Sana Blaubuch

«Wir versuchen, Basishygiene so zu vermitteln, dass sich keiner belehrt fühlt, sondern die Einsicht aller gefördert wird.» B A R B A R A W I L B R A N D T K OMM U N I Z I E R E N 41 H Y G I E N E - FA C H Ä R Z T I N , B E R L I N Ständig vor Ort Überall in Deutschland fehlt es an Hygiene-Fachärzten in Krankenhäusern. Nicht so in Berlin-Lichtenberg. Dort hat Dr. Barbara Wilbrandt über viele Jahre einen hohen Standard aufgebaut. Wenn Barbara Wilbrandt ihr Tagwerk beginnt, weiß sie oft nicht, was der Tag so an Herausfor- derungen und Problemstellungen bringen wird. «Das wiederum», so die erfahrene Fachärztin für Hygiene- und Umweltmedizin, « ist das Salz in der Suppe und macht unseren Beruf so in- teressant. » Viele Kollegen, fügt sie hinzu, sind sogar erstaunt, wie komplex und umfangreich ihr Tagesgeschäft ist. Seit 1992 sorgt Wilbrandt dafür, dass im vormaligen städtischen Krankenhaus und heute im Sana Klinikum Lichtenberg Hygiene auf allen Stationen großgeschrieben wird. Seit Oktober dieses Jahres bildet sie sogar eine zweite Kollegin aus, was in deutschen Krankenhäusern eher die Ausnahme ist. Dort herrscht nämlich derzeit akuter Fachärztemangel im Bereich Hygiene. Begonnen hat Barbara Wilbrandt ihreArztkar- riere an der berühmten Charité, nachdem sie zuvor in Rostock und Berlin studiert hatte. In der Charité legte man bereits in den 1980ern großen Wert auf ein hohes Niveau in der Krankenhaus- hygiene. Der Schwerpunkt lag damals vor allem im technischen Hygienemanagement, speziell in der Desinfektion und Reinigung. Seitdem habe sich jedoch vieles verändert, vor allem durch die Zunahme der multiresistenten Erreger. Heute komme ein breites Spektrum an Medizin- und Haustechnik zum Einsatz, außerdem müsse ein optimalesAntibiotikamanagement betrieben wer- den. Das Schreckensszenario: Die Erreger, die ein Patient mitbringt, verbreiten sich im Kranken- haus. Deshalb lautet die oberste Devise: «Gezielt Prävention etablieren. Kontrolliert Interventionen durchführen. » Krankenhaushygieniker sind ständig im Bera- tungseinsatz. Das beginnt schon bei der Pla- nung von Bau- oder Umbaumaßnahmen. «Wir sind mehr Berater als Feuerwehrleute», betont Wilbrandt. Mit einem großen Spektrum am Ar- beitsplatz. Beispielsweise sitze sie mit Architekten an einem Tisch und beurteile die geplanten Funktionsabläufe aus infektionsmedizinischer Sicht. Wie plant man etwa die Wegeführung zu einem neuen OP-Saal? Welche Größe haben Patientenzimmer, sind genügend Lagerräume vorhanden und wie funktioniert die Anbindung an andere Abteilungen? «Jeder neue Bereich im Krankenhaus muss hygienetechnisch in das Gesamtkonzept integriert werden. » Privat ist BarbaraWilbrandt übrigens entspan- nter, was die Hygiene betrifft. «Bei mir steht zu Hause nirgendwo ein Desinfektionsmittel herum», alles verlaufe in normalen Bahnen. Allerdings, so sagt sie, ist sie auf Reisen erheblich sensibler, insbesondere in Ländern mit problematischen Hygieneverhältnissen. Dort sieht sie überall po- tenzielle Übertragungswege. «Dann würde ich am liebsten loslegen, um etwas zu verändern. » «Wir wollen heute nicht wie Polizisten auftreten, sondern versuchen, in einem guten Miteinander die Belange und Notwen- digkeiten der Hygiene umzusetzen. »

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