Wiederbelebung

Herzdruckmassage

AC/DC gibt den Takt vor

Deutschland braucht mehr Ersthelfer, denn die aktuelle Bilanz ist alarmierend: Nur wenige Bundesbürger helfen im Ernstfall. Dabei rettet Erste Hilfe Leben. Worauf es bei einer Reanimation nach Herzstillstand ankommt, erklärt Deniz Haznedar, Anästhesist, Intensivmediziner und Notarzt an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna.

Warum ist Erste Hilfe so wichtig?
Notärzte und Retter sind auf Ersthelfer vor Ort angewiesen. Eine einfache Rechnung veranschaulicht, wie wichtig der Faktor Zeit ist: Zwar können Profi-Retter durchschnittlich in zehn Minuten vor Ort sein, aber schon drei Minuten nach Herzstillstand nimmt die Wahrscheinlichkeit für bleibende Hirnschäden zu. Wir brauchen Laien, die sich trauen und durch beherztes Eingreifen die wichtigen Minuten überbrücken, bis wir da sind.

Warum helfen so wenige vor Ort?
Hier hemmt vor allem die Angst, etwas falsch zu machen. Der Erste-Hilfe-Kurs, den man vielleicht mal irgendwann besucht hat, ist Jahrzehnte her. Dabei ist genau das der größte Fehler: nicht helfen. Denn eigentlich ist das Allerschlimmste ja schon eingetreten. Deshalb heißt es auch Wieder-Belebung.

Also braucht es vor allem Mut und Courage?
Ja. Denn Reanimation nach Herzstillstand ist nicht schwer. Merken sie sich drei Schlagworte: prüfen, rufen, drücken – Reaktion und Atmung checken, Notruf 112 wählen und die Herzdruckmassage sofort beginnen. Die Disponenten, die in der Leitstelle den Notruf entgegennehmen, sind so geschult, dass sie dem Anrufer helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und leiten die Wiederbelebung an. Sie bleiben in der Leitung bis der Rettungsdienst eintrifft.

Worauf kommt es bei der Herzdruckmassage an?
Wer Menschen reanimieren muss, weil das Herz nicht mehr schlägt, sollte zwei Musiktitel im Kopf abspielen: „Highway to Hell“ von AC/DC und/oder „Stayin’ Alive“ von den BeeGees. Beide Lieder haben zwischen 100 und 120 Schläge pro Minute – und damit den perfekten Rhythmus für eine Herzdruckmassage.

Und dann?
Und dann heißt es im wahrsten Sinne des Wortes „Hand aufs Herz“: Den Patienten auf den Rücken drehen. Eine unsichtbare Linie zwischen den Brustwarzen ziehen und beide Hände übereinander auf den Punkt in der Mitte legen. Dort im genannten Takt fest drücken, etwa fünf bis sechs Zentimeter tief in Richtung Wirbelsäule. Wo man ganz genau drückt, ist letztlich weniger entscheidend als dass man drückt.

Und dadurch schlägt das Herz wieder?
Nein, aber die Herzdruckmassage erhält einen Minimalkreislauf aufrecht. Wichtig ist, daher die Herzdruckmassage nicht zu unterbrechen.
 
Was soll ich tun, wenn meine Kräfte schwinden?
Dann sprechen Sie jemanden der Umstehenden direkt an: „Können Sie bitte übernehmen!“ und machen im Wechsel so lange weiter, bis professionelle Hilfe vor Ort ist.

Kontakt

Dr. Julia Danzos

Anästhesistin und Intensivmedizinerin, Sana Kliniken Leipziger Land

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