
Christine Herkner
„Meine Lebensversicherung seit acht Jahren“
Vor zehn Jahren änderte sich das Leben von Christine Herkner auf einen Schlag. Ohne Vorwarnung erlitt sie einen Herzinfarkt. Bis dahin dachte die damals 59-Jährige, sie sei gesund. Ein Trugschluss. Ihre Herzleistung nahm immer weiter ab. Der Lebensmotor drohte gänzlich zu versagen.

Ein Blick aufs Herz: Dr. Kristin Rochor, Leitende Oberärztin der Kardiologie am Sana-Herzzentrum Cottbus untersucht den Zustand des geschwächten Herzens der Patientin unter Ultraschall-Sicht. Regelmäßig wird diese Untersuchung wiederholt, um Veränderungen der Herzleistung frühzeitig zu erkennen.
„Es war ein heißer Sommertag. Mir war schon den ganzen Tag ein bisschen komisch, aber dabei dachte ich mir nichts. Ich bin noch mit meinem Sohn in den Garten gefahren und dann ging es los. Ich bekam schlimme Schmerzen und Krämpfe. Zu dem Zeitpunkt dachte ich immer noch, dass das schon wieder vergehen würde“, erinnert sich Christine Herkner. Glücklicherweise reagierte Sohn Martin Herkner besonnen und rief den Notarzt: „Mir war klar, dass wir einen Arzt brauchen.“ Damit rettete er seiner Mutter das Leben.
„Bis zu diesem Tag hatte ich mich immer gesund gefühlt. Ich bin auch nie zum Arzt gegangen. Es gab ja keinen Grund“, erzählt Christine Herkner. Doch dann kamen die Diagnosen Schlag auf Schlag: Verengung der Herzkranzgefäße, Diabetes mellitus, Schlaganfall, Herzschwäche. „Trotz guter Versorgung ging es mir immer schlechter“, erinnert sich die Hoyerswerdaerin. „Ich litt ständig unter Atemnot und fühlte mich kraftlos.“
Die tragbare Lebensversicherung

Wundschwester Katja Rähder versorgt die OP-Stelle mit einem sterilen Wundverband. Über diesen kleinen Schlauch wird das Blut von der Herzkammer in die Pumpe und anschließend wieder in den Körperkreislauf geführt.
Es folgten unzählige Klinikaufenthalte. Heute füllen die Behandlungsberichte ganze Aktenordner. Christine Herkner bekam Stents zum Offenhalten der Herzkrankgefäße. Aufgrund der geringeren Herzleistung wurde ihr ein Defibrillator implantiert. Er sollte ihre neue Lebensversicherung werden. Doch keine dieser Maßnahmen brachte eine Verbesserung. Christine Herkner ging es von Tag zu Tag immer schlechter. Aufgrund der ausgeprägten Herzschwäche infolge des Herzinfarktes gab es vermeintlich nur eine Rettung für sie: Eine Herztransplantation. Doch die Verfügbarkeit von Spenderorganen ist gering, sodass Betroffene meist lange auf ein Spenderherz warten und viele Kriterien und Blutwerte stimmen müssen. Doch Christine Herkner hatte keine Zeit mehr, um zu warten.

Alternative Kunstherz

Das Herz in der Hand: Seit mehr als 2.500 Tagen ist das LVAD Pumpensystem Christine Herkners Lebensversicherung. Rund um die Uhr pumpt das kleine Wunderwerk der Technik das Blut aus der Herzkammer über die Aorta in den Körper.
Eine Alternative zu einer Herztransplantation sind Kunstherzen. Fachleute sprechen von ventrikulären Herzunterstützungssystemen, die häufig in der linken Herzkammer als linkventrikuläre Unterstützungssysteme, kurz LVAD, implantiert werden. Ein LVAD ist dabei kein Ersatz für das erkrankte Herz, sondern übernimmt die Arbeit der linken Herzkammer. Über ein Kunststoffrohr gelangt das Blut von der linken Herzkammer in das Kunstherz und über ein weiteres Kunststoffrohr in die Körperschlagader. Früher mussten die Patienten die dazu gehörende Technik außerhalb des Körpers tragen und große Einschränkungen an Lebensqualität in Kauf nehmen. Das war schon im Fall von Christine Herkner anders. Sie bekam von Prof. Dr. Dirk Fritzsche, Chefarzt der Herzchirurgie und Ärztlicher Direktor am Sana-Herzzentrum Cottbus, und seinem Team aus erfahrenen Kardiotechnikern ein LAVD der damals aktuellen Generation. Das war 2017.
„Wir waren damals mit den Ergebnissen äußerst zufrieden“, erinnert sich der Herzchirurg. „Der Körper hat das Kunstherz sehr gut angenommen. Der Zustand der Patientin besserte sich zusehends. Schon einige Woche nach der Implantation konnte Christine Herker gemeinsam mit den Physiotherapeutinnen erste Gehversuche unternehmen.“ Seitdem sorgt die künstliche Pumpe dafür, den Körperkreislauf aufrechtzuerhalten. Nach der Operation folgte die Rehabilitation. Wieder fit und mobil für den Alltag werden – das war das Ziel. Und Christine Herkner hatte einiges vor sich.
Acht Jahre später: immer noch in Bewegung

Heute ist Christine Herkner nicht mehr ganz so fit wie 2017. Aber sie ist immer noch zufrieden und dankbar für jeden Tag, den sie mit ihrer Familie erlebt. Alle drei Monate ist sie bei den Spezialisten aus dem Sana-Herzzentrum Cottbus zu Kontrollbesuchen zu Gast. Kardiologen und Kardiotechniker prüfen den Zustand ihres Herzens und des Herzunterstützungssystems. Dann nimmt sie sich Zeit, um mit ihren Lebensrettern einen kurzen Plausch zu halten.
„Herki“, wie sie das Team liebevoll nennt, gehört im Sana-Herzzentrum Cottbus inzwischen schon zur Familie und gibt dem interdisziplinären Team aus Herzchirurgen, Kardiologen und Kardiotechnikern das gute Gefühl, dass sich auch in Ausnahmesituationen gute und erfolgreiche Behandlungswege finden lassen, die den Patienten wieder einen relativ normalen Alltag ermöglichen. Diesen Alltag bewältigt Christine Herkner mit einem Lächeln und in bester Gesellschaft. Sohn Martin hat sein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Er wohnt im gleichen Wohnhaus wie seine Mutter, kommt regelmäßig mit Enkeltochter Celine Jolie Bielka zu Besuch, erledigt Einkäufe mit Christine Herkner gemeinsam und ist nicht nur die gute Seele der Familie, sondern auch Wächter über die Stromversorgung der künstlichen Pumpe.