Neuropädiatrie

Besondere medizinische Behandlungsverfahren

Die Neuropädiatrie (Kinderneurologie) befasst sich mit Krankheiten des Gehirns, des Rückenmarks, der peripheren Nerven und der Muskulatur und hat damit ähnliche Schwerpunkte wie die Neurologie. Im Gegensatz zur Neurologie konzentriert sich die Neuropädiatrie aber auf das Kindes- und Jugendalter und behandelt daher Patienten vom Zeitpunkt der Geburt bis zum 18. Lebensjahr - gelegentlich auch noch bis ins junge Erwachsenenalter. Neuropädiatrisches Denken bedeutet, neurologische Krankheiten immer auch vor dem Hintergrund der noch nicht abgeschlossenen körperlichen und geistigen Entwicklung des jeweiligen Patienten zu sehen. Dies stellt eine besondere ärztliche Herausforderung dar, ist aber zugleich auch der Reiz des Faches Neuropädiatrie.

Ein Neuropädiater ist ein auf die Entwicklung und die Erkrankungen des Nervensystems spezialisierter Kinder- und Jugendarzt. Neuropädiater haben nach Medizinstudium und Facharztausbildung zum Kinder- und Jugendarzt eine mindestens 3jährige spezialisierte Weiterbildung durchlaufen. In dieser Zeit haben sie sich mit den Untersuchungsmethoden und Behandlungsverfahren des Nervensystems vertraut gemacht, fundierte Kenntnisse über die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen erworben sowie spezialisierte Erfahrungen in der Erstellung von Behandlungsplänen gesammelt.

Typische Krankheiten, mit denen sich die Neuropädiatrie beschäftigt, sind im folgenden aufgelistet:

  • Anfallsleiden (Epilepsien)
  • Kopfschmerzen
  • Entwicklungsauffälligkeiten
  • Bewegungsstörungen
  • Neurofibromatosen und andere neurokutane Syndrome
  • Zerebral-Paresen
  • Muskelkrankheiten
  • Hirntumoren
  • Missbildungen des Gehirns und Rückenmarks
  • Entzündliche Krankheiten
  • Degenerative Krankheiten
  • Fehlbildungen der Gefäße im Nervensystem

Neuropädiatrie in Duisburg

Die Abteilung für Neuropädiatrie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist eine große, überregional bekannte Abteilung mit modernster Ausstattung und intensiver interdisziplinärer Zusammenarbeit innerhalb des Neurozentrums der Sana Kliniken Duisburg. Die Abteilung ist Ausbildungsstätte sowohl zum Schwerpunkt Neuropädiatrie (gesamte 36 Monate) als auch zur Erlangung des EEG-Zertifikates der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und ist anerkannte Epilepsie-Ambulanz der Stiftung Michael. Fachlich wird das gesamte Spektrum neuropädiatrischer Krankheitsbilder abgedeckt.

Berücksichtigt man die Häufigkeit der einzelnen Krankheiten, dann lassen sich drei Teilgebiete der Neuropädiatrie besonders hervorheben, die auch an den Sana Kliniken Duisburg eine besondere Rolle spielen:  die Behandlung von Anfallserkrankungen (Epilepsien), der Bereich der Bewegungsstörungen und die Entwicklungsneurologie. Eine Besonderheit der Neuropädiatrie der Sana Kliniken Duisburg ist darüber hinaus die Neurofibromatose-Ambulanz, in der Kinder und Jugendliche mit Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ärztlich betreut werden.

Epileptologie

Gemessen an den Patientenzahlen ist die Untersuchung und Behandlung von Krampfanfällen, die Epileptologie, ein ganz besonderer Schwerpunktbereich der Abteilung für Neuropädiatrie. Die technische Ausstattung dieses Bereichs umfasst ein modern ausgestattetes EEG-Labor mit 2 Doppelbildvideo-EEG-Geräten sowie ein 24-Stunden-Video-Langzeit-Mobil-EEG, welches im stationären Bereich angewendet wird. Mit diesen Geräten wurden allein im Jahre 2011 weit über 3000 EEG-Ableitungen durchgeführt. Behandelt werden alle Arten von Krampfanfällen – von den im Kindesalter häufigen und harmlosen Fieberkrämpfen bis zu unterschiedlichen komplexen Epilepsien, die oft eine große therapeutische Herausforderung darstellen.   Aus der Palette wirksamer Medikamente muss das für den einzelnen Patienten passende ausgewählt und die Behandlung fortlaufend überwacht werden. Manchmal muss der Nutzen einer Operation erwogen werden. Eine umfassende Beratung über die Ursachen und die Auswirkungen einer Anfallserkrankung auf das Leben in Familie und sozialem Umfeld (Schule, Freizeit) ist erforderlich; Überlegungen zur geeigneten Berufsfindung finden gemeinsam mit Epilepsiezentren und geeigneten Einrichtungen statt.

Bewegungsstörungen

Bewegungsstörungen können durch vielfältige Ursachen auf verschiedenen Ebenen des komplexen motorischen Systems entstehen (Gehirn, Nerv, Muskel). Der Neuropädiater entwickelt nach der Ursachenklärung in enger Zusammenarbeit insbesondere mit den Physiotherapeuten individuelle Behandlungskonzepte, die auch Medikamente (z.B. Botulinumtoxin) und gelegentlich Operationen einschließen können, um schmerzfreie Beweglichkeit zu erreichen und damit die Lebensqualität zu verbessern. Die Botulinumtoxin-Ambulanz an unserer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin gehört zu den größten des Landes und spielte bei der Etablierung dieser Therapieform in Deutschland eine Vorreiterrolle.

Entwicklungsneurologie

Die Entwicklungsneurologie hat die Einschätzung der körperlichen und geistigen Entwicklung von gesunden und kranken Kindern zur Aufgabe, einschließlich der Beurteilung des voraussichtlichen weiteren Verlaufs. Ein für jeden einzelnen Patienten individuell erstelltes Behandlungskonzept erschließt umfassende Fördermöglichkeiten zum Beispiel durch Krankengymnastik, Sprachförderung, Ergotherapie und Pädagogik und ist die Grundlage einer langfristigen, kontinuierlichen Betreuung.

Neurofibromatose-Ambulanz (NF-Ambulanz)

Die Neurofibromatose-Ambulanz (NF-Ambulanz) an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist eine der größten derartigen Einrichtungen in Deutschland. Da die NF alle Organe des Körpers betreffen kann, ist die Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten inner- und außerhalb des Neurozentrums hier von besonderer Bedeutung. Durch die aktive Beteiligung der Duisburger NF-Ambulanz an verschiedenen Forschungsprojekten sowie die Vernetzung mit zahlreichen Spezialisten im In- und Ausland wird sichergestellt, dass auch bei komplizierten Fragestellungen eine optimale Betreuung der betroffenen Patienten erreicht werden kann.