Sana Blaubuch

42 K O N Z E N T R I E R E N UWE W I E G A N D / C H R I S T O P H A LT M A N N / H U B E R T T O P P / T H O R S T E N D I L L Das Herz ist ein Seismograf der Gefühle, davon zeugen Redens- arten wie «Das ist mir zu Herzen gegangen» oder «Es hat mir das Herz gebrochen». Auch wissenschaftlich ist die enge Verbindung zwischen der Gefühls- welt und dem Pump­ organ erwiesen. So können der Verlust des Lebenspartners oder andere seelische Notlagen Herzkrankhei- ten verursachen, etwa das Broken-Heart- Syndrom . Die infarktartige Störung wird durch Stresshormo- ne ausgelöst, die Teile der Herzmuskelzellen lahmlegen. Auch traumatische Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Terroranschläge wirken sich auf die Herzgesundheit der Bevölkerung aus: Nach 9/11 registrierten amerikanische Kardio­ logen mehr als doppelt so viele gefährliche Herzrhythmusstörungen als zuvor, ähnliche Folgen hatte der Reaktorunfall von Fukushima. Ein weiteres Risiko für Herzerkrankungen sind Depressionen — und umgekehrt sind Herzinfarkt oder Herzschwäche nicht selten der Auslöser von Depressionen. Inzwischen widmet sich sogar ein medizinisches Spezialgebiet den Zusammenhängen zwischen Herz und Psyche. Die Psycho- kardiologie erforscht diese Wechselwirkun- gen und hilft den Patienten, ihre Herz- krankheit besser zu verstehen und zu verarbeiten. C A R D I A L E R E S Y N C H R O N I S I E R U N G S T H E R A P I E Ein Dirigent für die Herzkammern Bei jedem dritten Patienten mit Herzschwäche pumpen die linke und die rechte Kammer nicht mehr synchron. Mit einem neuartigen Implantat arbeiten sie wieder in Einklang. Den Herzinfarkt hatte er überlebt, doch auch Monate später ging es dem 56-jährigen Handelsvertreter so schlecht, dass er nicht wieder arbeiten konn- te. Bei dem schweren Infarkt war ein großer Teil des Herzmuskelgewebes abgestorben, deshalb pumpte sein Herz nur noch mit halber Leistung. «Beim EKG zeigte sich dann eine Störung der Reizleitung im Herzen, die bei Herzinsuffizienz- patienten nicht selten ist—ein sogenannter Linksschenkelblock», sagt Prof. Dr. Thorsten Dill, Chefarzt der Inneren Medizin am Sana Kranken- haus Düsseldorf-Benrath. «Durch diese Störung kontrahieren sich die beiden Herzkammern für Sekundenbruchteile nicht mehr gleichzeitig, das Blut pendelt zwischen den Kammern hin und her, und die Pumpleistung des Herzens ist deutlich herabgesetzt. » Noch vor wenigen Jahren konnte solchen Patienten nur noch mit einer Herztrans- plantation geholfen werden. Heute sorgt eineArt Schrittmacher in Streichholzschachtelgröße dafür, dass die Herzkammern wieder synchron arbeiten. Bessere Pumpleistung Bei der cardialen Resynchronisierungstherapie, kurz CRT, stimulieren Elektroden am rechten Vorhof, der rechten Herzkammer und über der Seitenwand der linken Kammer das Gewebe, und « triggern» damit die zeitgleiche Kontraktion. Über einen kleinen Hautschnitt am Brustkorb führt der Kardiologe dünne Drähte in die Herzvene ein und Psychokardiologie Ein Herz und eine Seele fig.: Physischer oder psychischer Herzschmerz?

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