Sana Blaubuch

18 2 0 11 a x e l f e l d k a m p / t h o r s t e n r o s e n b a u m / M a r k u s S c h m i d t J e d e s z e h n t e K i n d k omm t z u f r ü h z u r We lt Nahaufnahme Frühchen sind die verletzlichsten Patienten. Eine Duisburger Klinik sorgt dafür, dass der Frühstart ins Leben für Kind und Eltern gelingt. Mit Intensivmedizin und größtmöglicher Eltern-Kind-Nähe. Nur 620 Gramm wiegt das Frühchen, das heute im Perinatalzentrum des Klinikum Duisburg geboren wurde. Wie hoch sind seine Überlebenschancen? Feldkamp: Das Gewicht spielt zwar eine Rolle für die Überlebensfähigkeit, entscheidender aber ist die Reife, also die Dauer der Schwangerschaft zum Zeitpunkt der Geburt. Nach unserem Ermessen fängt die Lebensfähigkeit in der 24. Schwangerschafts- woche an. Das Frühchen in unserer Station wurde in der 26. Schwangerschaftswoche geboren, ab der 25. Woche rechnen wir mit Überlebenschancen von 50 Prozent. Bei sehr kleinen Frühgeborenen ist allerdings das Risiko hoch, dass sie wegen der extremen Unreife ihrer Organsysteme schwere Behinderungen entwickeln. Mit welchen medizinischen Maßnahmen lassen sich die Überlebenschancen von Frühchen verbessern? Schmidt: Zunächst versuchen wir Zeit zu gewin- nen—wenn möglich mindestens zwei Tage, um eine Lungenbehandlung durchzuführen. Diese zweimaligen Cortisongaben an die Mutter verbes- sern die Prognose des Neugeborenen erheblich. Während dieser Zeit führen wir intensive Gesprä- che mit den beteiligten Ärzten und helfen den Eltern, die für sie völlig neue und beängstigende Situation besser zu verstehen. Entbunden wird üblicherweise mit Kaiserschnitt, das ist für das Kind weniger riskant. Feldkamp: Bei der Erstversorgung nach der Geburt sorgen wir dafür, dass das Kind keine Temperatur verliert, und prüfen sehr behutsam Vitalparame- ter wie Atmung und Herz-Kreislauf-Funktionen. Wenn nötig stimulieren oder unterstützen wir die Atmung. Dann legen wir Infusionen für die Flüs- sigkeitsversorgung. Ist die Lunge noch unreif, bekommen die Frühgeborenen Surfactant—ein Präparat, das aus Schweine- oder Rinderlungen Von oben nach unten— Prof. Dr. Thorsten Rosenbaum, Dr. Axel Feldkamp Klinik für Kinder- heilkunde und Jugendmedizin Prof. Dr. Markus Schmidt Klinik für Frauen- heilkunde und Geburtshilfe Klinikum Duisburg Warum zu früh? Etwa die Hälfte der frühgeborenen Kinder kommt auf- grund von uroge- nitalen Infektionen der Mutter zur Welt. Wenn Keime aus der Scheide in die Fruchtblase gelangen, produ- zieren sie Prostag- landine, die Wehen auslösen. Ein zweiter Grund für Frühgeburten sind Erkrankungen oder Funktionsstörung- en der Plazenta, die zur mangelnden Versorgung der Fö- ten mit Nährstoffen führen. Die dritte große Gruppe der Frühgeburtsrisiken sind Mehrlings- schwangerschaf- ten. Die meisten Zwillinge kommen ein paar Wochen zu früh, Drillinge oder Vierlinge kommen immer zu früh. Grund für die Zunahme der Mehrlingsschwan- gerschaften ist eine vermehrte Nutzung reproduktionsmedi- zinischer Aktivitä- ten. In Zusammen- hang damit steht auch das steigen- de Alter der Frau- en bei ihrer ersten Schwangerschaft, das heute um zehn Jahre höher liegt als noch vor zwei Jahrzehnten. Ab etwa 35 Jahren steigt statistisch gesehen das Früh- geburtsrisiko. Wei- tere Ursachen für Frühgeburten sind chronischer Stress. Auch Rauchen vor und während der Schwangerschaft erhöht das Risiko.

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