Femurkopf-Epiphysenlösung

Der Hüftkopf-Abrutsch

Die Femurkopf-Epiphysenlösung, Epiphyseolysis capitis femoris oder Slipped Capital Femoral Epiphysis (SCFE) ist eine im frühen Pubertätsalter bei Knaben dreimal häufiger auftretende Erkrankung, bei der sich die Hüftkopfepiphyse in der Wachstumsfuge vom Schenkelhals löst und nach dorsomedial abgleitet.

Ursache
Als Ursache werden hormonelle und mechanische Faktoren vermutet, die Geschlechtsreifung ist häufig verzögert. Die gegenseitige Femurkopfepiphyse ist in 50-80% mitbetroffen. Der akute Abrutsch erfolgt meist auf der Grundlage eines langsam über Monate hinweg progredienten chronischen Abgleitens. Kinder und Eltern berichten daher länger bestehende Hüft- und Knieschmerzen, die sich plötzlich deutlich verschlechtern. Der Patient hinkt, passive Hüftbeugung führt zu einer Außendrehung (positives Drehmann-Zeichen), bei fortgeschrittener Erkrankung ist eine Innendrehung nicht mehr möglich.

Diagnostik
Das Hüftröntgen zeigt eine Verbreiterung der Epiphysenfuge und scheinbare Verschmälerung der Epiphyse. Nur in der zweiten Ebene kann der Gleitwinkel bestimmt werden.

Therapie
Behandlungsziel ist die bestmögliche Wiederherstellung einer physiologischen Gelenkfunktion und Verhinderung einer schweren Präarthrose.
Die akute Femurkopfepiphysenlösung ist ein kinderorthopädischer Notfall und bedarf einer sofortigen Entlastung und operativen Einstellung und Stabilisierung der Epiphyse mittels Kirschner-Drähten oder Gleitschrauben. Durch die Reposition der Epiphyse besteht allerdings die Gefahr einer Zerreißung von Gefäßen und damit Hüftkopfnekroseentwicklung.

Immer ist vorbeugend die gegenseitige Wachstumsfuge zu stabilisieren.
Bei einem Gleitwinkel von mehr als 50-70° ist eine Umstellung des Oberschenkels mit dem erhöhten Risiko einer Hüftkopfnekrose unvermeidlich um akzeptable biomechanische Verhältnisse im Hüftgelenk zu erreichen.

Prognose
Langfristig ist bei allen Gleitwinkeln von über 20-50° mit der Entwicklung einer erhöhten Gelenkabnutzung zu rechnen, wie zahlreiche Studien zeigen.
Früherkennung und frühe operative Stabilisierung sind daher für die Prognose entscheidend.