Borna

Interview mit der leitenden Krankehaushygienikerin Dipl.-Med. Roswitha Tauchnitz-Hiemisch

30 Sekunden, die entscheiden – auf die richtige Technik kommt es an

Landkreis Leipzig. In den Sana Kliniken Leipziger Land genießt der Schwerpunkt Hygiene hohe Priorität und Aufmerksamkeit. Ein ganz wesentliches Ziel ist es, die Risiken für die  Entstehung und Weiterverbreitung von multiresistenten Krankenhauskeimen zu minimieren und Patienten und deren Angehörige adäquat aufzuklären. Wie und mit welchen Mitteln, das erklärt die leitende Krankenhaushygienikerin, Frau Dipl.-Med. Roswitha Tauchnitz-Hiemisch.

Lassen sich Keime und dadurch Infektionen in Krankenhäusern grundsätzlich verhindern?

Tauchnitz-Hiemisch: Nein, nicht alle Krankenhausinfektionen sind vermeidbar. Allerdings ist die Anzahl der Krankenhausinfektionen insgesamt in den letzten Jahren nicht gestiegen und tendenziell sogar eher rückläufig. Sorgen bereitet hingegen die Zunahme besonders resistenter Erreger und deren Weiterverbreitung müssen wir gezielt eindämmen. 

Wie entstehen Krankenhausinfektionen?

Um uns herum befinden sich ständig Keime und Mikroorganismen. In und an unserem Körper gibt es eine Vielzahl von Keimen, die wir auch brauchen. Allein in einem Gramm Stuhl befinden sich 10 Billionen Bakterien. Die meisten Krankenhausinfektionen werden dadurch hervorgerufen, dass körpereigene Mikroorganismen dorthin gelangen, wo sie nicht hingehören.

Was bedeutet das für Patienten oder Angehörige?

In einer Klinik kommen verschiedene Faktoren zusammen. Einerseits treffen sich viele kranke Menschen zum Teil mit geschwächten Immunsystem auf engem Raum, andererseits werden durch medizinische Eingriffe, z.B. beim Legen eines Katheters Eintrittspforten für Mikroben geschaffen. Dies betrifft in besonderem Maße alte Menschen oder frühgeborene Kinder mit noch unreifem Immunsystem. Daher sollte man sich bei Krankenbesuchen immer vor und nach dem Besuch die Hände desinfizieren. Man darf nicht vergessen: Acht von zehn Infektionen werden über die Hände übertragen. 

Die richtige Händedesinfektion ist also entscheidend?

Richtig. Im Alltag begegnen wir Krankheitserregern überall: auf Türkliniken, Haltegriffen oder Gegenständen – in Form von Viren, Bakterien und Pilzen. Wasser allein genügt da im Krankenhaus nicht. Um die Hände von potenziellen Krankheitserregern zu befreien, muss eine ausreichende Menge an Desinfektionsmittel verwendet werden.  Die korrekt durchgeführte Händedesinfektion hilft dabei, Infektionen  nachhaltig zu verhindern.

Wie desinfiziert man Hände richtig und ausreichend?

Desinfizieren Sie sich die Hände vor und nach jedem  Besuch im Krankenhaus mit dem dort bereitgestellten Desinfektionsmittel. Nehmen Sie etwa 3 ml Händedesinfektionsmittel  – das sind zwei bis drei Spenderhübe – und reiben diese mindestens 30 Sekunden lang in die Hände ein. Besonders wichtig: Finger­ und Daumenkuppen, Handinnenflächen und Fingerzwischenräume nicht vergessen!