Sana Blaubuch

J O A C H I M WE I L / T H OM A S H O F M A N N / H E N R I K S C H N E I D E R / F R A N Z H A R T M A N N K O N Z E N T R I E R E N 33 Die Redensart « jemand auf Herz und Nieren prü- fen» macht auch medizinisch Sinn, denn beide Organe beeinflussen sich vielfach gegenseitig. Zum Beispiel sind die Nieren maßgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt. Dabei spie- len hormonelle und neuronale Regelkreise eine wichtige Rolle. Bluthochdruck kann zum Beispiel durch eine ungewöhnlich hohe Reizübertragung der Nerven zwischen Nieren, Herz und Gehirn entstehen. Auf dieser Erkenntnis fußt die renale Denervation, ein minimalinvasives Katheterver- fahren zur Behandlung von Bluthochdruck. Bei dem Eingriff wird ein steuerbarer Katheter mit Elektrodenspitze durch die Bauchschlagader bis zur Nierenarterie vorgebracht. Dort appliziert der Kardiologe mit der Elektrodenspitze an mehreren Stellen hochfrequente Energie und verödet durch die entstehende Hitze das Nervengeflecht an der Außenwand des Gefäßes. Diese «Denervation» schaltet die Verbindung zwischen Nierennerven- fasern und Gehirn dauerhaft aus und damit auch jene neuronalen Überaktivitäten, die Bluthochdruck verursachen können. Die Nieren selbst bleiben unversehrt. Bluthochdruck einfach wegoperieren? Ganz so einfach ist es nicht, erklärt Prof. Dr. JoachimWeil: «Das Verfahren ist nur für Patienten sinnvoll, die eine therapieresistente Hypertonie haben, deren Blutdruck also trotz der Einnahme von drei oder mehr unterschiedlichen Medikamenten konstant über 160mmHg liegt. » Der Chefarzt der Klinik für Kardiologie undAn- giologie an den Sana Kliniken Lübeck ist deutsch- landweit einer der erfahrensten Experten für diesen Eingriff, dem stets sorgfältige Voruntersuchungen vorausgehen sollten. Ist der Bluthochdruck zum Beispiel durch Schilddrüsenüberfunktion oder an- dere behandelbare Ursachen bedingt, gibt es wirksamere Therapieoptionen. Auch ist nicht gewährleistet, dass alle Patienten gleich gut auf die renale Denervation ansprechen, die Erfolgs- quote des Verfahrens liegt derzeit bei etwa 70 Prozent. Das zeigen auch neuere Daten aus den USA. Letztlich ist die Methode derzeit nur indiziert, wenn der Blutdruck nicht anders in den Griff zu bekommen ist. Nach dem Eingriff stellt sich der Effekt auf den Blutdruck erst nach ein bis drei Monaten ein, durchschnittlich erreichen die Pati- R E N A L E D E N E R VAT I O N Auf Herz und Nieren Mindestens zwölf Millionen Deutsche haben einen zu hohen Blutdruck. Ein Kardiologe in Lübeck behandelt die Krankheit mit einem neuartigen Eingriff. Hilfe, der Arzt kommt! «Wenn ein Blutdruck von 140mmHg in mittleren Jahren über- schritten wird, genügt ein weiterer Anstieg von 10mmHg, um das Schlaganfallrisiko zu verdoppeln. » Prof. Dr. Joachim Weil Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie Sana Kliniken Lübeck Die ärztliche Dienstkleidung ist eigentlich recht zweck- mäßig, kann aber auch zu Fehldiagnosen führen. Wissenschaftlich erwiesen ist das Phänomen der Weißkittelhypertonie bei der Blutdruckmessung. Bei jedem fünften Patienten treiben Stress oder gar Panik beim Anblick des Doktors im Arztkittel die Blutdruckwerte nach oben. Überprüft der Patient seinen Blutdruck dann zu Hause, sind die Werte ganz normal.

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