Sana Blaubuch

34 V O R B E U G E N D A S H Y G I E N I S C H E K R A N K E N H A U S Krankenhausbetrieb sind Zwei- oder Dreibettzim- mer, in denen die Betten der Patienten möglichst weit auseinanderstehen für die Infektionspräven- tion völlig ausreichend. Aus hygienischer Sicht sollten die Oberflächen in diesen Räumen glatt, das heißt einfach zu rei- nigen sein. Und dafür sind abwaschbare Gips- kartonwände die bessere Wahl als strukturierte Tapeten oder Fliesen, in deren Fugen Keime ein gutes Versteck finden. Intelligente Infektionsprävention Ein weiteres heißes Hygienethema ist die IT-Infra- struktur des Krankenhauses. Computer mit Gebläse etwa sind regelrechte Keimschleudern. Deshalb sollten hygienesensible Krankenhausbereiche immer mit Computern ohne Ventilatoren und mit desinfizierbaren Tastaturen ausgestattet werden. Die größte Herausforderung bei der Gestaltung einer hygienischen Krankenhausumgebung ist allerdings nicht die Technik oder die Gebäude- planung, sondern der Faktor Mensch. Hygiene- experte Geiss bringt es auf den Punkt: «Auch die besten baulichen Konzepte zur Infektionspräven- tion scheitern, wenn sich die Menschen im Kran- kenhaus in hygienischer Hinsicht nicht diszipliniert und aufgeklärt verhalten. » Intensivstationen oft keine Handwaschbecken mehr montiert. Für gesunde Menschen sind die Wasserkeime nicht allzu gefährlich. Bei Intensiv- pflegepatienten reicht jedoch ein einziger Keim, um schwere Infektionen auszulösen. Außerdem soll der Verzicht auf die Handwaschbecken Pfle- gekräfte dazu anhalten, sich die Hände zwischen zwei Patientenkontakten zu desinfizieren und nicht bloß zu waschen. Handhygiene ist auf der Intensivstation be- sonders brisant, denn dort berühren die Pflege- kräfte die Patienten viel häufiger als am normalen Krankenbett. Bis zu 250 Handkontakte pro Tag hat das Pflegepersonal mit jedem Intensivpflege- patienten. Und je mehr Berührungen, desto wich- tiger ist die gründliche Desinfektion beim Wech- sel zwischen den Patienten. Auch im üblichen Krankenzimmer sind Des- infektionsspender unverzichtbar und längst ge- setzlich vorgeschrieben. Doch auch hier lässt sich die Infektionsprävention mit vorausschauender Planung deutlich verbessern, so Lang: «Den Desinfektionsspender bringen wir heute nicht mehr amWaschbecken an, sondern in Reichweite der Krankenbetten, also imBlickfeld des Personals—als sichtbaren Hinweis, sich die Hände zu desinfizie- ren, bevor man sich dem nächsten Patienten zuwendet. » Glatte Lösungen Mit solchen relativ einfachen Maßnahmen lässt sich für die Hygienesicherheit viel bewirken. Komplexe und kostspielige Ansätze, wie etwa der Einbau von Türklinken und Lichtschaltern aus Kupfer oder der Einsatz von antibakterieller Bettwäsche werden in der Fachwelt zwar leb- haft diskutiert. Doch solche Innovationen können die gründliche Desinfektion keinesfalls ersetzen. Auch die Strategie, Keimübertragung durch die Unterbringung der Patienten in Einzelzimmern zu vermeiden, erweist sich aus hygienischer und medizinischer Sicht als zweischneidiges Schwert. «Mehr Zimmer bedeuten immer auch längere Wege und weniger Überschaubarkeit », so Heinrich Geiss, Bereichsleiter Hygiene und Infektiologie. «Überdies ist der Patient schlechter überwacht und kommt außerhalb seines Zimmers ohnehin in Kontakt mit anderen Personen. » Fraglos müssen Patienten mit hoch infektiösen Krankheiten isoliert werden. Doch im üblichen «Kostspielige Ansätze, wie etwa der Einbau von Türklinken aus Kupfer oder der Einsatz von antibakterieller Bettwäsche werden in der Fachwelt zwar lebhaft diskutiert, können die gründliche Desinfektion aber nicht ersetzen. » fig.: Die antibakterielle Wirkung von Kupfer ist seit der Antike bekannt. Das Metall enthält Ionen, die in die Zellwand von Bakterien eindringen und sie zerstören. Als allei- nige Maßnahme ist die Verwendung zum Beispiel von Kupfertürkliniken aller- dings nicht ausreichend. fig.: Legionellen ge- deihen am besten bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad. Ab 65 Grad können sie sich nicht mehr vermeh- ren und sterben ab.

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