Sana Blaubuch

28 V O R B E U G E N D E S I N F E K T I O N 99,9999 Prozent keimfrei—diesen Wert schreibt die europäische Norm für sterile Gegenstände vor. Will heißen: Pro einer Million sterilisierter Instrumente darf nur auf einem einzigen nicht mehr als ein einzelner Keim zu finden sein. Damit dieser Standard gewährleistet ist, durchlaufen in der Zentralsterilisation des Sana Klinikums Of- fenbach täglich rund 20.000 medizintechnische Produkte einen minutiös organisierten Aufberei- tungsprozess. Sobald eine Operation beendet ist, werden alle Instrumente in Containern verschlossen entsorgt und dem Reinigungskreislauf zugeführt, egal ob sie benutzt wurden oder nicht. Bei einer Knieprothesen-Operation können bis zu 20 Container mit 400 verschiedenen Instrumenten zum Einsatz kommen. Und für jedes Gerät exi- stieren genaue gesetzliche Vorgaben, wie es gereinigt, desinfiziert und sterilisiert werden muss. Erste Station ist der unreine Raum der Zen- tralsterilisation. Dort packen Mitarbeiter die be- reits vorsortierten Siebe mit den OP-Sets aus, zerlegen sie so weit wie möglich und reinigen sie mit Wasser oder Ultraschall vor. OP-Instrumente gelten grundsätzlich als kontaminiert, deshalb ist Schutzkleidung wie langärmlige Mäntel, Mund- schutz, Visier und Handschuhe hier Pflicht. Be- vor die Desinfektion beginnt, werden alle Siebe über einen Barcode in das EDV-System einge- scannt. «Wir können dadurch genau nachver- folgen, welches Instrument in welcher Maschine gereinigt wurde, inklusive Datum, Uhrzeit und Reinigungsprogramm», erklärt Heike Fröhlich- Rapp, Regionalleiterin der Sana Sterilgut Service GmbH, einem Tochterunternehmen der Sana Kliniken AG. Lupenreine Sauberkeit Nächster Schritt ist dieAufbereitung der Instrumente in sogenannten Reinigungs-Desinfektionsgeräten. Sie gleichen überdimensionalen Spülmaschinen und werden mit unterschiedlichen Aufsätzen be- stückt. DasAnästhesie-Material zumBeispiel hängt auf einem drehleiterartigen Gestell, damit kein Wasser in den Schläuchen stehen bleibt. Auf Knopfdruck beginnt dann die thermische Desinfektion. Zunächst wird die gesamte Spülflot- te kalt vorgespült und anschließend mit Reini- gungschemie und warmem Wasser behandelt. Nach einem zehnminütigen Spülgang mit 93 Grad heißem Wasser und anschließender Trocknung sind die Instrumente desinfiziert, ebenso die Con- tainer und Transportwagen. Auch dieser Vorgang wird in der EDV erfasst, geprüft und freigegeben. Falls etwas nicht stimmen sollte, muss die gesamte Charge erneut dem kompletten Aufbereitungs- prozess zugeführt werden. Lief der Prozess reibungslos, öffnen sich die Türen der Maschine auf der reinen Seite der Ab- teilung automatisch. Nun geht die Aufbereitung an den Packtischen weiter. Die Mitarbeiter prüfen Stück für Stück, ob die Instrumente sauber und intakt sind. Unter tellergroßen Lupen fällt ihnen auch noch die kleinste Verunreinigung auf. Lu- penreine Sauberkeit ist wichtig für die sichere Aufbereitung, so Fröhlich-Rapp: «Denn Mikroor- ganismen können sich unter winzigen Knochen- fig. 1: Gesetzliche Vorschriften, Richtlinien sowie die Herstellerangaben regeln für jedes einzelne Instrument, wie es aufzubereiten ist. fig. 2: Präzisionsarbeit: Unter der Lupe werden noch die kleinsten Verunreinigungen sichtbar. fig. 3: Die Desinfektion erfolgt in Durchreiche-Geräten, die den unreinen vom reinen Arbeitsbereich trennen. def.: Desinfektion Bei der Desinfektion werden die meisten Krankheitserre- ger abgetötet, sodass man sich an desinfizierten Gegenständen nicht mehr infizieren kann. Die thermische Desinfektion arbeitet mit Hitze und ist das gängigste Verfahren. Fast alle Mikroorganismen sterben bei Temperaturen von über 60 Grad Celsius ab, bei 90 Grad Celsius werden auch robuste Erreger wie das Hepatitis-B- Virus unschädlich gemacht. def.: Sterilisation Bei der Sterilisation werden alle Mikroorganismen abgetötet, einschließlich ihrer Dauerformen. Die Dampfsterilisation ist das sicherste Sterilisations- verfahren. Die Wirkung beruht auf feuchter Hitze. Damit wird das Eiweiß der Zellen aller Viren, Prionen, Plasmiden und anderer DNA-Fragmente zerstört.

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