Sana Blaubuch

46 2 0 3 1 S a b i n e P e t r i Der Unterschied zwischen meiner ehemaligen Arbeit als Juristin und meiner neuen Aufgabe als Psychoonkologin ist nicht so groß. In beiden Be- rufsrollen begleite ich Menschen in schwierigen Situationen, widme ihnen meine volle Aufmerk- samkeit, und gemeinsam finden wir heraus, welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben, was unter den gegebenen Umständen erreichbar ist und wie sie mit dem Unerreichbaren umgehen können. Beide Berufe erfordern hohen Respekt vor dem anderen Menschen und große Sensibilität in der Kommunikation. Bei meiner Arbeit mit krebskran- ken und oft hochbetagten Patienten stehen deren Ressourcen im Vordergrund. Ich versuche sie zu stabilisieren, indem wir gemeinsam ihre Stärken erkunden. Mit Biografiearbeit etwa erinnern sich die Patienten an verschiedene Stationen ihres Lebens und vergewissern sich ihrer Erfahrungen und Erlebnisse. Damit werden sie sich ihrer Mög- lichkeiten bewusster und können ihren Weg finden. Zu meiner Arbeit mit den Patienten gehören auch Entspannungsübungen, außerdem unterstütze ich meist auch ihre Angehörigen. Die meisten Schwerstkranken hängen am Leben, selbst wenn sie ein hohes Alter erreicht haben, und wenn es nur noch ein sehr eingeschränktes Leben ist. Je- der weiß, dass der Tod nah ist, aber niemand weiß, was danach kommt. Deshalb schwingt die Stimmung der Patienten oft zwischen Loslassen und Festhalten. Für mich ist der tägliche Umgang mit Leid und Tod erträg- lich, weil ich die Fülle des Lebens, zu dem auch das Schöne gehört, ganz bewusst wahrnehme. In den Momenten des Verbundenseins mit den Patienten, wenn sie mir das Gefühl geben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, bekomme ich viel zurück. Und in Zukunft? Angesichts der alternden Bevölkerung, des Kos- tendrucks, des Ärzte- und Pflegekräftemangels und der Technisierung der Medizin werden Psy- choonkologen verstärkt darauf zu achten haben, dass der Patient ganzheitlich gesehen wird, mit all seinen physischen, psychischen, spirituellen und sozialen Bedürfnissen. Vielleicht können wir der Gesellschaft künftig ein Stück weit vorleben, dass Sterben kein Tabu mehr ist, sondern eine wichtige Phase des Lebens. Diese veränderte Haltung ist wichtig, denn je älter die Menschen werden, desto öfter im Leben werden sie mit Sterben konfrontiert. Sabine Petri MAS Palliative Care Sana Klinikum Hof Medizinische Klinik Eppenreuther Straße 9 95032 Hof Telefon: 09281 98-3611 www.sana-klinikum-hof.de S p e z i a l g e b i e t: P s y c h o o n k o l o g i e u n d pa l l i at i v e c a r e Das Leben lieben Beim Praktikum in der Onkologie hat Sabine Petri ihre berufliche Passion entdeckt. Heute hilft die 48-Jährige schwerstkranken Patienten, ihr Leben bis zuletzt als lebenswert zu empfinden.

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