Sana Blaubuch

J O A C H I M WE I L / T H OM A S H O F M A N N / H E N R I K S C H N E I D E R / F R A N Z H A R T M A N N K O N Z E N T R I E R E N 35 beginnt die Katheterbehandlung von Herzinfark- ten in Deutschland erst nach gut zwei Stunden. «Durch den direkten Weg ins Katheterlabor entfallen der Aufenthalt in der Notaufnahme und die Ableitung eines weiteren EKG», erklärt Dr. Thomas Hofmann, Chefarzt der Kardiologie am Regio KlinikumPinneberg. «Durch die Einführung dieses Projektes konnten wir in Pinneberg die Zeit vom ersten Patienten-Rettungsdienst-Kontakt bis zur Wiedereröffnung der verschlossenen Ko- ronararterie in unserem Herzkatheterlabor von ursprünglich im Mittel 126 Minuten auf aktuell 82 verringern. » Das multizentrisch durchgeführte Qualitäts- projekt FITT-STEMI zur Optimierung der Behand- lungszeiten beim akuten Herzinfarkt wurde von Prof. Karl Heinrich Scholz (Hildesheim) entwickelt, inzwischen nehmen deutschlandweit etwa 50 Kliniken daran teil. Das Regio KlinikumPinneberg war eines der ersten, das sich daran beteiligt hat, und dieses Projekt auch der Öffentlichkeit vorge- stellt hat—mit einer unvermuteten Resonanz. Die Zahl der Patienten mit Herzinfarktsymptomen, die ohne Einschaltung des Rettungsdienstes in die Notaufnahme kommen, habe sich seitdem mehr als halbiert, so Hofmann: «Optimal wäre aber, wenn alle Betroffenen wissen, was beim Verdacht auf Herzinfarkt zu tun ist: Egal ob nachts oder am Wochenende: Sofort die 112 anrufen und professionelle Hilfe anfordern. Das erspart das Risiko, auf demWeg in die Klinik zusammen- zubrechen, ebenso wie den Zeitverzug in der Notaufnahme und rettet Menschenleben. » Der Herzinfarkt ist keineswegs wie oft vermutet eher eine Männersache. Auch bei Frauen sind Infarkte und Schlaganfälle in Deutschland inzwischen die häufigsten Todesur- sachen. Der Herzinfarkt kündigt sich bei ihnen allerdings oft mit ganz anderen Warnzeichen an als bei Männern. Häufig sind es untypi- sche Symptome wie Atemnot, Schwäche, Übelkeit, Magenver- stimmungen, Schlafstö- rungen und körperliche Erschöpfung. Und häufig treten diese Vorzeichen bereits bis zu einem Monat vor dem eigentlichen Infarkt auf. Auch den typischen starken Schmerz im Brustkorb verspüren Frauen seltener, stattdessen haben sie eher ein Druck- und Engegefühl. Viele Frauen schätzen diese gefährlichen Symptome als eher harmlos ein—wohl auch ein Grund dafür, dass inzwischen mehr Frauen als Männer an Herzinfarkt sterben . Frauenherzen Weibliche Infarkte kommen durch die Hintertür «Durch den direkten Weg ins Katheterlabor entfallen der Aufenthalt in der Notaufnahme und die Ableitung eines weiteren EKG. » PD Dr. Thomas Hofmann Chefarzt der Kardiologie Regio Klinikum Pinneberg

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