Borna

Dr. med. Steffi Hesse im Interview

Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig behandeln

Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Komplikationen während der Schwangerschaft. Wie er diagnostiziert und behandelt wird, das erklärt die Leiterin des <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum kompetenzzentren zertifiziertes-diabeteszentrum-fuer-typ-1-und-typ-2-diabetiker.html external-link-new-window external link in new>Bornaer Diabeteszentrums, Dr. med. Steffi Hesse. 

Was ist ein Schwangerschaftsdiabetes eigentlich?
Hesse: Als Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes bezeichnet man eine Glukose-Toleranzstörung, die erstmalig während der Schwangerschaft diagnostiziert wird. Nach der Geburt des Kindes verschwindet der Diabetes normalerweise wieder. Derzeit sind bei uns etwa fünf Prozent aller Schwangeren betroffen – mit eindeutig steigender Tendenz.

Gibt es entscheidende Risikofaktoren?
Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört sicher das Übergewicht. Auch wenn in der Familie Diabetesfälle bekannt sind, besteht ein erhöhtes Risiko. Frauen, bei denen bereits einmal ein Schwangerschaftsdiabetes vorlag, haben ein Wiederholungsrisiko von 40 Prozent. Wichtig ist dann die Frage nach dem Gewicht des Kindes aus der früheren Schwangerschaft. Liegt dieses bei 4.500 Gramm oder mehr, ist das Risiko ebenfalls erhöht. Auch eine Totgeburt oder schwere Fehlbildungen in früheren Schwangerschaften könnten auf einen unentdeckten Diabetes hinweisen.

Wie wird ein Gestationsdiabetes diagnostiziert?
Bei jeder Schwangeren wird zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes angeboten. Dabei bekommt die Schwangere bei ihrem Frauenarzt unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Mahlzeit 50 Gramm gelöste Glukose zu trinken. Eine Stunde danach wird die Plasmaglukose-Konzentration bestimmt. Liegt der Blutzuckerwert der Schwangeren über oder unter bestimmten Grenzwerten, erhält sie zeitnah einen 75 Gramm-Zuckerbelastungstest.

Was ist das für ein Test?
Beim Zuckerbelastungstest – medizinisch: oraler Glukosetoleranztest –  wird der Patientin im Nüchternzustand 75 Gramm Glukoselösung verabreicht. Unmittelbar vor der Verabreichung sowie jeweils nach einer und nach zwei Stunden wird der der Blutzuckerwert gemessen. Wird dabei einer von drei definierten Grenzwerten erreicht oder überschritten, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor.

Wie wird ein Schwangerschaftsdiabetes behandelt?
Das Wichtigste ist, dass die Blutzuckerwerte in einem bestimmten Bereich gehalten werden. Um das überprüfbar zu machen, müssen die werdenden Mütter eine regelmäßige Blutzuckerselbstkontrolle durchführen. Hierfür werden die Schwangeren von uns geschult. Außerdem führen wir eine Ernährungsberatung durch. In manchen Fällen reicht eine von unserer Diabetesberaterin ausgearbeitete Ernährungstherapie aus. Wenn trotz dieser Ernährungsanpassung die Zielwerte nicht erreicht werden, führen wir eine Insulintherapie durch.

Was heißt das für die Betroffenen?
Für Schwangerschaftsdiabetikerinnen gilt genau wie für alle Zuckerkranke: Wer Insulin spritzen muss, muss ein paar Regeln beachten, z.B.  vor dem Autofahren noch einmal die Blutzuckerwerte zu kontrollieren. Wichtig ist auch, dass man immer etwas gegen eine Unterzuckerung bei sich führt (z.B. Apfelsaft, Traubenzucker). Auch diesbezüglich werden werdende Mütter von uns geschult.

Welche Folgen kann die Erkrankungen haben?
Es gibt akute sowie Langzeitfolgen Mütter haben häufiger Harnwegsinfekte, sowie häufiger einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck. Ebenso haben diese Frauen ein  höheres Risiko für gefährliche Krampfanfälle. Auch  die Rate an Kaiserschnittentbindungen ist deutlich erhöht. Daneben gibt es aber auch Langzeitfolgen. In der folgenden Schwangerschaft haben betroffene Mütter ein hohes Risiko für einen erneuten Gestationsdiabetes. Und das Risiko, einen manifesten Diabetes Typ-2 zu entwickeln liegt sieben bis zehn Mal höher als bei Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes.

Und die Kinder?
Hier ergeben sich akute Folgen aus den erhöhten Blutzuckerwerten der Mutter. Über die Plazenta wird verstärkt Glukose an das Kind weitergeleitet. Das reagiert daraufhin mit einer gesteigerten Insulinproduktion. Dies führt dazu, dass die Kinder zu groß und zu schwer werden, was Probleme bei der Geburt nach sich ziehen kann. Außerdem reifen die Organe nicht so, wie es sein sollte. Im schlimmsten Fall kann es bei einem nicht behandelten Schwangerschaftsdiabetes zu einer Totgeburt kommen. All diesen Folgen kann man entgegenwirken, wenn man die Mütter rechtzeitig behandelt.

Janet Schütze
Tel.: 03433 21-1075
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