Sana Blaubuch

L A B O R S TA R K E MOM E N T E 21 «Das ist ein bisschen wie Detektivarbeit, und genau das macht auch den Reiz an der Laborarbeit aus. » Dr. med. Hans-Peter Maidhof, Chefarzt Institut für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Lausitzer Seenland Klinikum Viren zum Beispiel, die zum Wachstum lebende Zellen brauchen, gehen nach der Probenentnahme rasch zugrunde. Auch bestimmte Bakterien, etwa Legionellen oder Chlamydien, sind nur schwer oder gar nicht im Labor zu züchten. Allerdings kommt ihnen das mikrobiologische Labor sogar noch nach dem Ableben auf die Spur, denn sie hinterlassen eindeutige «Fingerabdrücke» ihrer Erbinformation. Mit einer Art DNA-Kopiermaschi- ne lassen sich diese Erreger dann auf molekularer Ebene nachweisen. Das Verfahren heißt Polyme- rase-Kettenreaktion und dient auch dem Erken- nen von Erbkrankheiten oder außerklinisch dem Vaterschaftsnachweis. Erregern auf der Spur Automation spielt in der Mikrobiologie eine weit weniger wichtige Rolle als imGroßlabor. Die Anzucht der Erregerkulturen auf speziellen Nährböden in Reagenzgläschen oder Petrischalen ist immer noch Handarbeit. Und für das korrekte «Ablesen» der Kultur braucht es die Erfahrung und den Spür- sinn des mikrobiologischen Spezialisten. Einer der häufigsten Erreger etwa ist Staphylococcus aureus, der Hautabszesse und Lungenentzündun- gen verursachen kann. Dieses Bakterium ist ein besonders heimtückischer Vertreter seiner Art, nicht nur, weil er Varianten ausbildet, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Er kann sich auch regelrecht tarnen, also in Formen verwandeln, die in der Petrischale gar nicht aussehen wie der typische Erreger. Die Kunst besteht nun darin, auch diese untypischen Formen ins Visier zu nehmen und eindeutig zu identifizieren, erklärt Maidhof: «Wir brauchen ein intuitives Gespür dafür, welchem Bild zu trauen ist oder nicht. Das ist ein bisschen wie Detektivarbeit, und genau das macht auch den Reiz an der Laborarbeit aus. » Im Minutentakt Rund 1000 Proben täglich untersuchen die 22 Mitarbeiter des Kliniklabors, das rund um die Uhr besetzt ist. Wenn nachts ein Notfall eingeliefert wird, landet eine Blutprobe mit gelbem Aufkle- ber via Rohrpost sofort im Labor. Dann muss es besonders schnell gehen. Nachdem der Barcode mit den Patientendaten und den zu ermittelnden Werten in den Computer eingescannt ist, braucht es kaum drei Minuten, bis der behandelnde Arzt sieben Stockwerke tiefer das kleine Blutbild in- klusive Bewertung auf demComputerbildschirm hat. Alle anderen angeforderten Werte folgen in Echtzeit im Minutentakt. Und nach etwa einer halben Stunde ist der Laborbefund abgeschlos- sen. Falls der Notfallpatient eine Bluttransfusion braucht, bereiten die Labormitarbeiter in der an- gegliederten Blutbank auch die passende Kon- serve vor—nur eine der vielfältigen Leistungen des Instituts, die für den Patienten unsichtbar, aber überlebenswichtig sein können. «Wir arbeiten zwar nicht an der Front, sondern in der zweiten Reihe des Klinikbetriebs », fasst Chefarzt Maidhof zusammen. «Aber die Patienten ahnen gar nicht, wie intensiv wir an ihremSchick- sal teilnehmen. »

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