Rummelsberg

Dinah Radtke ist regelmäßig Patientin im Neuromuskulärem Zentrum in Rummelsberg – Klinik für Neurologie wurde durch DGM erneut zertifiziert

„Unglaubliches Energiebündel“

Weggefährten von Dinah Radtke (vorne links) am neuromuskulären Zentrum am Krankenhaus Rummelsberg: PD Dr. Martin Winterholler (vorne rechts), Assistenzärztin Mirjam Zins und Atmungstherapeutin Elke Bauer.

Rummelsberg. Die Klinik für Neurologie um Chefarzt PD Martin Winterholler wurde erneut als Neuromuskuläres Zentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V., kurz DGM, zertifiziert. Eine Patientin, die regelmäßig zu Gast ist und davon profitiert: Dinah Radtke. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Band ist ihres Zeichens „Behindertenrechtsaktivistin“ oder wie Chefarzt Winterholler sie beschreibt: „ein unglaubliches Energiebündel“.

Sie hat unzählige Kliniken in ihrem Leben bereits gesehen und auch die prognostizierte Lebenserwartung der Ärzte hat sie um Längen geschlagen: Dinah Radtke. „Zuerst hieß es, ich werde nur 14 Jahre alt, dann wurde das auf 50 korrigiert. Mittlerweile bin ich 76 Jahre alt“, erzählt eine lebensbejahende Dinah Radtke. In regelmäßigen Abständen kommt die fröhliche Seniorin in die neurologische Klinik ans Krankenhaus Rummelsberg, um die Beatmung und Technik mittels Maske in der Nacht zu kontrollieren. Aktuell bescheinigt ihr Chefarzt PD Dr. Martin Winterholler eine normale, durchschnittliche Lebenserwartung hierzulande, die aktuell bei Frauen bei 83 Jahren liegt. „Da habe ich ja noch einiges vor mir“, scherzt Dinah Radtke in ihrer positiv ansteckenden Art. Über die langjährige Patient-Arzt-Beziehung sind beide Freunde geworden. Alles hat damals angefangen über die Kongressarbeit im Rahmen der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung e.V., kurz DIGAB, wo Betroffene und Ärzte miteinander tagten und es noch immer tun. „Die Methode der Beatmung haben die Betroffenen wie Dinah Radtke maßgeblich mit durchgesetzt“, weiß Winterholler, der ganz klar sagt: „Ohne die Beatmung wäre Dinah nicht mehr unter uns“. Die lebenserhaltende Maßnahme ist seit einiger Zeit zwingend notwendig, da bei Radtke im Alter von drei Jahren spinale Muskelatrophie diagnostiziert wurde. „Bewegungsnerven sind nicht ausgebildet und das führt zu Lähmungserscheinungen. Durch die Muskelschwäche wurde auch eine Skoliose begünstigt. Zusammen sorgen diese Umstände dafür, dass die Atmung schwächer und schleichender wird und die Sauerstoffzufuhr mittlerweile in der Nacht nicht mehr ausreicht. Gleichzeitig wird durch die Atemmaske das Kohlenstoffdioxid abtransportiert“, so der Mediziner. Für das Thema brennt Winterholler seit Jahren, hat über die „Heimbeatmung von Muskelerkrankten“ habilitiert und 2001 auch den Preis der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke bekommen. Die Arbeit im neuromuskulären Zentrum Erlangen-Nürnberg-Rummelsberg ist ein fester Bestandteil im Klinik-Alltag des Mediziners – und das seit über zwei Jahrzehnten. Insofern ist es eigentlich nur Formsache, dass die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. die neurologische Klinik zusammen mit anderen Zentren im Neuromuskulären Zentrum Bayern Mitte für weitere drei Jahre ein Gütesiegel ausgestellt hat. „Man muss natürlich wichtige Kriterien erfüllen, um weiterhin auch zertifiziert zu sein. So eine Auszeichnung macht uns schon stolz, aber umso stolzer macht uns die Tatsache, dass wir damit tagtäglich Patienten helfen – und lebenserhaltend eingreifen können“, so Winterholler.

„Beatmungszentrum mit hervorragender Expertise“

Genau aus diesem Grund ist Dinah Radtke in diesen Tagen vor Ort in Rummelsberg. Weit mehr als ein Schlaflabor sei hier im Beatmungszentrum gegeben. „Ein Beatmungszentrum mit hervorragender Expertise“, lautet ihr Fazit. Leiden tut Dinah Radtke nicht – einer solchen Annahme widerspricht sie entschieden: „Ich benutze den Rollstuhl und ein Beatmungsgerät. Das gehört zu meinem ganz normalen Leben dazu“, so die Behindertenrechtsaktivistin, die seit sie 14 Jahre alt ist im Rollstuhl sitzt. Radtke erfreut sich an jungen Menschen, sowohl mit als auch ohne Behinderung, die in ihre großen Fußstapfen treten: „Es kommt etwas nach, die Akzeptanz nimmt zu und auch nicht-behinderte Menschen sind für das Thema Inklusion sensibler geworden“, so Radtke. Stolz ist sie auf ein selbstbestimmtes Leben, die Gründung des Dachverbandes der Zentren für selbstbestimmtes Leben und die Teilnahme an den Verhandlungen der UNO zur Schaffung der „Konvention für die Rechte und die Würde behinderter Menschen“ in New York, wo sie maßgeblich dazu beigetragen hat, den jetzigen Artikel 6 der Behindertenrechtskonvention „Frauen mit Behinderungen“ durchzusetzen. „Die Akzeptanz von Behinderung ist für mich wichtig“, lautet ihr Credo. Unermüdlich betont sie diesen Umstand und da passt es auch, dass Chefarzt Winterholler sie als „unglaubliches Energiebündel“ bezeichnet. Sich selbst würde die 76-jährige als „Optimistin bezeichnen, die gerne rot trägt, nicht so leicht aufgibt – selbst wenn Situationen schwierig scheinen“. Und am Ende holt sie nimmermüde zu einem Appell aus – angesprochen auf den derzeit drohenden Rechtsruck hierzulande: „Wir müssen wissen, um was es geht. Sich einzusetzen füreinander, akzeptieren wie man ist und auch die anderen. Darauf kommt es an und auf Wertschätzung. Wir Behinderte geben viel zurück – und auch nicht behinderten Menschen!“.

Krankenhaus Rummelsberg GmbH
Dominik Kranzer
Pressestelle
Rummelsberg 71
90592 Schwarzenbruck

Telefon: (0 91 28) 504 33 65
Telefax: (0 91 28) 504 31 50
Dominik.Kranzer@sana.de