Rummelsberg

Klinikseelsorger und Diakon Walter Pfeufer verabschiedet sich altersbedingt in den Ruhestand

Ein großer Zuhörer verlässt die Klinik

Bekam von den grünen Damen und Herren, stellvertretend im Bild Hans Großmann und Bernadette Wegner (von rechts), ein Mosaik mit Aufnahmen der Klinik-Kapelle überreicht: Klinikseelsorger Walter Pfeufer.

Im Dezember wären es 17 Jahre gewesen, in denen Walter Pfeufer am Krankenhaus Rummelsberg (KRU) gewirkt hat. Seinen letzten Arbeitstag hatte er nun aber am 31. Juli 2022, seinem offiziellen Renteneintritt. „Ich kenne das Krankenhaus Rummelsberg mein Leben lang“, erinnert sich Pfeufer. Angefangen vom Wechsel des Wichernhauses von Altdorf nach Rummelsberg bis zur Übernahme der Sana Kliniken AG. Zwischendrin ist der Diakon weit herumgekommen. Nach seiner Einsegnung im Oktober 1980 war er in der Kirchengemeinde Neuaubing in München tätig, über sieben Jahre im Dekanat Nürnberg und St. Egidien, drei Jahre in Jerusalem, zwei Jahre in Stein und anschließend acht Jahre als Referent des Rektors der Rummelsberger Diakonie. „Solange wie am Krankenhaus Rummelsberg habe ich es nirgends ausgehalten“, scherzt der 63-Jährige. Die Klinik sei von Anfang an eng mit dem Ort Rummelsberg verbunden. „Es war schon immer unser Krankenhaus und es ist es auch für mich geblieben“, resümiert Pfeufer. Der besondere Spirit von Rummelsberg sei es, dass Patienten dem Haus über Jahrzehnte die Treue halten. Das sei in den anderen Kliniken nicht so, aber die durch die Krankenkassen vorgegebene „wohnortnahe Versorgung“ erschwere dies zunehmend.

„Zuhören und die Menschen begleiten“

Pfeufer muss es wissen. Schließlich hat er tagtäglich mit Patienten unterschiedlicher Nationen und jeden Alters zu tun. An zwei Momente erinnert er sich ganz besonders: Einmal an eine Langzeitpatientin, von der er die ganze Lebensgeschichte kannte und die sich aufgrund einer infizierten Hüfte auch noch das Bein abnehmen lassen musste. „Die Bettnachbarin, um deren Gesundheitszustand es deutlich besser bestellt war, meinte einmal zu mir: Die Frau ist reicher als ich“, erinnert sich Pfeufer. „Damit meinte Sie nicht das Geld, sondern ihr tiefer Glaube und die familiäre Geborgenheit der Zimmernachbarin – trotz der ganzen schweren Leidensgeschichte“. Ein andermal sei es die Begleitung einer Mutter gewesen, die Abschied von Ihrem Sohn in der Klinik nehmen musste. Zwei Stunden habe er zusammen mit der Mutter gerungen. Diese zwei Momente seien sinnbildlich für sein Wirken am KRU. „Es ist wichtig, da zu sein und die Trauer auszuhalten“, beschreibt er seine Gefühle. Seine primäre Aufgabe als Klinikseelsorger: „Zuhören und die Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und Gesundheitszuständen begleiten – sowohl Patienten als auch Mitarbeiter“. Und genau das sei es auch, was ihm fehlen werde in der Rente: „Die intensiven Begegnungen mit Menschen.“

Die Kapelle: der schönste Raum in der Klinik

Freud und Leid liegen eng beieinander. Schwer fällt es Pfeufer wenn der nahende Abriss der Kapelle zur Sprache kommt. Die jetzige Kapelle muss aufgrund des Klinikneubaus abgerissen werden. „Ich sehe die Notwendigkeit ein, aber es tut so weh. Mein Wunsch war es immer, vor dem Abriss der Kapelle in den Ruhestand zu gehen. Ich bin froh, dass das nun so kommt. Es ist der schönste Raum in der gesamten Klinik, der so viel gibt.“ Er habe beim Geschäftsführer jedoch den ausdrücklichen Wunsch hinterlegt, Teile der Glasbilder wiederzuverwenden, die schon vom ersten Kapellen-Standort in der Klinik „gerettet“ wurden. Viele Mitarbeiter würden die Kapelle aufsuchen – wenn auch manche nur für eine Minute am Tag. „Wir hatten aber auch schon einen Patienten, der um Mitternacht in der Kapelle Trompete gespielt hat“, erinnert sich Pfeufer lächelnd. Das Gästebuch sei oft ein Spiegel, wie es den Leuten ginge – egal, ob Patient oder Mitarbeiter. Auf einen Talisman oder Gegenstand, den er immer bei sich hat, verzichtet Pfeufer gänzlich. Worauf er in Rummelsberg nicht verzichten konnte: „Täglich mindestens fünf Minuten in der Kapelle zu verweilen“.

Für die Klinik wünscht sich Pfeufer einen geeigneten Nachfolger und dass sie weiterhin erfolgreich bestehen kann. Allerdings müsse sich auch seitens der Politik etwas ändern. „Gerade die Mitarbeitenden in der Pflege brauchen mehr Luft zum Durchatmen. Es muss sich etwas ändern, sonst kollabiert das System irgendwann.“ Mit generellen Wünschen hingegen ist Pfeufer sparsam. Auf die Frage hin, was er mit drei Wünschen anfangen würde, antwortet er: „Vor allem Frieden. Mit Krieg kann man nur verlieren. Das sollte auch der letzte Mensch endlich mal begreifen.“ Als zweiten Wunsch führt er die Gesundheit von sich und seiner Familie an. Den dritten Wunsch würde er sich aufheben, so Pfeufer.

Freiheit, Zeit und keine Maske

„In Freiheit zu entscheiden, was ich tun kann und vor allem Zeit zu haben“, darauf freut sich Pfeufer ab August. „Und darauf, keine Maske tragen zu müssen“, schiebt er lächelnd hinterher. Auf die Corona-Pandemie hätte er gerne verzichtet und blickt zurück: „Es war und ist eine große Herausforderung. Teilweise hatten wir fünf Verstorbene an einem Tag, da haben wir uns die Frage gestellt: Wohin mit den Verstorbenen?“ Er könne nach wie vor nur mit dem Kopf schütteln über diejenigen, die Corona nicht ernstnehmen.

Der zweifache Familienvater wird vor allem seinen Hobbies „Reisen“ und „Garten“ frönen. Als erstes großes Ziel in der Rente sei eine Kanada-Reise geplant. „Der Reiseführer wird aber erst ab August studiert, wenn ich im Ruhestand bin“, so Pfeufer pflichtbewusst. Danach ist es ihm auch wichtig, als Respekt seinem Nachfolger gegenüber, Abstand zu gewinnen. Dass er in ein Loch fällt, daran glaubt Pfeufer nicht. „Ich bin ja nicht arbeitslos. Ich habe viele Ehrenämter, die erst 2025 auslaufen. Und mein Schrebergarten will auch gepflegt werden“. Ohne ihn auskommen, müssen nun auch die Grünen Damen und Herren, die er liebevoll als „grüne Engel“ beschreibt. „Diese Gemeinschaft wird mir fehlen. Es ist toll, dass Menschen ehrenamtlich Zeit für andere aufbringen. Aber ein Ehrenamt muss man auch pflegen, dann hat man auch Ehrenamtliche“, führt Pfeufer fort. Sein Gewand wird er aber dennoch nicht mit dem grünen Hemd tauschen. „Es ist nicht gut, wenn man an der Stelle, wo man jahrelang gearbeitet hat, ehrenamtlich auftritt“, begründet er seine Entscheidung. Auch mit Rücksicht auf die Nachfolge.

Seelsorge? „Das war meine Sendung“

Auf seine letzten Berufstage wirkt Pfeufer fokussiert und zugleich dankbar. Es gäbe noch einiges zu tun und an die Rente und die Zeit danach sei erst ab August zu denken, so Pfeufer. Gleichzeitig sei er gerne Diakon gewesen und an der Klinik habe er eine reiche und schließlich die längste Dienstzeit in seinem Berufsleben verbracht. „Ich wollte damals in die Seelsorge, die Stelle wurde frei und ich antwortete mit ja. Das war meine Sendung.“ In den über 16 Jahren hat er am Krankenhaus Rummelsberg sechs Geschäftsführer erlebt und bei der Rummelsberger Diakonie, seinem ursprünglichen Arbeitgeber als Diakon, ebenfalls sechs Vorstände kommen und gehen sehen. „Ich konnte mit allen Vorgesetzten sehr gut, man hat sich stets respektiert. Es ist aber auch wichtig, seine Position standhaft zu vertreten“. Am Ende hält er es mit Reinhard Mey: „Gute Nacht, Freunde. Es ist Zeit für mich zu gehen“. Was Pfeufer zu sagen hat, dauert zwar nicht wie im Lied nur eine Zigarettenlänge und ein Glas im Stehen, aber es ist Zeugnis eines erfüllten Berufslebens.

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