Multiple Sklerose

Epidemiologie und Genetik

Die Erkrankung beginnt meist im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 45 Jahren, während Erkrankungen bei Kindern oder Menschen über 60 Jahren seltener sind. Frauen sind etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer.

Die Häufigkeit der Multiplen Sklerose variiert weltweit stark und nimmt in der Regel mit zunehmendem Breitengrad zu; nahe am Äquator ist sie am niedrigsten. Als eine mögliche Erklärung  werden Unterschiede im Vitamin-D-Spiegel durch unterschiedliche UV-Strahlung diskutiert. 

Neben geografischen Faktoren spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. So ist die Häufigkeit bei Menschen mit kaukasischer Herkunft bzw. heller Hautfarbe deutlich höher als bei Menschen mit dunkler Hautfarbe oder asiatischer Abstammung. Über 200 Gene wurden bisher identifiziert, die - jedes für sich - das MS-Risiko nur leicht erhöhen. Das Risiko, dass ein eineiiger Zwilling erkrankt, wenn der andere MS hat, liegt bei etwa 25 %, bei zweieiigen Zwillingen zwischen 3 und 5 %. Das allgemeine Risiko bei nahen Familienangehörigen ist erhöht, aber meist geringer als bei Zwillingspaaren.

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (zum Beispiel als Pfeiffersches Drüsenfieber, häufiger jedoch als asymptomatische, „klinisch stumme“ Infektion) ein wichtiger Faktor für die Krankheitsentstehung ist und die autoimmune Entzündung der MS möglicherweise dadurch entsteht, dass Oberflächenmerkmale im zentralen Nervensystem denen des Epstein-Barr-Virus ähneln und somit das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen angreift („molecular mimicry“).

Auch der Lebensstil beeinflusst die Entstehung und den Verlauf der MS. Wichtige Faktoren sind körperliche Aktivität, Körpergewicht, Ernährung und Rauchen.

Insgesamt entsteht die MS nach heutigem Kenntnisstand durch ein komplexes Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Umweltfaktoren, Lebensstil und einer früheren Epstein-Barr-Virus-Infektion als möglichem Auslöser.