Sana Blaubuch
34 K O N Z E N T R I E R E N J O A C H I M WE I L / T H OM A S H O F M A N N / H E N R I K S C H N E I D E R / F R A N Z H A R T M A N N Der Notruf kommt um sechs Uhr morgens—ein älterer Mann mit starken Brustschmerzen und Atemnot braucht dringend Hilfe. Kaum zwölf Minuten später trifft der Rettungsdienst ein. Das EKG zeigt die typischen Zacken eines ST-Hebungsinfarkts. Der Notarzt weiß, dass bei dieser Art von Herz- infarkt keine Zeit zu verlieren ist. Zumeist ist ein Herzkranzgefäß komplett verschlossen, und mit jeder Minute verschlechtert sich die Prognose dieser Patienten. Unverzüglich ruft der Rettungs- dienst den diensthabendenArzt der Intensivstation des Regio Klinikums Pinneberg an. Während der Rettungswagen wenige Minuten später startet, informiert der Intensivmediziner die Kollegen in der Kardiologie. Eine knappe halbe Stunde später bringt der Rettungsdienst den Patienten direkt ins bereits vorbereitete Katheterlabor und übergibt ihn nach kurzer Rücksprache dem Kardiologen- team. Über einen Katheter wird das verschlossene Herzkranzgefäß des Infarktpatienten mit einer Ballonaufdehnung und einer Stent-Implantation wieder eröffnet. Um 7.30 Uhr, nur 90 Minuten nach demNotruf, ist der Patient gerettet. Normalerweise I N N O VAT I V E I N FA R K T V E R S O R G U N G Rendez-vous im Katheterlabor Beim Herzinfarktnotfall zählt jede Minute. Ein Projekt in Pinneberg zeigt, wie die Rettung in der Klinik beschleunigt werden kann. enten eine Senkung von 25mmHg. Voraussetzung für den dauerhaften Erfolg ist allerdings, dass sie weiterhin Medikamente nehmen und ihren Lebensstil blutdruckfreundlich umstellen—etwa durch Gewichtsabnahme, mehr Bewegung oder eine salzarme Ernährung. Dass die Volkskrankheit Bluthochdruck so weitverbreitet ist, liegt letztlich auch daran, dass viele Menschen die damit verbundenen Risiken gewaltig unterschätzen, meint Weil: «Wenn ein Blutdruck von 140mmHg in mittleren Jahren überschritten wird, genügt ein weiterer Anstieg von 10mmHg, um das Risiko für einen Schlaganfall zu verdoppeln. Das ist ein enormer Stell- hebel. » Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Bereits bei einer relativ geringen Blutdrucksenkung reduzieren sich die Risiken für gefährliche Folgeerkrankungen signifikant. Die größte Zukunftsaufgabe in Sachen Blut- hochdruck ist für Weil deshalb neben der Entwicklung von maßgeschnei- derten Medikamenten und anderen innovativen Verfahren schlicht und einfach die konsequente Prävention von Kindesbeinen an. Lange galt der Manager mit eng getaktetem Terminkalender als typischer Herzinfarkt- kandidat. Doch Studien haben gezeigt, dass das Gegenteil gilt: Je niedriger der soziale Status und der Bil- dungsstand, desto höher das Infarktrisiko. Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, für Arbeiter zwei- bis dreimal höher als für Manager . Forscher haben he- rausgefunden, dass nicht der hektische Arbeitstag das Problem ist, sondern die lang- fristig starke Arbeitsbe- lastung bei gleichzeitig empfundener Arbeits- platzunsicherheit. Außerdem ist ein ungesunder Lebensstil —Rauchen, schlechte Ernährung und Über- gewicht—bei Arbeitern weit mehr verbreitet als in höheren sozialen Schichten. Menschen mit niedrigem Einkom- men, Bildungsniveau und Berufsstatus sind häufiger betroffen von Herzinfarkt und anderen Krankheiten. Männerherzen Mythos Managerkrankheit Zauberflöte gegen Bluthochdruck Musik von Mozart, Bach und Händel senkt den Blutdruck und die Herz- frequenz. Forscher haben festgestellt, dass der Genuss von klassischer Musik Herz- Kreiskreislauf-Erkran- kungen lindern kann —ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen. Musik, so die Erklärung, beeinflusst das vegeta tive Nervensystem und damit auch indirekt das Herz-Kreislauf-System. Doch es muss nicht immer Klassik sein. Studien haben nach- gewiesen, dass sogar wilde Heavy- Metal-Songs den Blutdruck senken können. Geschmackssache eben—meinen die Forscher.
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