Rummelsberg

Konzept von Prof. Dr. Richter kann auch bereits durch das diabetische Fuß-Syndrom schwer deformierte Füße vor der Amputation retten

Der diabetische Fuß: Studie belegt, die meisten Amputationen können verhindert werden

Rummelsberg. Beim Diabetes mellitus sind die Füße besonders gefährdet. Durch den veränderten Stoffwechsel und die Durchblutungsstörungen können sich bereits schon kleine Wunden infizieren. Wird nicht rechtzeitig eingeschritten, führt dies nicht selten zu einer Amputation. In Deutschland werden jährlich rund 50.000 Amputationen beim diabetischen Fuß durchgeführt. Mit dem 4-Stufen-Therapiekonzept, das von Professor Dr. Martinus Richter an der Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie am Krankenhaus Rummelsberg entwickelt wurde, wären die Amputationen in großen Teilen vermeidbar gewesen, wie mehrere aktuelle Studien zeigen.

Ursache für das diabetische Fußsyndrom sind über Jahre erhöhte Blutzuckerwerte. Diese setzen den Füßen gleich auf mehreren Wegen zu. Zum einen werden die Blutgefäße geschädigt, die Blutversorgung besonders in den Extremitäten wird schlechter. Zum zweiten leiden auch die Nerven unter hohen Zuckerwerten. Betroffene nehmen Schmerzen sehr viel schlechter wahr. Die reduzierte Sensibilität führt in sehr vielen Fällen zu Fehlbelastungen des Fußes. „Ein Gesunder würde eine Fehlbelastung sofort spüren – weil es schmerzt oder sich einfach falsch anfühlt – und dann wieder normal laufen. Bei einer eingeschränkten Nervenfunktion spüren die Patienten das aber nicht", erklärt Prof. Richter. Die fortwährende Fehlbelastung führt zuerst zu Druckstellen. Auf Dauer nehmen Knochen und Gelenke Schaden. Der Fuß deformiert ohne dass es die Betroffenen bewusst wahrnehmen. Weitere Symptome für einen diabetischen Fuß sind Taubheitsgefühle in den Füßen oder das Empfinden, es würden Ameisen darüber laufen. Die Füße können auch berührungsempfindlich werden oder vor allem in der Nacht schmerzen. Ein weiteres Problem: Die Nervenstörungen können auch die Schweißproduktion beeinträchtigen. Die Haut an den Füßen wird dadurch trocken und rissig. Das macht zusätzlich anfällig für Verletzungen.

Amputation kann in den meisten Fällen vermieden werden

Was die Lage verschärft: Durch die eingeschränkte Nervenfunktion werden Verletzungen oft lange nicht wahrgenommen und adäquat versorgt. Da bei Diabetikern nicht selten auch das Immunsystem beeinträchtigt ist, heilen kleine Wunden schlechter. Beide Effekte zusammen sorgen dafür, dass eigentlich banale Verletzungen sich infizieren und ausbreiten können. Es entstehen oft tiefe Geschwüre, die der Betroffene aufgrund der Schmerzunempfindlichkeit jedoch nicht ausreichend wahrnimmt. Bekommen die Ärzte die Infektion nicht in den Griff und droht eine Ausbreitung in das gesamte Bein, wird häufig amputiert. „Das kann mit dem richtigen Therapiekonzept in den meisten Fällen vermieden werden", ergänzt Prof. Richter. Auch die Deutsche Assoziation Fuß- und Sprunggelenk unterstützt diese Herangehensweise. Schon seit mehreren Jahren fordert die Gesellschaft ein obligatorisches Zweitmeinungsverfahren vor einer Amputation, da die Zahl der Amputationen in Deutschland, auch im internationalen Vergleich, viel zu hoch ist.

Bei dem vierstufigen Therapiekonzept geht es zuerst darum, die Wunden richtig zu versorgen. In Stufe 1 wird mittels einem Debridement (Wundreinigung) die Wunde durch den Chirurgen gereinigt und stark geschädigtes Gewebe entfernt. Danach wird die Wunde vakuum-versiegelt. Einen Tag nach der Operation überprüft der Arzt, ob die Wunde bereits keimfrei ist. Wenn nicht, wird das Debridement bis zu fünfmal im wöchentlichen Abstand wiederholt. Ist die Keimfreiheit erreicht, wird in Stufe 2 die Wunde verschlossen. In Stufe 3 erfolgt nun die Entlastung der Wunde am Fuß über sechs bis zwölf Wochen. Angestrebt wird, dass der Patient keinerlei Druck auf die Wunde ausübt, sich aber trotzdem bewegt, um die Durchblutung zu fördern. Je nach Fall gelingt das mit speziellen Schuhen, dem Einsatz von Gehstützen oder der Betroffene wird im Rollstuhl mobilisiert. Begleitend sollte der Diabetes gut eingestellt werden.

In Stufe 4 wird die Deformität korrigiert

Entscheidend bei dem von Prof. Richter entwickelten Therapiekonzept ist allerdings die Stufe 4. Sie ist in den – sehr häufigen – Fällen nötig, bei denen Fußdeformationen vorliegen, die in Verbindung mit dem Diabetes mellitus die Ursache für die Entstehung neuer Druckstellen und offenen Wunden ist. Bei anderen Therapieansätzen ist die Behandlung nach dem vollständigen Abheilen der Wunden oder der Entzündung abgeschlossen. Allerdings: Bleiben die Fußdeformationen bestehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass es in der Folge zu erneuten Wunden oder Geschwüren kommt. Die Gefahr steigt, dass die Geschwüre jedes Mal gravierender werden und es irgendwann zwangsläufig zu einer Amputation kommt. „Den Patienten wird deshalb empfohlen dringend auf Formveränderungen am Fuß zu achten und im Falle einer Deformation, diese chirurgisch korrigieren zu lassen. Nur dann ist eine nachhaltige Sanierung des diabetischen Fußes gewährleistet" warnt Prof. Richter und ergänzt: „Aktuelle Studien belegen, dass unser 4-stufiges Therapiekonzept die besten langfristigen Ergebnisse in Bezug auf Wundheilung und die Verhinderung von Amputationen bietet".

Detaillierte Informationen zum Thema diabetischer Fuß finden Patienten auf der Website: www.der-diabetische-fuss.de oder unter der Telefon-Hotline 09128 / 504-3450.

Professor Dr. Martinus Richter, Chefarzt der Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie am Krankenhaus Rummelsberg ist Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirurgie, Arzt für Sportmedizin. Seit 2016 gibt es die Focus-Ärzteliste auch für den Bereich der Fußchirurgie. Prof. Richter ist durchgehend auf der Focus-Ärzteliste als TOP-Mediziner geführt. Im Jahr 2018 erreichte er die höchste Punkteberwertung von allen bei FOCUS gelisteten deutschen Ärzten.

Die Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie ist eine von sechs orthopädischen Spezialabteilungen am Krankenhaus Rummelsberg und wurde 2017 bundesweit als erste Klinik zum Zentrum für Fußchirurgie in der Maximalversorgung (ZFS Max) ausgezeichnet. Dadurch wurde die Klinik auch zur überregionalen Anlaufstelle für problematische Fälle in der Fußchirurgie. Stationär werden jährlich knapp 1.000, ambulant rund 3.300 Patienten in der Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie behandelt. Mehr als ein Drittel aller Operationen in der Klinik werden aufgrund der Komplexität von Prof. Richter selbst durchgeführt.

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Dominik Kranzer
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