Rummelsberg

Neue interdisziplinäre Station im Krankenhaus Rummelsberg eröffnet

In Deutschland einzigartiges Projekt hilft Menschen mit mehrfacher Behinderung

„In einer Klinik eine weitere Station zu eröffnen, ist im Gesundheitswesen eher selten“, weiß Holger Prassel, Geschäftsführer des Krankenhauses Rummelsberg. Umso mehr freute er sich, dass am Tag der Epilepsie eine interdisziplinäre Station für Menschen mit Mehrfachbehinderung in sener Klinik an den Start ging. Das Projekt mit seiner engen Verzahnung unterschiedlicher Fachrichtungen ist bislang einmalig in Deutschland.

Prassel erläuterte den vielen Gästen, die in den Vortragssaal der Klinik gekommen waren, dass in der Station vor allem Fachleute aus der Kinderorthopädie und der Neurologie zusammenarbeiten. Wie bitter nötig die neue Station ist, die eine spezialisierte Medizin für Menschen mit mehrfacher Behinderung anbietet, wurde im Grußwort von Renate Windisch deutlich. Die Vorsitzende des Landesverbands Epilepsie Bayern erklärte, dass der frühere Rummelsberger Chefarzt Professor Frank-Ludwig Glötzner schon vor 25 Jahren die Behandlung und Versorgung dieser Patienten als „nicht ausreichend“ kritisierte. Seither habe sich das Thema wie ein roter Faden durch die Fachkonferenzen des Verbands gezogen.

Umso mehr freute sich Renate Windisch über die „besondere Station für besondere Menschen“. In Rummelsberg kämen Erfahrung, Engagement und Fachlichkeit, getragen von einem christlichen Menschenbild und Wertschätzung zusammen. Im Herzen Bayerns fänden jetzt schwerst mehrfachbehinderte Epilepsiekranke und ihre Angehörigen die nötige Hilfe.

Chefärztin Dr. Annemarie Schraml skizzierte in ihrem Vortrag die langjährige Tradition der Rummelsberger in der Behandlung von Menschen mit Behinderung. Die gesammelten Erfahrungen zeigten: Ein Netzwerk vieler Spezialisten ist nötig, um diese Patienten bestmöglich zu versorgen. Denn deren gesundheitliche Probleme sind vielschichtig und können von einem Fachgebiet allein nicht ausreichend behandelt werden: „Wir in Rummelsberg haben den einmaligen Vorteil, dass Neurologie, Orthopädie und Orthopädische Werkstätten unter einem Dach sind.“

In dem bundesweit einmaligen Behandlungszentrum stehen zwölf Betten für die Behandlung von Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Für die Diagnose und Behandlung ist die neu konzipierte Station unter anderem mit einem Video-Langzeit-EEG ausgerüstet worden. Es erlaubt, Hirnströme 24 Stunden am Tag zu überwachen.

In dem interdisziplinären Projekt kommen zwei Fachrichtungen zusammen, die seit langem in Rummelsberg erfolgreich arbeiten, berichtet Privatdozent Dr. Martin Winterholler, Chefarzt in der Neurologischen Klinik Laurentiushaus. Das zeige sich zum einen in „einer jahrzehntelangen operativen Kompetenz in der Behandlung spastischer Syndrome und Deformitäten“, sagt der Mediziner und verweist dabei vor allem auf seine erfahrene Kollegin, Chefärztin Dr. Annemarie Schraml. Ebenso weit reiche die Erfahrung der Rummelsberger Ärzte bei der Diagnose und Behandlung von Patienten mit Epilepsie zurück. Um sie habe sich schon Professor Glötzner verdient gemacht.

Verbunden mit der besseren medizinischen Versorgung ist die besondere Ausgestaltung der neuen Station 13. Sie zeigt sich als eine Umgebung, in der sich Menschen mit Behinderung wohl fühlen können. Außerdem strukturieren unterschiedliche Angebote den Tagesablauf für die Patienten. Auch das ist ein Beitrag, negative Folgen der Behandlung im Krankenhaus zu vermeiden.

Text und Bild Klaus Leder