Sana Blaubuch

20 M I N I M I E R E N A N T I B I O T I C S T EWA R D S H I P gegeben werden. Ist der Keim im Labor dann identifiziert, kann das spezifisch am besten wir- kendeAntibiotikum eingesetzt werden. Und wenn das Mittel imTherapieverlauf seineWirkung gezeigt hat, sollte es rechtzeitig abgesetzt werden, damit das Immunsystem des Patienten den Kampf al- leine beenden kann und wichtige Darmbakterien geschont werden. «Antibiotika sind eineArt Hilfs- polizei der körpereigenenAbwehr», erklärt Lange. « Ihr Job ist beendet, wenn das Immunsystem wieder handlungsfähig ist. » Kontrolliert und transparent ZumAntibiotic Stewardship gehört auch die Kon- trolle des Antibiotikaeinsatzes in der Klinik. Im stationären Bereich etwa ist der Klinikapotheker angehalten, Breitbandantibiotika wie Carbapeneme nur noch mit Sonderrezept auszuhändigen. «Diese sogenannten Reserveantibiotika gehören zu den wenigen noch wirksamen Mitteln bei Infektionen mit resistenten Keimen, deshalb sollten sie mög- lichst sparsam verwendet werden», erklärt Jan Leuthold, Pharmazeut und Geschäftsführer der Sana Klinik Einkauf GmbH. Weiterer Teil desABS-Programms in Elmshorn ist eine computergestützte Dokumentation, mit der die Antibiotikatherapie jedes einzelnen Pati- enten genau erfasst und bewertet werden kann. Auch diese Transparenz fördert den bewussten Einsatz vonAntibiotika und trägt zur Vermeidung von Resistenzen bei. Wie wirksamdie Einführung vonAntibiotic Ste- wardship in Kliniken ist, zeigen Studien aus den USAund den Niederlanden. Dort sind solche Pro- gramme schon länger etabliert und haben zu einem Rückgang des Antibiotikaverbrauchs von bis zu 40 Prozent geführt. Jan Leuthold betont aber, dass die Senkung der Verbrauchsmenge nur ein Effekt der ABS-Programme ist:  «Primär geht es darum, die richtigenAntibiotika wohlüberlegt einzusetzen, um den Patienten schnell wieder gesund werden zu lassen und Resistenzen einzudämmen. » «Der klinische Bereich ist zwar nur das kleinste Glied der Kette, aber auch wir können und müssen handeln. » Dr. Tobias Lange Facharzt für Innere Medizin Regio Klinikum Elmshorn der Hygienebeauftragte einmal wöchentlich treffen. Die Fachexperten entwickeln passende Antibiotikatherapien für kritische Fälle und be- raten die Klinikkollegen entsprechend. Das schärft das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika und verbessert die Qua- lität der Therapie. Welchem Patienten hilft welches Antibiotikum zu welchem Zeitpunkt, in welcher Dosierung und über welchen Zeitraum am besten? Als Intensiv- mediziner weiß Lange, wie wichtig diese gründlichen Überlegungen bei Antibiotikatherapien sind. «Hit hard and early» lautet etwa der ABS-Leitsatz bei kritischen oder lebensbedrohlichen Infektionen. Die ersteAntibiotikadosis soll hoch sein und sofort Dr. Jan Leuthold Pharmazeut und Geschäftsführer Sana Klinik Einkauf GmbH «Primär geht es darum, die richtigen Antibiotika wohlüberlegt einzusetzen, um den Patienten schnell wieder gesund werden zu lassen und Resistenzen einzudämmen.»

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