Rummelsberg

Investment von 25.000 Euro – „Es dürfen auch Fehler gemacht werden“

Skill Lab Rummelsberg: Simulierte Lerneinheiten für den realen Einsatz in der Pflege

Die Praxisanleiterin kann aus einem separaten Raum die Technik im Skill Lab steuern und hat mit den verstellbaren Kameras jeden Schritt im Blick. Bei diesem Szenario wird der Wechsel einer Trachealkanüle an einer sogenannten Nursing Anne geübt. (Foto: Uwe Niklas)

Rummelsberg. Das Training der Fähigkeiten und das Lernen mit Schauspielpatienten haben in der Medizin schon länger Einzug gehalten. Seit Januar 2020 enthalten auch die Vorgaben zur Pflegeausbildung die einheitliche Empfehlung, simulierte Lerneinheiten in die Lehrpläne aufzunehmen. Am Krankenhaus Rummelsberg ist man bereits einen Schritt weiter: Für 25.000 Euro ist dort ein modernes Trainingscenter entstanden, so dass Auszubildende in der Pflege viele Handlungskompetenzen erlernen können, bevor sie mit dem ersten realen Patienten in Berührung kommt. „Gerade zu Ausbildungsbeginn nimmt das viele Ängste. Diese Methode müsste flächendeckend in Deutschland Einzug halten“, betont Ines Böhm, Pflegedirektorin am Krankenhaus Rummelsberg.

In nachgebildeten Krankenzimmern können die Auszubildenden der dreijährigen Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau an computergestützten Pflegepuppen komplizierte Fallsituationen mit hohem Bezug zur Theorie und Praxis –und ohne Zeitdruck üben. „Das war vorher nicht möglich, insofern kann die Behandlung von pathologischen Krankheitsbildern an den Simulationsmodellen geübt werden“, erklärt Böhm. Die Pflegepuppen würden über zahlreiche Funktionen verfügen, so dass sich verändernde Situationen der Atmung, Herzfrequenz, Darmgeräusche einstellen lassen und die Puppen auch mit zahlreichen Flüssigkeiten befüllt werden können, um reale Pflegesituationen zu schaffen. „Da kommt es dann schon vor, dass die Auszubildenden eine Magensonde legen oder Venen punktiert werden müssen“, so Böhm. Der Vorteil: Veränderungen am Patienten werden in einem geschützten Rahmen erkannt und die Maßnahmen besprochen, die in der Realität eingeleitet werden würden.

Auszubildende dürfen auch Fehler machen

Damit das alles möglich ist, ist der Raum mit zwei hochauflösenden 360-Grad-Kameras ausgestattet. Zudem haben Lehrende in einem separaten Raum, welcher durch Sichtscheiben abgetrennt ist, die Möglichkeit, die Szenarien zu verfolgen und ständig wechselnde Situationen der Pflegepuppe zu steuern. „Das Szenario ist ganz einfach. Bei der Patientin werden beispielsweise gerade die Vitalparameter kontrolliert und plötzlich erbricht sie sich oder wird ohnmächtig. Hier zeigt sich, wie der Auszubildende auf unvorhergesehene Situationen reagiert. Das kann man in der Theorie zwar mehrfach besprechen und abfragen, ob man es jedoch verinnerlicht hat, zeigt sich dann beim Simulationstraining“, führt die Pflegedirektorin aus und ergänzt: „Das realitätsnahe Setting sorgt dafür, dass der Auszubildende das Gefühl hat, allein im Arbeitsumfeld zu sein. Das Training ist sehr lebendig und es dürfen auch Fehler gemacht werden – ohne dass die Lehrperson eingreifen muss. Sehr sensible Pflegesituationen können mehrfach hintereinander geübt werden. Das ist ein absoluter Mehrwert!“

Kostspielige, aber lohnende Investition – Modernste Technik

Während den drei Phasen der Skill-Labs-Methode baut sich die pflegefachliche Kompetenz auf. Die Methode besteht aus einer Orientierungsphase, einer Übungsphase und einer Beherrschungsphase. International sei das Lernen in simulierten Situationen im Hinblick auf die Patientensicherheit bereits häufig verankert. In der Schweiz würden 20 Prozent der Ausbildung mittels solchen Trainingseinheiten stattfinden, weiß Böhm. „So lassen sich Prozesse wiederholen und immer wieder anwenden, so dass die kommunikativen, sozialen und praktischen Fähigkeiten in einem sozialen Umfeld trainiert werden – das könnte man keinem Patienten zumuten. Insofern definitiv eine kostspielige, aber auch lohnende Investition.“ Markus Paulus, IT-Leiter am Krankenhaus Rummelsberg, zeichnete für die Umsetzung des Projektes verantwortlich und erklärt, was in der Praxis damit möglich ist: „Die beiden 360-Grad-Kameras sind einzeln ansteuerbar und die Lehrkraft kann so nahe heranzoomen, dass sogar beim Blutdruckmessen die Parameter darüber abgelesen werden können. Das verdeutlicht, wie hochauflösend die Kameras sind und was mit moderner Technik möglich ist.“ Und auch in Zeiten von Corona und Homeschooling kann der Raum für Videokonferenzen und Co. genutzt werden. „Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und gehen weit über die Pflege hinaus. Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass von der Übertragung von Simulations-Operationen bis hin zum Einsatz beim Distanzunterricht, um Szenen aus der Praxis zu trainieren, alles möglich ist“, verdeutlicht Paulus.

Integration von ausländischen Kollegen wird erleichtert

Einen weiteren positiven Aspekt bringen die neuen Möglichkeiten auch noch mit sich: Denn am Krankenhaus Rummelsberg wird im Skill Lab auch das Pflegeverständnis der ausländischen Kollegen geprüft, trainiert und an die deutsche Kultur angepasst. Darüber hinaus üben Pflegeteams spezielle Versorgungssituationen und geben Wissen an Kollegen weiter. „Die Patientensicherheit ist unser oberstes Gebot“, betont Böhm. Ergänzt werden die Lerneinheiten durch Kommunikationstrainings, in denen Schauspielpatienten ein bestimmtes Szenario einstudieren. Die Interaktion erfolgt über die Lehrperson im angrenzenden Raum und wird auch gefilmt. Anhand des Videostudiums kann dann analysiert werden, was gut gemacht wurde und was noch optimiert werden muss. In Kürze wird die Pflegedirektorin noch eine Babypflegepuppe anschaffen, um so den generalistischen Anspruch gerecht zu werden. Schließlich sollen die Auszubildenden nach ihrem Examen bei Patienten aller Altersklassen eingesetzt werden können – auch bei den Kleinsten.

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