Borna

Was können Diabetiker tun, die unter Blasenproblemen leiden? - Interview mit Dr. med. Steffi Hesse

Aktiv gegen Blasenprobleme

Diabetiker leiden oft unter <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum kompetenzzentren zertifiziertes-beckenboden-kontinenzzentrum.html external-link-new-window external link in new>Blasenproblemen − bei langjährigen Patienten eine typische Folgeerkrankung. Über Vorbeugung und Therapie haben wir mit Dr. med. Steffi Hesse, Oberärztin der <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum fachabteilungen klinik-fuer-innere-medizin-standort-borna.html external-link-new-window external link in new>Klinik für Innere Medizin und Leiterin des <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum kompetenzzentren zertifiziertes-diabeteszentrum-fuer-typ-1-und-typ-2-diabetiker.html external-link-new-window external link in new>Diabetes-Zentrums des Sana Klinikums in Borna, gesprochen.

Warum können bei Zuckerkranken Blasenprobleme auftreten?

Hesse: Bei schlechter Stoffwechsellage führt Diabetes zu Komplikationen wie Gefäßerkrankungen und Nervenschäden. Ist das autonome Nervensystem, das die Organe reguliert, betroffen, können Blasenentleerungs-Störungen auftreten. 

Wie sehen diese aus?
Es gibt zwei Hauptformen: Die verbreitetste ist die überaktive Blase, die durch vermehrten Harndrang mit und ohne unfreiwilligem Urin-Abgang einhergeht. Die Patienten müssen oft zur Toilette, können aber nur kleine Mengen ablassen. Die andere Form ist die schlaffe Blase, die nicht vollständig entleert werden kann. Es bleibt Restharn zurück, was gefährlich ist, weil aufsteigende Infekte die Nieren gefährden. 

Wann treten die Blasenstörungen auf?
Etwa 60 Prozent der langjährigen Diabetiker sind von Blasenstörungen betroffen. Besonders oft Ältere, die einen schwachen Beckenboden haben. Wobei die Dunkelziffer hoch ist. Viele Patienten holen sich keine Hilfe. Ein Problem ist auch, dass die Diagnose Diabetes oft spät gestellt wird, wenn bereits Schäden an Gefäßen und Nerven eingetreten sind. 

Wie sieht die Therapie aus?
Das Wichtigste ist die optimale Einstellung des Stoffwechsels. Die Behandlung der Blasenstörung ist abhängig von der individuellen Form. Dies kann mit Medikamenten erfolgen, aber auch mit einer speziellen Physiotherapie zur Stärkung des Beckenbodens.

Wie stehen die Heilungschancen?
Erst einmal: Blasenprobleme muss keiner schicksalhaft hinnehmen. Auch wenn Nervenstörungen nicht heilbar sind, die Symptome können gelindert werden. Und es ist ein Unterschied, ob man 40 Mal am Tag auf die Toilette muss und sich das ganze Leben um dieses Thema dreht, oder man noch zehn Mal geht. Man muss die Probleme ansprechen – beim Hausarzt, beim Diabetologen oder in Fachzentren wie unserem. Wir holen je nach Krankheitsbild andere Fachleute, wie Urologen und Gynäkologen ins Boot. Manchmal reicht es auch die Medikamente zu überprüfen. Ein harntreibendes Präparat beispielsweise kann Blasenprobleme verstärken.

Was können Diabetiker vorbeugend tun?
Aktiv sein. Wer sich bewegt, trainiert nicht nur seine Muskulatur und das Bindegewebe. Nachweislich hat Sport auch Einfluss auf die Psyche. Bei Übergewichtigen ist die Gewichtsreduktion sinnvoll. Patienten mit schlaffer Blase, die zu Infekten neigen, können ihren Urin mit Cranberrysaft ansäuern. Wichtig ist auch die Genitalhygiene. Dazu gehört das tägliche Waschen und das Wechseln der Unterhose, sonst besteht die Gefahr von Pilzinfektionen. 

Wie viele Patienten betreuen Sie im Jahr stationär und in der Diabetes-Ambulanz?
Zur Stoffwechseleinstellung kommen 350 bis 500 Diabetiker zu uns. Insgesamt sind es über 5.000.