Sana Blaubuch
durchspricht. Dazu kommt noch der halbjährliche Check für Körper, Geist und Seele. Interdiszipli- när und vor allem, interprofessionell. Neben der Schulmedizin kommen dabei auch alternative Heil- methoden zum Einsatz. Der wichtigste Experte für mich ist mein Mobilitätstrainer. Denn eines ist mir heute klar: Mobilität ist das Wichtigste imAlter. Und heute weiß man ja, dass die meisten alten Menschen nicht an klar abgrenzbaren Krankheiten sterben, sondern infolge zu geringer Mobilität. Und wenn man sich so umschaut, stehen wir Alten gar nicht so schlecht da. Der durchschnittliche Ge- sundheitszustand bessert sich von Jahr zu Jahr. Sogar die Selbstmordrate in meiner Altersgruppe konnte deutlich gesenkt werden. Das Alter simulieren Dein Wort in Gottes Ohr, Großvater. Übrigens: Ich bereite mich jetzt schon auf mein Alter vor. Dabei nutze ich einen der neuen Alterssimu- latoren. Da erfährt man ziemlich genau, wie man sich mit 90 fühlt. Inklusive Mobilitäts- und Schmerzsimulation, Hör- und Sehfähigkeit und der geistigen Aktivität. Dazu verbindet man sich mit seiner Lebensgesundheitsakte und macht einige Angaben zum aktuellen Lebensstil. Also: sportliche Aktivitäten, Ernährungsgewohnheiten, Stressfaktoren und was man macht, um sich geistig fit zu halten. Wenn man will, kann man eine aktuelle Telomer-Analyse hinzufügen. Dann bekommt man mitgeteilt, wie hoch die Lebens- erwartung bei welcher Lebensqualität ist. Ich habe mal zum Spaß eingegeben: 20 Zigaretten täglich, fünf Bier und kein Sport. Das Ergebnis war beeindruckend. Ich werde gar nicht erst 90. Dann habe ich meine tatsächlichen Lifestyle- Daten eingegeben. Damit kann ich zwar 90 werden, meine Mobilität wird dann allerdings sehr eingeschränkt sein. Um mit 90 so fit zu sein wie du, werde ich noch einiges tun müssen. Das Programm dafür steht, aber mein Leben muss sich doch ein gutes Stück ändern, um auch im Alter noch mobil zu sein. Wenn du rechtzeitig anfängst, wird es klappen. Und außerdem gibt es ja noch Hilfsmittel. Ich habe mein E-Bike. Auch so eine Antiquität, Baujahr 2016. Wenn ich aus der Wohnung gehe, schwenke ich in Alt-Moabit in die E-Bike-Spur ein. Ein E-Band am Rande der Straße versorgt den Elektromotor mit Strom, eine Chipkennung rechnet den ver- brauchten Strom in Echtzeit ab. Eine Fahrt von Alt-Moabit nach Tegel kostet 40 Cent. Das nenne ich Mobilität im Alter. Aber man liest immer wieder von Unfällen, Großvater! Keine Sorge, ihr wisst doch: Der körperliche Zustand eines alten Menschen ist immer das Ergebnis des- sen, was er seinem Körper früher zugemutet hat. Und mein Motto imAlter ist: Lieber fit für den Alltag als perfekt gesund. Letzteres schaffe ich eh nicht, das Erste hingegen ist und bleibt mein Ziel. «Mobilität ist das Wichtigste im Alter. Die meisten alten Menschen sterben nicht an klar abgrenzbaren Krankheiten, sondern infolge zu geringer Mobilität. Hier fängt die Medizin des Bewegens und Bewegt- werdens an. » 2 0 5 1 M a r k u s M ü s c h e n i c h E S S AY 13
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