Sana Blaubuch

A X E L H A R N AT H / J Ü R G E N K R Ü L L S - M Ü N C H K O N Z E N T R I E R E N 19 «Eine konventionelle Operation am offenen Herzen und mit mehrstündiger Vollnarkose ist bei vielen Patienten zu riskant. » Dr. Axel Harnath Leitender Oberarzt Kardiologie Sana-Herzzentrum Cottbus Framingham—Mekka der Herzforscher fig.: Mit regelmäßigen Röntgen- und Blutunter- suchungen ebenso wie mit Befragungen zu den Lebensgewohnheiten der Probanten wollten die Forscher der Framingham- Studie die Ursachen für Herzkrankheiten ergründen. In den 1950er-Jahren er- krankte daran jeder vierte Mann über 55 Jahren. Eine amerikanische Kleinstadt bei Boston hat die moderne Herzmedizin maßgeb- lich vorangebracht. Jeder zweite Bewohner zwischen 30 und 62 Jahren, insgesamt etwa 6.000 Bürger von Framingham, wurde seit 1948 regelmäßig von Forschern des National Heart Institute untersucht und befragt. Zunächst war das Ziel, herauszufinden, warum Herz-Kreislauf- Erkrankungen in der Nachkriegszeit deutlich zugenommen hatten. Die Wahl fiel auf Framingham, weil die Bevölkerungsstruktur dort exakt dem amerikanischen Durchschnitt entsprach. Den Studienpionieren verdankt die Nachwelt sowohl den Begriff «Risikofaktor » als auch die Erkenntnis, dass Rauchen, fettreiche Ernährung, Überge- wicht und Bewegungs- mangel Herz und Gefäße schädigen. Seit ihrer Geburtsstunde haben sich mehrere Zehntausend Bürger von Framingham der Forschung zur Verfü- gung gestellt. Heute gilt die Framingham Heart Study (FHS) als eine der wichtigsten Medizinstudien weltweit. Mittlerweile rekrutieren die Forscher bereits die Enkelgeneration—um die Rolle der Gene bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen besser zu verstehen. vention ausgestattet ist. Nach einem Tag auf der Intensivstation und einigen weiteren Tagen unter stationärer Beobachtung kann der Patient die Klinik verlassen—mit deutlich weniger Beschwer- den und einer viel besseren Vitalität. «Vor dem Eingriff hatte ich bei der kleinsten Anstrengung Atemnot und kam vor Schwäche kaummehr aus demSessel. Jetzt kann ich sogar wieder wandern gehen», erzählt Friedrich Popp, der in Cottbus mit der TAVI-Methode behandelt wurde. Das schonende Katheterverfahren erwies sich für den 71-jährigen Patienten als Therapie der Wahl, weil er wegen anderer Herzerkrankungen bereits mehrfach operiert worden war. Auch in diesem Fall wäre die Operation am offenen Her- zen zu riskant gewesen. Andererseits war die Verkalkung der Aortenklappe bereits so weit fort- geschritten, dass sich der Gesundheitszustand des Patienten ohne Ersatzklappe rapide ver- schlechtert hätte. «Ohne Behandlung liegt die Lebenserwartung dieser Erkrankten bei maximal zwei Jahren. Die Prognose für sie ist mindestens so schlecht wie bei Krebserkrankungen», erklärt Dr. Jürgen Krülls- Münch. Der Chefarzt der Cottbuser Kardiologie betont aber, dass die kathetergestützte Behand- lungsoption nicht für jeden Patienten geeignet ist und nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte. Für den Behandlungserfolg entscheidend ist das enge Zusammenwirken von Kardiologen und Herzchirurgen, sowohl beim Eingriff selbst als auch bei der Diagnostik. Zunächst beurteilt das

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