Das Krankenhaus: Wer darauf angewiesen ist, denkt in erster Linie an Ärzte und Pflegekräfte. Und sie sind in der Tat die wichtigsten Stützen im Krankenhausalltag. Doch gibt es im Hintergrund Mitarbeiter, ohne die die Arbeit im Krankenhaus nicht möglich wäre. Wir stellen Ihnen in den nächsten Wochen Menschen vor, die sich für Ihre Gesundheit ins Zeug legen.
Bundesweit begeben sich täglich tausende Menschen in Gesundheitseinrichtungen in der Hoffnung, gesund zu werden. Dass es dort Krankheitserreger und Bakterien gibt, versteht sich von selbst. Die Kunst liegt nicht nur in deren Bekämpfung, sondern auch in der Vermeidung der Ausbreitung. Hygienerichtlinien sorgen dafür, dass Bakterien und Viren nicht von Patient zu Patient weitergegeben oder an die Mitarbeiter übertragen werden. Jürgen May, Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention und Hygienebeauftragter der Sana Kliniken des Landkreises Cham, erklärt, wie das funktioniert.
Herr May, können Sie kurz erklären, was die wichtigsten Maßnahmen sind, die eine Ausbreitung bzw. Übertragung von Keimen, Bakterien und Viren verhindert?
Hr. May:
Das ist keine leichte Frage, denn die Hygiene ist zwar an sich einfach, aber im Krankenhaus sehr komplex. Es gibt aus Sicht der Hygiene viele wichtige Maßnahmen, die unbedingt beachtet werden müssen, die aufzuführen, den Rahmen allerdings sprengen würde. Aber eine der wichtigsten Hygienemaßnahme und gleichzeitig die einfachste ist die hygienische Händedesinfektion. Durch die richtige Händedesinfektion wird eine Ausbreitung oder Übertragung von Keimen und Bakterien verhindert. Die Händedesinfektion kann und sollte vom Patienten und Besucher, über den Chefarzt bis hin zur Reinigungskraft jeder durchführen.
Wie wird kontrolliert, ob sich jeder Mitarbeiter auch daran hält?
Hr. May: Durch regelmäßige Begehungen und Überprüfungen mache ich mir ein Bild, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Speziell bei der Händedesinfektion werden Pflichtschulungen für jeden Mitarbeiter angeboten, bei denen die fünf Indikationen der Händedesinfektion thematisiert werden. Anschließend wird eine praktische Übung mithilfe einer Black Box und fluoreszierenden Mitteln durchgeführt, um die Benetzung der Hände zu beurteilen. Zusätzlich wird auf den Stationen eine sogenannte Compliance Beobachtung der fünf Indikationen durchgeführt und auch der Verbrauch der Händedesinfektionsmittel erfasst. Das Ergebnis wird monatlich den Stationen zurückgespiegelt.
Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen: Wie schaffen Sie es, eventuell sich ausbreitende Viren, beispielsweise beim Norovirus, wieder unter Kontrolle zu bekommen?
Hr. May: Eine richtige Ausbruchsituation mit Noroviren oder ähnlichem ist in den letzten Jahren bei uns nicht vorgekommen. Ein Grund dafür sind die bereits erwähnten regelmäßigen Schulungen der Mitarbeiter. Doch sollte „das Kind tatsächlich in den Brunnen fallen“, dann gibt es bei uns ein so genanntes Ausbruchsmanagement, in dem genau die Maßnahmen und die Vorgehensweise festgelegt sind, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen.
Die Anzahl ausländischer Patienten steigt durch die ankommenden Flüchtlinge. Gibt es eine Möglichkeit auch diese über Hygienemaßnahmen zu informieren?
Hr. May: Ja, wir haben für fremdsprachliche Patienten Informationsbroschüren in verschiedenen Sprachen zum Beispiel Englisch, Arabisch und Russisch. Auch haben wir eine Dolmetscherliste, in der unsere Mitarbeiter verzeichnet sind, die als Dolmetscher zur Verfügung stehen und die Hygiene in verschiedenen Situationen unterstützen.
Wie stehen die Sana Kliniken des Landkreises Cham im bundesweiten Vergleich da?
Hr. May: Wir vergleichen uns seit Jahren mit mehr als 500 Kliniken und mehr als 1000 Stationen in Deutschland unter der Federführung durch des Nationalen Referenzzentrums für Nosokomiale Infektionen an der Charité in Berlin. Ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass wir in allen Bereichen der Hygiene im Bundesvergleich gut bis sehr gut dastehen.
Warum haben Sie sich für dieses Berufsfeld entschieden?
Hr. May: Bei meiner Bewerbung auf diese Stelle kannte ich zwar die Tätigkeitsbeschreibung, aber was alles auf mich zukommt, wusste ich nicht. Das Tätigkeitsfeld in der Hygiene ist vielfältig und sehr interessant. Man muss Pfleger, Mediziner, Mikrobiologe, Techniker, Therapeut, Lehrer und Zuhörer in einem sein. Das ist die Herausforderung, der man sich täglich stellen muss. Kurz gesagt, es wir nie langweilig. Es ist einfach schön, jedem Patienten und allen Mitarbeitern hilfreich bei Seite stehen zu können und zu dürfen.