Sana Blaubuch

C H R I S T O P H E R P I O R K OWS K I / K L A U S M AT S C H K E K O N Z E N T R I E R E N 29 Die Weste fürs Leben Etwa 100.000 Menschen erliegen jährlich in Deutschland dem plötzlichen Herztod . Oft ist die Ursache eine Herzrhythmusstörung , die zum Herzstillstand führt. Falls rechtzeitig ein Defibrillator zur Hand ist, kann der Patient gerettet werden, doch mit jeder Minute ohne Versorgung sinken seine Überlebenschancen um zehn Prozent. Weit besseren Schutz bietet ein implantierter Defibrillator , aber nicht in jedem Fall ist die dauerhafte Implantation sinnvoll. Solche Patienten können zuverlässig mit LifeVest geschützt werden, einem auf dem Brustkorb getragenen Defibrillator, der lebens- bedrohliche Rhythmus- störungen automatisch erkennt und per Strom- stoß beendet. Ist die Herzinsuffizienz so weit fortgeschritten, dass der Erkrankte nur noch mit einer Herztransplantation zu retten ist, kann die lange Wartezeit auf ein Spenderorgan mit einer Art «Zusatzmotor » überbrückt werden. Das Kunstherz-Unterstützungssystem ist eine mechanische Pumpkammer un- ter der Bauchdecke, die das Blut durch einen Zugang an der Herzspitze absaugt und über einen Schlauch oberhalb der Herzklappe in die große Körperschlagader leitet. Das System erhöht die Herzleistung und entlastet den Herzmuskel, der natürliche Herzschlag bleibt aber unverzichtbar, weil nur die Pulswelle des Herzens das Blut bis in die Kapillaren des Blutkreis- laufs pumpen kann. Ein elektronisches Steuersystem überwacht dieArbeit der Pumpe, die durch Batterien angetrieben wird. Beide Komponenten trägt der Patient außerhalb des Körpers in einem Halter oder Rucksack. Herzunterstützungssysteme arbeiten sehr zuverlässig, nachteilig sind je- doch Infektionsrisiken an denAustrittsstellen der Kabel und die zwingende Einnahme von Blutgerinnungshemmern. Wird es in Zukunft ein komplett künstliches Ersatzherz geben? «Das menschliche Herz ist keine simple mechanische Pumpe, sondern ein hoch- komplexes Organ, das kaummit einem künstlichen ‹ Ersatzteil › zu imitieren ist », so Prof. Dr. Klaus Matschke, Direktor der Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Dresden. «Außerdem ist die Hemmschwelle hoch, weil das menschliche Herz vollständig entfernt und durch eine Maschine ersetzt würde–ein einziger technischer Ausfall, und der Patient wäre tot. » H E R Z U N T E R S T Ü T Z U N G S S Y S T E M E Zusatzmotor für schwache Herzen Künstliche Ersatzherzen sind immer noch Vision. Eine Art Hilfspumpe kann Leben retten. fig.: Wenn die LifeVest Anzeichen eines gefährlichen Kammer- flimmerns erkennt, startet sie auto- matisch einen Behandlungs- modus. «Das menschliche Herz ist keine simple mechani- sche Pumpe, sondern ein hoch- komplexes Organ, das kaum mit einem künstlichen ‹Ersatzteil › zu imitieren ist. » Prof. Dr. Klaus Matschke Ärztlicher Direktor der Klinik für Herzchirurgie Herzzentrum Dresden

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