Sana Blaubuch
Gesundheit, auch die Arbeits-, Liebes- und Leis tungsfähigkeit, die persönliche Unabhängigkeit und die Selbstverwirklichung scheinen verloren. Im Mittelpunkt der Behandlung steht deshalb die Botschaft «Das Leben geht weiter ». Speziell geschulte Physiotherapeuten trainieren gezielt die Muskulatur der Patienten und helfen ihnen während der gesamten Behandlungszeit, die ei- genen Leistungsgrenzen anzuheben. Ergothera- peuten unterstützen das Wiedererlernen von alltäglichen Handgriffen wie Ankleiden oder Kör- perpflege. Sogar das selbständige Einsteigen vom Rollstuhl in ein behindertengerechtes Auto kann in der Tiefgarage des Zentrums geübt werden. Um die psychischen Verarbeitungsprozesse der Patienten kümmern sich Psychologen, Psycho- therapeuten und Seelsorger. Hilfreich ist dabei auch der Kontakt zu anderen Querschnittgelähm- ten, deshalb gibt es im Querschnittgelähmten- zentrum des RKU zahlreiche Kommunikations- möglichkeiten—vom großzügigen überdachten Lichthof über gemeinsame Sportangebote und ein jährliches Sommerfest bis hin zum Stamm- tisch, bei dem sich die Patienten mit erfahrenen Querschnittgelähmten austauschen können. Oberstes Ziel der Behandlung ist, die Patien ten dabei zu unterstützen, so viel Selbständigkeit wie möglich zurückzugewinnen, egal wie schwer wiegend ihre Lähmung ist. « In 25 Prozent aller Fälle gelingt es uns sogar, die Bewegungsfähig- keit signifikant zu verbessern. Fast alle Patienten können wir nach Hause entlassen, nur wenige müssen ins Pflegeheim», sagt Kalke. Zur nachhaltigen Behandlung von Querschnitt- gelähmten gehört auch ihre gute Nachbetreuung weit über den stationärenAufenthalt hinaus. Viele Patienten kommen regelmäßig zu Nachsorgeter- minen in das Spezialzentrum des RKU, manche absolvieren sogar eine Umschulung in der klinik eigenen beruflichen Rehabilitationseinrichtung. Noch bleiben die meisten Querschnittgelähmten auf den Rollstuhl angewiesen, trotz intensiver und zumTeil vielversprechender Forschung ist es der modernen Medizin bislang nicht gelungen, diese Krankheit zu heilen. Doch dank der Versorgung in Spezialzentren haben Querschnittgelähmte heute große Chancen, bei relativ guter Lebens- qualität ein hohes Alter zu erreichen—noch vor kaum einem Jahrhundert hätten sie meist nur wenige Monate überlebt . C1–C4: Bei einer Schädigung des Rückenmarks oberhalb des vierten Halswirbels tritt meist eine Atemlähmung auf. C1–C7: Tetraplegie Die Verletzung der Halswirbelsäule und des zervikalen Rückenmarks führt zur Lähmung von Armen und Beinen. C7: Ist das Rückenmark bis zum sechsten Halsnerven intakt, können Patienten oft noch das Ellbogengelenk beugen und die Hand im Handgelenk strecken, die Finger jedoch nicht aktiv bewegen. Th2–Th8: Paraplegie Bei einer Verletzung des Rückenmarks zwischen dem zweiten und dem achten Brustwirbel können Arme und Hände noch bewegt werden, die Rumpfkontrolle ist jedoch eingeschränkt und die Beine sind gelähmt. L1–L5 : Wenn die Nerven auf Höhe des ersten bis fünften Lendenwirbels verletzt werden, ist die Kontrolle über die Beine eingeschränkt. Bei Verletzung der sakralen Nerven im Beckenbereich wird oft nur die Kraft für die Fußhebung und -senkung eingeschränkt sein. Rückenmarkverletzungen führen meistens auch zur Beeinträchtigung von Körperfunktionen wie Blase, Darm, Sexualität, Blutdruck und Temperaturregulation. Verletzungen des Rückenmarks Je höher, desto schlimmer Die Behinderung nach einer Rückenmark- verletzung hängt von der Schwere der Verletzung und der Lage des betroffenen Rücken marksegments ab C1 C2 C3 C4 C5 C6 C7 Th1 Th2 Th3 Th4 Th5 Th6 Th7 Th8 Th9 Th10 Th11 Th12 L1 L2 L3 L4 L5 sowie von der Art der beschädigten Nervenfasern. Grund- sätzlich gilt, dass alle Brustwirbelsäule Pars thoracica Lendenwirbelsäule Pars lumbalis Halswirbelsäule Pars cervicalis Funktionen unterhalb des Verletzungsniveaus ausfallen. 36 A u f s t r e b e n H e i k o R e i c h e l / F r i e d e r i k e L at t i g / Y o r c k - B e r n h a r d K a l k e
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