Adipositaszentrum HofEine Patientengeschichte
„Mein Leben hat eine völlig neue Qualität“

Silvija Yobas - vor und nach ihrem Weg in eine neue Lebensqualität
Eigentlich wollte Silvija Yobas nur ihre Freundin zu einem Vortrag begleiten, aber dann ändert sich ihr ganzes Leben. „Gewicht XXL – was, wenn alle Abnehmversuche und Diäten scheitern?“, lautete das Thema des Vortrages.
Aufmerksam folgte sie den Ausführungen der Ärzte, erzählt die junge Frau. „Plötzlich stieg ein Impuls in mir auf. Das mach ich!“ Die Freude und Erleichterung, strahlt noch heute aus ihrem Gesicht, wenn sie ihre Geschichte erzählt. Schlank sei sie noch nie gewesen, auch als Kind nicht. Nach zwei Schwangerschaften und zahlreichen Diäten wog sie 153 Kilo. „Bei Problemen bin ich als Frustesserin direkt zum Kühlschrank gegangen“, erzählt die heute 46-Jährige. Sie bekam schwerstgradige Schlafapnoe, Bluthochdruck und Probleme mit den Knien. „Zwar hatte ich schon immer ein gutes Selbstbewusstsein, aber es ist doch ziemlich unangenehm, wenn man im Freibad oder am Buffet alle Blicke auf sich zieht.“
2018, nach dem Vortrag, beschloss sie sich im damals neugegründeten Adipositaszentrum am Sana Klinikum Hof vorzustellen. Sie wurde die erste Patientin. In völliger Begeisterung für die Sache, gab sie ihren Job auf und wurde Koordinatorin des Zentrums. Wer, wenn nicht jemand der selbst betroffen ist, kann hilfesuchende Patienten gut beraten.
Für Silvija Yobas begann unterdessen ein neuer Lebensabschnitt. Am Anfang standen konservativen Therapien aus Ernährungsberatung und Motivationsschulung zur Bewegung auf dem Plan, die jeder Patient durchlaufen muss. Diese Phase kann bis zu einem halben Jahr dauern. Die konservative Therapie gilt als erfolgreich absolviert, wenn der Patient je nach Schweregrad der Adipositas einen Gewichtsverlust von 15 bis 20 Prozent des Ausgangskörpergewichts erreichen konnte. Zeigte sich kein Erfolg, kann eine bariatrische Operation, also eine chirurgische Magenverkleinerung, durchgeführt werden. Sehr verständlich wurde ihr damals schon der Weg von Dr. Michael Dykta, dem Leiter des Adipositaszentrums erklärt, der sie auch bis heute auf ihrem Weg begleitet.
Die Patienten des Adipositaszentrum Hof werden von einem interdisziplinären Expertenteam betreut. Dazu gehört auch die Oberärztin der Plastischen Chirurgie, Dr. Shirin Mansouri, Ernährungswissenschaftlerin Jessica Schraml und Ernährungsberaterin Victoria Tippelt.
Mit einer klassischen Diät erreichen die Patienten oftmals nicht den gewünschten Gewichtsverlust. „Viele Patienten können ihren erreichten Gewichtsverlust nur vorübergehend halten.“, berichtet Dr. Dykta. Das liegt daran, dass viele Diäten zu drastisch und unflexibel sind, es sei jedoch eine langfristige Lebensstilveränderung notwendig. Um dieses Problem aufzugreifen, bietet das Sana Klinikum Hof ein neues, multimodales, konservatives Gewichtsreduktionsprogramm an. Dieses besteht aus Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie. Das Programm zielt vor allem auf eine Umstellung der Lebensgewohnheiten ab. „In Kleingruppen treffen wir uns mit den Patienten in regelmäßigen Abständen. Wir besprechen Themen wie Mahlzeiten-Rhythmus und -Umfang, die Energiedichte der Lebensmittel oder den Umgang mit Stress“, erläutert Ernährungswissenschaftlerin Jessica Schraml. Gemeinsam wird auch an der Motivation gearbeitet, um Rückfälle zu verhindern und um an Strategien zu erarbeiten, um mit Rückfällen umgehen zu können. Parallel zur Ernährungs- und Verhaltenstherapie findet eine angeleitete Bewegungstherapie in einem kooperierenden Fitnesszentrum statt. Ziel des Programms ist es, mit der Adipositas verbundene Begleiterscheinungen wie erhöhten Blutzucker, Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen oder Gelenkverschleiß- bzw. -schmerzen zu verbessern oder diesen Erkrankungen vorzubeugen.
Silvija Yobas konnte bei der ersten Phase der Therapie ihr Wunschgewicht noch nicht erreichen. Sie entschied sich daher für eine bariatrische Operation, bei der ein Teil ihres Magens entfernt wurde. Als Ergebnis der minimalinvasiven Operation bleibt ein schlauchförmiger Restmagen übrig, der nur eine geringe Nahrungsmenge aufnehmen kann. Bei einer anderen Operationstechnik, der sogenannten Magenbypass-Operation, wird durch eine Umleitung des Dünndarms der Speisebrei schneller in den Dickdarm geleitet. So können deutlich weniger Nährstoffe aufgenommen werden als zuvor über den vorgelagerten Dünndarm, der sich direkt am Magenausgang anschließt. Dieser sogenannte Magen-Bypass ist eine von mehreren Operationsmethoden. Welche Methode infrage kommt, ist von verschiedenen Faktoren wie Körpergewicht, Begleiterkrankungen und den Wünschen der Patienten abhängig. Zudem wird darauf geachtet, was jeder Patient ganz individuell für sich braucht – passt die Operationsmethode zu den Bedürfnissen? Nach der Operation folgt normalerweise eine „drastische und effektive Gewichtsreduktion“, so Dr. Dykta. Die Patienten verlieren zwischen 60 und 90 Prozent des Übergewichts. Die Magen-OP ist aber kein Freifahrtschein für Maßlosigkeit, betont der Oberarzt: Der Magen kann sich nach einiger Zeit auch wieder dehnen.
Ihr Gewicht konnte Silvija Yobas mittlerweile halbieren und auf 75 Kilo reduzieren. „Das erste Mal mit einem Bikini am Strand zu sein - das war ein unbeschreibliches Gefühl“. Ihr Leben habe sich enorm verändert und vor allem an Qualität gewonnen. „ich fühle mich endlich wohl in meinem Körper und habe keine gesundheitlichen Probleme mehr.
Nach der OP musste Sie ihr Essverhalten reduzieren. Sie können nur noch kleine Portionen zu sich nehmen, weil ihr Magen maximal 80 Milliliter fassen kann. Das bedeutet, Essen und Trinken findet zu getrennten Zeiten statt. Statt drei gibt es jetzt fünf kleinere Mahlzeiten. Yobas muss zusätzlich Vitaminpräparate zu sich nehmen, weil die aufgenommene Nahrungsmenge für gewöhnlich nicht mehr ausreicht, um den Mikronährstoffbedarf zu decken. Bei allem Glück müsse sie gestehen, das unter dem massiven Gewichtsverlust die Haut leidet, da dieser in einem relativ kurzen Zeitraum stattfindet. „Die Fettzellen schrumpfen, die Haut aber nicht.“, erklärt Dr. Shirin Mansouri, deshalb können Patienten Straffungs-Operationen vornehmen lassen - vor allem am Bauch, an den Oberarmen, an den Oberschenkeln, an der Brust und im Schambereich. Manche Menschen benötigen aufgrund der spezifischen Beschaffenheit ihrer Haut keine Straffung trotz einer Gewichtsabnahme von mehr als 50 Kilogramm. Das kann sehr verschieden sein. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für plastische Operation, wenn die Patienten neu aufgetretene postoperative Beschwerden nachweisen können. Das können Ausschläge, Rötungen oder Ekzeme sein, die sich unter den Hautlappen bilden können. Bei manchen Männern verschwindet das Geschlechtsteil unter dem Bauchlappen. „Mit der bariatrischen OP haben die Patienten eine Entscheidung fürs Leben getroffen.“, bestätigt die Koordinatorin des Adipositaszentrums. Inzwischen hat sie sich ihren Bauch straffen lassen. „Der Großteil meines Weges ist geschafft.“
Infokasten:
Voraussetzungen für eine bariatrische OP: Eine sogenannte bariatrische Operation kann schon ab einem BMI von 35 kg/m² sinnvoll sein. Zur Klassifizierung von Übergewicht und Adipositas wird weltweit üblicherweise der Körpermasseindex (Body-Mass-Index, BMI) verwendet. Zur Berechnung wird das Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt (kg/m²). Nach dem Klassifikationsschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt der Normalbereich des BMI beim Erwachsenen zwischen 18.5 und 24.9 kg/m². Ab einem BMI von 25 kg/m² besteht Übergewicht, bei einem BMI größer oder gleich 30 kg/m² wird von Adipositas gesprochen.
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