Arterielle Hypertonie

Den Blutdruck unter Kontrolle halten

Chronischer Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, zählt in den westlichen Industrienationen zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hauptursachen sind Bewegungsmangel und falsche Ernährung. Von einer therapiefraktären, schwer einstellbaren Bluthochdruck-Erkrankung spricht man dann, wenn der Blutdruck trotz der Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Medikamenten nicht mehr in den Normbereich fällt. In diesem Fall sollte die arterielle Hypertonie sofort behandelt werden, da sonst das gesamte Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft gezogen wird.

Renale Denervation

Die renale Denervation ist ein relativ neues, minimalinvasives Verfahren, um chronischen Bluthochdruck zu behandeln. Dabei werden Nervenfasern der Niere, die für die Entstehung von Bluthochdruck mitverantwortlich sind, gezielt verödet. Das geschieht mit Hilfe eines speziellen Katheters, der durch die Leiste in die Nierenarterie vorgeschoben wird. Die Funktion der Niere wird dadurch selbstverständlich nicht beeinträchtigt. Wie alle minimalinvasiven Verfahren ist die renale Denervation schonend für den Organismus, unter anderem, weil keine Vollnarkose notwendig ist. Als Patient können Sie die Klinik bereits am nächsten Tag wieder verlassen.

Der Eingriff dauert knapp eine Stunde und erfolgt im Katheterlabor der nächstgelegenen Klinik. Die Nachsorge und eine eventuelle Weiterbehandlung übernimmt dann das Ihnen bereits bekannte Ärzteteam.

Physiologische Begründung des Verfahrens

  • Die Hyperaktivierung des sympathischen Nervensystems ist ein bekannter Faktor, der zu Hypertonie beiträgt
  • Den in die Niere und aus der Niere führenden Nerven kommt eine zentrale Funktion zu
  • Dieses Verfahren wurde bisher chirurgisch durchgeführt
  • Die Anatomie ermöglicht einen minimal-invasiven Ansatz

Seit kurzem steht nun eine katheterbasierte und damit interventionelle, minimal-invasive („Schlüssellochtechnik“) Therapieoption zur renalen Sympathikusdenervation zur Verfügung. Mit dieser Technik gelingt es, durch spiralige Positionierung eines Ablationskatheters in den Nierenarterien und Abgabe von Radiofrequenzimpulsen (mehrfach für ca. 120 Sekunden) eine selektive Unterbrechung der Nervenfasern vorzunehmen. Die ersten Erfahrungen aus internationalen klinischen Studien zeigen eine stabile Blutdrucksenkung über den Zeitraum von 6 bzw. 24 Monaten. Prof. Dr. Weil ist einer der führenden nationalen Experten auf dem Gebiet der renalen Denervation. Lübeck war eines der ersten Zentren weltweit, das dieses Verfahren angewandt hat. Inzwischen wurden mehr als 110 Patienten erfolgreich behandelt und die Daten in einem Register (Lübeck RDN Registry) dokumentiert.

  • Steuerbarer Katheter mit hochfrequente (HF) Energie abgebender Elektrodenspitze
  • Einführung in die Nierenarterie über Standardzugang durch die Beinarterie (6F)
  • Beidseitige Behandlung
  • Eine Reihe von 2-minütigen HF-Energieabgaben an jeder Arterie entlang
  • Mediane Verfahrensdauer: 38 min

Einschlusskriterien

  • therapieresistenter arterieller Hypertonus, der auch mit einer medikamentösen Mehrfach-Therapie (3 Hochdruck-Medikamente inklusive eines Diuretikums) nicht adäquat therapiert ist
  • deutliche erhöhte Blutdruckwerte in der 24h Langzeitblutdruckmessung
  • Ausschluss sekundärer Ursachen einer arteriellen Hypertonie
  • Durchmesser der Nierenarterien (A. renalis) ausreichend
    • Diameter (Durchmesser) ≥ 4 mm, Länge ≥ 20 mm
    • keine Nierenarterienstenose(= Einengung) /mehrfach angelegte Nierenarterien/ massive Gefäßveränderung (=Arteriosklerose)
    • kein Zustand nach  Ballondilatation bzw. Stenting (=Aufdehnung) der Nierenarterien

Ausschlusskriterien

  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt), instabile Angina pectoris (Brustenge), Insult (Schlaganfall) < 6 Monate
  • relevante Herzklappenerkrankungen
  • Schwangerschaft oder Absicht, schwanger zu werden; Stillphase

Webinar für Zuweiser

Zuweiser-Webinar Renale Denervation

In diesem Zuweiser-Webinar erklärt Prof. Dr. Weil gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Oliver Dörr aus dem Universitätsklinikum Gießen, welche Behandlungsoptionen sich durch die Renale Denervation ergeben. (Das Video startet nicht automatisch, drücken Sie den "Play"-Button

Information zur Anmeldung von Patienten

Die Festlegung der Eignung für das interventionelle Therapieverfahren erfolgt im Rahmen einer multidiziplinären Fallkonferenz. Diese Konferenz findet regelmäßig  statt. Über den Beschluss der Konferenz wird ein Protokoll erstellt. Der Patient und der behandelnde und zuweisende Kollege werden über das Ergebnis schnellstmöglich informiert.

Für Rückfragen oder genauere Informationen kontaktieren Sie uns gerne

 

Stationäre Aufnahme zur Intervention

Bei Eignung für die interventionelle Therapie erfolgt die Vereinbarung eines stationären Aufnahmetermins. Die Aufnahme erfolgt am Tag der geplanten Intervention. Der Eingriff unter ausreichender Schmerzmedikation im Herzkatheterlabor über eine Punktion der Leistenarterie - vergleichbar mit dem Zugang bei einer Herzkatheteruntersuchung. Von der Leistenarterie wird der Katheter bis vor den Abgang der Nierenarterien aus der Bauchaorta positioniert und distal in der Nierenarterie platziert. Während des Eingriffs werden - in der Regel - immer beide Nierenarterien behandelt. Bei unkompliziertem Verlauf kann der Patient nach 48h Überwachung entlassen werden. 

Sicherheit des Eingriffs

Im Rahmen der klinischen Studien konnte keine ernsthaften unerwünschten Ereignisse nachgewiesen werden. Als unerwünschte Ereignisse, die mit dem Eingriff assoziiert waren, wurden ein Pseudoaneurysma der A. femoralis, ein Infekt des Urogenitaltrakts, Parästhesien und länger anhaltende Rückenschmerzen (jeweils ein Patient/-in) genannt. Die Nierenfunktion zeigte sich nach 6 Monaten nicht signifikant verändert. Allerdings wurde sehr selten das Auftreten von Engstellen an den Nierenarterien beobachtet. 

Ausgewählte wissenschaftliche Publikationen

  • Krum H, Schlaich M, Whitbourn R, Sobotka PA, Sadowski J, Bartus K, Kapelak B, Walton A, Sievert H, Thambar S, Abraham WT, Esler M. Catheter-based renal sympathetic denervation for resistant hypertension: a multicentre safety and proof-of-principle cohort study. Lancet. 2009;373:1275-1281.
  • Schlaich MP, Sobotka PA, Krum H, Lambert E, Esler MD. Renal sympathetic-nerve ablation for uncontrolled hypertension. N Engl J Med. 2009;361:932-934
  • Dibona GF, Esler MD. Translational Medicine: the antihypertensive effect of renal denervation. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol 298: R245-R253, 2010
  • Schlaich MP, Sobotka PA, Krum H, Whitbourn R, Walton A, Esler MD. Renal denervation as a therapeutic approach for hypertension: novel implications for an old concept. Hypertension. 2009;54(6):1195-1201.
  • Esler MD. Pathophysiology of the Human Sympathetic Nervous System in Cardiovascular Diseases: The Transition from Mechanisms to Medical Management. J Appl Physiol. .doi:10.1152/japplphysiol.00832.2009
  • Weil J. Katheterbasierte Behandlung der arteriellen Hypertonie. Cardiovasc 2010;10: 53 -56
  • Himmel F, Bode F, Mortensen K, Graf T, Schunkert H, Weil J. Die renale Denervation als Therapiestrategie der medikamentös refraktären arteriellen Hypertonie. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2010
  • Mahfoud F, Himmel F, Ukena C, Schunkert H, Böhm M, Weil J (2011) Treatment strategies for resistant arterial hypertension. Dtsch Arztebl Int. ;108:725-31
  • Mortensen K, Franzen K, Himmel F, Bode F, Schunkert H, Weil J, Reppel M. (2012) Catheter-based renal sympathetic denervation improves central hemodynamics and arterial stiffness: a pilot study. J Clin Hypertens (Greenwich);14:861-70
  • Himmel F, Weil J, Reppel M, Mortensen K, Franzen K, Ansgar L, Schunkert H, Bode F (2012) Improved heart rate dynamics in patients undergoing percutaneous renal denervation. J Clin Hypertens (Greenwich);14:654-5
  • Weil J, Schunkert H. Resistant arterial hypertension. MMW Fortschr Med. 2012;154:70-2