Dresden

Wenn das Herz unheilbar flimmert

Mit Strahlen gegen Herzrhythmusstörungen

Das Team des Herzzentrums und des Uniklinikums kümmern sich gemeinsam um den Patienten Siegmund K. Foto: Herzzentrum Dresden

Mit Strahlen gegen Herzrhythmusstörungen - dieses innovative Verfahren hat das Team der Rhythmologie jetzt erstmalig am Herzzentrum Dresden durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Strahlentherapie des Universitätsklinikums Dresden um Prof. Esther Troost und Dr. Annika Lattermann wurde dabei eine Bestrahlung eingesetzt, um Kammerrhythmusstörungen zu therapieren. Siegmund K. leidet seit Langem an einer strukturellen Herzerkrankung, der sogenannten nicht-ischämischen Kardiomyopathie. Diese ist von einer ausgeprägten Herzschwäche begleitet, was zu lebensgefährlichen Kammerrhythmusstörungen führen kann. „Sein implantierter Defibrillator löste deshalb mehrfach aus, um das Herz wieder in Takt zu bringen - bei teilweise vollem Bewusstsein. Das ist ein mitunter sehr traumatisches Ereignis für die Betroffenen“, sagt Dr. Micaela Ebert, Oberärztin im Fachbereich Rhythmologie am Herzzentrum Dresden.

Das Problem war zudem, dass eine medikamentöse Behandlung der Herzrhythmusstörungen keinen Erfolg brachte. „Beim Herz-MRT und während der vorausgehenden Verödung per Katheterbehandlung haben wir nachweisen können, dass das Zielgebiet der Störung tief in der muskulären Wand der Herzbasis liegt, also dort, wo die Herzkammer häufig am dicksten ist. Daher ließ sich der Ursprung der Störung durch die aus dem Katheter abgegebene Energie leider nicht erreichen, denn die „Brenntiefe“ der konventionellen Verödung ist limitiert“, so Sektionsleiter Prof. Dr. Sergio Richter.

Letzte Möglichkeit

Als letzte Behandlungsmöglichkeit kam für unseren Patienten nun die Strahlentherapie in Frage. Ziel des experimentellen Verfahrens ist ähnlich wie bei einer Katheterablation, die Stellen im Herzen „lahmzulegen“, von der die fehlerhaften Erregungssignale ausgehen, die zu den potentiell tödlichen Kammerrhythmusstörungen führen. Während der vorherigen Katheterablation wurde von den Rhythmologen eine hochauflösende 3D-Darstellung der Herzkammer (Mapping) erzeugt, um diese Stelle genau zu lokalisieren und zu markieren. Das Map inklusive Markierung wurde in das anschließend durchgeführte 4D-Planungs-CT integriert. Auf dieser Grundlage konnten die Strahlentherapeuten – ähnlich wie bei der Bestrahlungsplanung von zum Beispiel bösartigen Tumoren – ihre strahlentherapeutische Planung und letztlich die Therapie durchführen.

„Das Verfahren, insbesondere bei dieser Indikation, ist sehr innovativ und letztlich noch experimentell, da noch nicht abschließend geklärt ist, was genau den Effekt auf das kranke Herzmuskelgewebe ausmacht. Zahlreiche einzelne Fall-Studien aus der Literatur konnten aber zeigen, dass eine signifikante Verringerung der Kammerrhythmusstörungen erzielt werden kann. Das Verfahren scheint daher sehr vielversprechend“, sagt Prof. Richter.

Seit der Behandlung ist der Patient rhythmusstabil und in gutem Allgemeinzustand. „Wir drücken die Daumen, dass der aus der Literatur beschriebene zu erwartende Langzeiteffekt eintritt und unser Patient wieder wie gewohnt und ohne Beschwerden in seinen Alltag zurückkehren kann“, so Dr. Micaela Ebert.

Robert Reuther
Referent Unternehmenskommunikation | Pressesprecher
Herzzentrum Dresden GmbH Universitätsklinik

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