Sana Blaubuch
spintomografie verifiziert. Schulterbeschwerden wurden vor noch nicht allzu langer Zeit als schick- salhaft abgetan. Doch dank der differenzierten Diagnosemöglichkeiten können sie heute von erfahrenen Experten sehr deutlich voneinander unterschieden und gezielt therapiert werden. Mit arthroskopischen Operationstechniken hat sich die Schulterchirurgie rasant weiterentwickelt, so- dass mittlerweile viele Schulterbeschwerden scho- nend behandelt werden können—vom Rotato- renmanschettenriss über Kapsellabrumablösungen bis zur Lösung der Schultersteife. Wachstumsfak- toren, Ersatzgewebetechniken («patches») oder Sehnentransfertechniken helfen, kritische Seh- nenverhältnisse oder nicht rekonstruierbare Defekte der Rotatorenmanschette zu verschließen. Auch die Endoprothetik der Schulter hat große Fortschritte gemacht, bei Arthrose, chronischem Rotatoren- manschettendefekt und bei bestimmten Oberarm- kopfbrüchen kann das Schultergelenk teilweise oder vollständig mit gutem Erfolg ersetzt werden. Doch gerade bei Schultererkrankungen muss nicht immer operiert werden, so Stangl: «Viele Beschwer- den können erfolgreich konservativ behandelt werden, aber auch dafür ist das differenzierte kli- nische Verständnis der Schulter das A und O. » «Wir machen uns ein mathe- matisches Bild des Patienten, das in vielen Fällen bereits zur exakten Diagnose führt. » Prof. Dr. med. Richard Stangl Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Unfall-, Schulter- und Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin und Sporttraumatologie Krankenhaus Rummelsberg Ihre Bewegungsfreiheit verdankt die Schulter einem komplexen Zusammenspiel von Gelenken, Sehnen, Muskeln und Bändern. Entscheidend für die Stabilität des Schulter- gelenks ist, dass es von der umgebenden Muskulatur gestützt und geführt wird. Große Bedeutung hat dabei die Rotatoren- manschette , eine Gruppe von vier Muskeln, deren Sehnen eine Platte bilden, die das Schultergelenk Die Schulter Rundum beweglich wie ein Korsett um- fasst und stützt. Die einzelnen Muskeln der Rotatorenmanschette zentrieren den Ober- armknochenkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblattes und sind für die Innen- und Außenrotation und das Abspreizen der Arme verantwortlich. An der Beweglichkeit von Schulter und Armen sind außerdem drei echte Gelenke sowie zwei Neben gelenke beteiligt. Das gesunde Schulter- gelenk des Menschen verfügt über eine in der Natur einzigartige Balance zwischen Mobilität und Kraft. Der Preis für den großen Bewegungs- spielraum ist allerdings eine relative hohe Anfälligkeit der Muskeln, Sehnen und Gelenke des Schulter- gürtels. Besonders häufig sind Risse der Rotatorenmanschetten, etwa ein Viertel der 50-Jährigen und die Hälfte aller 70-Jährigen sind davon betroffen. fig.: Das Schultergelenk ist das beweglichste aller Gelenke des menschlichen Körpers. Die Schulter kann über 1.600 Positionen einnehmen, die Arme agieren in einem vollständi- gen 360-Grad-Winkel. -170° 40° -180° 30° -145° 45° M a r t i n u s r i c h t e r / R i c h a r d s ta n g l / Uwe v i ewe g A u f s t r e b e n 15
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