Sana Blaubuch

Thymus— Trainingslager der T-Zellen Antikörper gegen Krebs Eigentlich dürfte Krebs bei einem funktionie- renden Immunsystem gar nicht erst entstehen. Theoretisch würde eine Tumorzelle, die als fremd erkannt wird, markiert und von den Killerzellen vernichtet werden. Krebszellen sind allerdings in der Lage, die Funktion der Killerzelle abzuschalten, indem sie einen Rezep- tor auf der Oberfläche dieser Abwehrzellen blockieren. Vor Kurzem ist es gelungen, einen monoklonalen Antikör- per zu entwickeln, der diese Blockade verhin- dert und den Killerzellen damit ermöglicht, die Krebszelle zu zerstören. In Zulassungsstudien hat der Wirkstoff die Überlebensrate von Patienten mit Haut- oder Lungenkrebs mehr als verdoppelt. Diese Therapie hat allerdings ihren Preis: Pro Infusion kostet sie rund 15.000 Euro. fig.: T-Killerzellen greifen Tumorzellen an, wenn deren Fähigkeit zur Blockade der T-Zellen, die sogenannte Immun­ checkpoint-Blockade, durch monoklonale Antikörper verhindert wird. Die Thymusdrüse ist die Schule der Immun- abwehr. Am aktivsten ist sie während der Kindheit. Nach der Pubertät beginnt sie, zu schrumpfen. fig.1: Einschulung Angelockt von Boten- stoffen (blau), wandern täglich rund 100 Vor- läuferzellen (orange) aus den Blutgefäßen in die Thymusdrüse. In den kommenden zwei Wochen absolvieren sie ihre fig.2: Rüstzeug Per genetischem Zufallsprozess erhält jede Vorläuferzelle einzigartige Rezeptoren, die beim Kontakt mit spezifischen Protein- stücken Alarm schlagen. fig.3: Erstes Examen Gewebezellen der Thymusdrüse (blau) kontrollieren, ob sich die individuellen T- Zellenrezeptoren ihrer «Schüler» mit ihnen verbinden. Nur diese T-Zellen überleben. fig.4: Zweites Examen Um sicherzustellen, dass diese «Prüflinge» körper- eigene Zellen verschonen, präsentieren ihnen spezi- elle Zellen solche Proteine (blau). T-Zellen, die dabei Alarm schlagen, werden aussortiert. fig.5: Spezialisierung Die überlebenden T-Zellen teilen sich auf in T-Helferzellen (orange) und T-Killerzellen (rot). fig.6: Dienstantritt Etwa zwei Millionen ausgebildete T-Zellen verlassen täglich den Thymus. Es gibt aber auch Fehler im System, die Autoimmunreaktionen auslösen können. fig.6. fig.4. fig.5. fig.1. fig.2. fig.3. Ausbildung zur immunkompetenten T-Zelle, die Viren, Bakterien und Tumor- zellen aufspüren und vernichten kann. I MM U N S Y S T E M M I N I M I E R E N 23

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