Dann hat der Patient keine Überlebenschance. Die besteht nur, wenn Zeugen eines plötzlichen Herzkreislaufstillstandes die Situation erkennen, den Notruf 112 alarmieren und sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.“

Gut 60.000 Menschen in Deutschland sterben jedes Jahr am plötzlichen Herztod. Durch die Herzdruckmassage könnte sich diese Zahl minimieren. „Aber nach dem Absetzen des Notrufs haben viele Angst davor, den leblosen Menschen zu berühren, auch weil sie unsicher sind, wie die Herzdruckmassage funktioniert oder weil sie den Betroffenen bei der Wiederbelebung verletzen könnten. Dabei sind die Minuten, bis der Rettungsdienst eintrifft, lebensentscheidend“, betont der Mediziner. „Wird das Herz nicht stimuliert, wird der gesamte Körper nicht mehr mit Blut versorgt. Selbst wenn es den Notärzten dann doch gelingt, die Person zu reanimieren, ist kostbare Zeit verloren, in der das Hirn irreparable Schäden erlitten hat.“

 

Symptome verharmlost

Im Sana-Herzzentrum in Cottbus behandeln die Spezialisten ca. 250 Herzinfarkte im Jahr. Beim überwiegenden Teil der Patienten kommen Hilfe und ärztliche Behandlung rechtzeitig, so dass die Patienten diese lebensbedrohliche Akuterkrankung ohne gravierende Langzeitschäden überstehen und wieder genesen. „In den allermeisten Fällen trifft ein Herzinfarkt Menschen mit Begleiterkrankungen, welche die Entwicklung einer Arteriosklerose begünstigen“, weiß Dr. Axel Harnath. Zu den bedeutsamsten Risikofaktoren zählen Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen sowie ein ungesunder Lebensstil. Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel schaden dem Herzen und dem gesamten Körper. „Das ist kein Geheimnis, wird aber immer noch viel zu oft unterschätzt oder nicht ernst genommen.“ Ebenso verhält es sich mit möglichen Frühsymptomen eines Herzinfarktes. Einige Betroffene verspüren Stunden oder sogar Tage vor der Attacke Brustschmerzen, Herzklopfen oder Luftnot. Frauen weisen mitunter andere Symptome auf, die einem Herzinfarkt vorhergehen wie Rückenschmerzen, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch, akute Erschöpfung oder ein Ziehen in den Armen. „Allerdings bringen die wenigsten Patienten diese Erscheinungen mit einem möglichen Herzinfarkt in Verbindung. Da ist Aufklärung wichtig.“

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Das Sana-Herrzentrum Cottbus rückt zum Weltwiederbelebungstag die lebensrettende Herzdruckmassage in den Fokus. 

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Zeit ist Gewebe

Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der Herzinfarkte leicht gesunken ist. Ein Grund dafür: Rauchen wird immer unattraktiver. „Zwar hält Deutschland eine traurige Spitzenposition: In keinem Land Europas gibt es so viele rauchende Frauen wie hier. Doch vor allem bei Jugendlichen hat ein Umdenken eingesetzt. Der Trend zum Nikotinverzicht ist sehr erfreulich. Neben vielen positiven Effekten schützt er auch das Herz.“ Es gibt aber noch eine weitere erfreuliche Entwicklung. „Die medizinische Versorgung hat sich in diesem Bereich sehr verbessert. Ein akuter Herzinfarkt gehört sofort auf den Herzkathetertisch. Wir verfügen hier über ein hochprofessionelles Team und Spitzentechnik. Mittlerweile ist unsere Region flächendeckend mit Herzkatheterlaboren ausgestattet, um betroffene Patienten schnell behandeln zu können. Wir arbeiten eng mit den Sana Kliniken Niederlausitz in Senftenberg zusammen, die in dieser Hinsicht jetzt ebenfalls gut aufgestellt sind.“

Bei einem Herzinfarkt sind eine oder mehrere Herzkranzarterien durch ein Blutgerinnsel auf dem Boden einer arteriosklerotisch vorgeschädigten Gefäßwand verschlossen, so dass der entsprechende Herzmuskelbereich von der Blutversorgung abgeschnitten ist. Die Folge ist ein Absterben der Herzmuskelzellen. Die Aufgabe des Teams im Herzkatheterlabor ist dann die schnellstmögliche Wiedereröffnung dieses Gefäßes, damit der hierdurch versorgte Herzmuskelbereich wieder mit Blut und somit mit Sauerstoff versorgt wird. Die Verschlussstelle wird unter Röntgensicht mit einem hauchdünnen Draht passiert und durch das Aufblasen eines kleinen Ballons in diesem Bereich wieder eröffnet. Das anschließende Einsetzen einer Gefäßstütze (Stent) sorgt für einen abschließend dauerhaften ungehinderten Blutstrom durch den gesamten Herzmuskel. „Dabei ist Zeit gleich Herzmuskelgewebe. Nach spätestens sechs Stunden ist das Herzmuskelgewebe dauerhaft und irreparabel geschädigt“, erklärt Dr. Axel Harnath. „Die Folge ist eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, welche sich durch Luftnot im Sinne einer chronischen Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) äußert. Je schneller die Wiedereröffnung des Herzkranzgefäßes gelingt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, Herzmuskelgewebe gesund zu erhalten.“ Dies garantiert später eine uneingeschränkte Herzmuskelkontraktion und dadurch eine unveränderte körperliche Belastbarkeit.

 

„Dancing Queen“ für den Herz-Takt: So funktioniert die Herzdruckmassage

Mit dem weltweiten Tag der Wiederbelebung (World Restart a Heart Day) am 16. Oktober soll die Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema erhöht werden. „Die Mund-zu-Mund-Beatmung, die sehr viel Überwindung kostet, ist dafür übrigens nicht nötig“, bekräftigt Dr. Axel Harnath. „Es kommt auf die Herzdruckmassage an.“ Um mit ihrer Hilfe Leben zu retten, braucht es nur zwei Hände. Und den passenden Ohrwurm. Die Musik hilft, das richtige Tempo einzuhalten, in dem die Massage durchgeführt werden soll. Normalerweise liegt der Ruhepuls eines erwachsenen Menschen bei etwa 60 bis 90 Schlägen pro Minute (BPM: Beats per minute). Bei der Wiederbelebung sollten es zwischen 100 bis 120 BPM sein.

Hits wie „Dancing Queen“ von ABBA (101 BPM), „Macarena“ von Los Del Rio (103 BPM), „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees (104 BPM), „Yellow Submarine“ von den Beatles (112 BPM) oder „Da steht ein Pferd auf dem Flur“ von Klaus und Klaus (113 BPM) haben den passenden Rhythmus für eine rettende Herzdruckmassage. Nun gilt es noch, die richtige Stelle zu finden. Die liegt in der Mitte des Brustbeins. Sind sich Ersthelfer unsicher, können sie die untere Spitze des Brustbeins ertasten. Zwei Fingerbreit darüber befindet sich die optimale Stelle für die Herzdruckmassage. Dort müssen die Hände übereinandergelegt und im Rhythmus auf den Körper des Betroffenen gedrückt werden. „Das sollte etwas kräftiger geschehen, damit das Herz stimuliert wird. Die Helfer brauchen keine Angst zu haben, dem Betroffenen versehentlich eine Rippe zu brechen. Die kann heilen. Für den Patienten dagegen gibt es keine weitere Chance, wenn die Wiederbelebung nicht versucht wurde“, betont Dr. Axel Harnath.

Über die Kardiologie im Sana-Herzzentrum Cottbus

In der Kardiologie im Sana-Herzzentrum Cottbus werden jährlich gut 2.800 Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße, mit angeborenen und erworbenen Herzklappenfehlern im Erwachsenenalter, mit entzündlichen Erkrankungen des Herzmuskels, Kardiomyopathien und Herzrhythmusstörungen behandelt. Dafür stehen hier kompetente und erfahrene Spitzenmediziner und Fachpflegekräfte, innovative Behandlungsmethoden und eine hochmoderne Ausstattung zur Verfügung. Neben dem Chefarzt Dr. Axel Harnath kümmern sich eine Leitende Oberärztin, drei Oberärzte und elf Fachpflegekräfte um die Patienten. Zu den umfangreichen diagnostischen Maßnahmen und den nichtchirurgischen Therapien sämtlicher Herzerkrankungen zählen beispielsweise die TAVI (der interventionelle Herzklappenersatz im Bereich der Aortenklappe), Defibrillator- und Herzschrittmacherimplantationen, die interventionelle Mitral- klappen- und Trikuspidalklappentherapie (MitraClip und Triclip), elektrophysiologische Untersuchungen (EPU), Ablationsverfahren, hochkomplexe Koronarinterventionen. Ein modernes Herzkatheterlabor mit einer Multifunktionseinheit für Hybridverfahren und angegliedertem Funktionsbereich ermöglicht alle kardiologischen Standarduntersuchungen und zahlreiche Spezialeingriffe. Dank der 24-Stunden- Bereitschaft sind die Patienten rund um die Uhr in besten Händen.

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Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.