Cham, 7.Juli 2016. Operationsnähte sollten halten und verheilen.Doch nach Eingriffen am Bauch treten oft in der Narbe Brüche auf. Jeder fünfte Patient entwickelt einen Narbenbruch. Dann stellt sich die Frage: Gleich wieder operieren oder abwarten? Chefarzt Dr. Florian Stadler, Facharzt für Chirurgie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, informiert über dieses Thema.
Narbenbruch, was ist das eigentlich?
Dr. med. Stadler:Ein Narbenbruch, auch Narbenhernie genannt, bezeichnet eine Vorwölbung, die im Bereich einer Narbe auftritt. Der Narbenbruch ist eine häufige Folge einer vorangegangenen Bauchoperation. An der Schwachstelle bildet sich im Falle einer Narbenhernie eine sogenannte Bruchpforte, sprich eine Lücke in der Bauchwand, durch die sich der Bruchinhalt in einer Vorbuchtung des Bauchfells nach außen vorwölbt. Eine Narbenhernie entsteht in den meisten Fällen innerhalb des ersten Jahres nach einer Bauchoperation und kann unterschiedlich groß ausgeprägt sein.
Sind Nabenbrüche gefährlich und müssen diese operiert werden?
Dr. med. Stadler: Ein Narbenbruch sollte stets operativ behandelt werden, da er sich niemals von selbst zurückbilden wird, sondern vielmehr mit der Zeit größer wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass es zu einer gefährlichen Einklemmung von Eingeweideanteilen in der Bruchpforte kommt. Auch wenn eine Narbenhernie keine Beschwerden verursacht, ist eine Operation daher in jedem Fall angeraten.
Was steckt dahinter?
Dr. med. Stadler: Eine vorangegangene offene Bauchoperation bei der die Bauchwand durchtrennt und die Bauchhöhle geöffnet wurde, stellt die Voraussetzung für die Entstehung einer Narbenhernie dar. In den meisten Fällen treten Narbenbrüche nach einer sogenannten medianen Laparotomie auf. Dabei handelt es sich um eine offene Bauchoperation, bei der der Bauchschnitt in der Mitte des Bauches in Längsrichtung erfolgt.
Nach einem solchen chirurgischen Eingriff am Bauch wird die ursprüngliche elastische Festigkeit der Bauchwand, die normalerweise durch mehrere Schichten von Muskelschichten gewährleistet ist, durch das weniger elastische Narbengewebe aus dem Gleichgewicht gebracht. Da die Narbe nicht die gleiche Festigkeit und Elastizität wie gesundes Gewebe hat, stellt sie somit eine Schwachstelle in der Bauchwand dar. Das Risiko, dass sich im Bereich der Operationsnarbe eine Bruchpforte bildet und somit eine Narbenhernie entsteht, ist deshalb nach einer Bauchoperation erhöht.
Nach einer offenen Bauchoperation können verschiedene Faktoren die Entstehung einer Narbenhernie begünstigen. Hierzu gehören insbesondere Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen und Blutungen direkt nach der Operation, ein schlechter Allgemein- und Ernährungszustand des Patienten, sowie wiederholte Operationen über den gleichen Operationszugang.
Weitere Risikofaktoren für das Entstehen eines Narbenbruchs sind aber auch Faktoren wie Fettleibigkeit, Erkrankungen der Blutgefäße, langjähriges Rauchen, die Dauertherapie mit Kortison-Präparaten, spezielle Erkrankungen wie Krebsleiden, Störungen des Bindegewebsstoffwechsels oder eine Bauchfellentzündung sowie Erkrankungen, die die Wundheilung stören können, wie Diabetes mellitus oder allgemeine Blutarmut.
Darüber hinaus wird das Entstehen einer Narbenhernie auch durch einen erhöhten Druck im Bauchinnenraum begünstigt. So kommt es beispielsweise bei Verstopfung, chronischem Husten und Lungenerkrankungen mit erhöhtem Atemwegswiderstand wie COPD und Asthma bronchiale häufiger zu Narbenhernien.
Wie kann man sich davor schützen?
Dr. med. Stadler: Um nach einer offenen Operation im Bauchraum einer Narbenhernie vorzubeugen, ist es ratsam, die Risikofaktoren für das Entstehen eines Narbenbruchs zu vermeiden. So sollte etwa mit dem Rauchen aufgehört und starkes Übergewicht reduziert werden. Auch das Heben schwerer Lasten sollte insbesondere in den ersten drei bis sechs Monaten nach einer Bauchoperation vermieden werden.