Epilepsie

Das Epilepsiezentrum für die Metropolregion Nürnberg

Zum 1. Juli 2011 wurde unsere Abteilung „konservative Epileptologie“ eröffnet: unter der Leitung von Herrn Dr. Frank Kerling haben wir unsere epileptologischen Aktivitäten zusammengefasst. Im Rahmen unserer epileptologischen Institutsambulanz stehen unseren Patienten nun drei Spezialsprechstunden zur Verfügung:

  • Allgemeine Epileptologie und Privatsprechstunde
  • Sprechstunde für junge Frauen (mit Fragen der Kontrazeption, Schwangerschaft, hormonelle Störungen)
  • Sprechstunde für Menschen mit Mehrfachbehinderung und Epilepsie

Behandlungsmöglichkeiten
Sollte eine stationäre Behandlung zur Abklärung eines Anfallsleidens oder zur medikamentösen Behandlung nötig sein, stehen folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • 4 Video-EEG-Monitoringplätze
  • 6 Behandlungsbetten auf Normalstation
  • 6 Behandlungsbetten auf unserer interdisziplinären Station für Menschen mit Mehrfachbehinderung

Polysomnographie (Schlaflabor), Kipptischdiagnostik und weitere Methoden zur Untersuchung des autonomen Nervensystems, Labordiagnostik und moderne bildgebende Verfahren (cMRT, cCT) ergänzen die Möglichkeiten.

Auf unserer interdisziplinären Station für Menschen mit Mehrfachbehinderung („die 13“) können schwerstbetroffene Patienten im Rahmen eines multimodalen Behandlungsansatzes und speziellen Förderprogrammes betreut und behandelt werden. Die Station verfügt ebenfalls über eine Video-EEG-Monitoringeinheit.

Auszeichnungen und Zertifizierungen
Unser Oberarzt Dr. Frank Kerling gehört laut FOCUS-Ärzteliste zu den TOP-Epileptologen in Deutschland. Die Abteilung ist zudem als erst zweite Einrichtung in Bayern als "Epilepsiezentrum für Erwachsene" von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie zertifiziert worden.

Ihr Ansprechpartner:
Leitender Oberarzt Dr. Frank Kerling
Leiter der Abteilung „konservative Epileptologie“ und
Epileptologischen Institutsambulanz
Telefon: 09128 50-43162

Psychosoziale Beratungsstelle Epilepsie:
Kerstin Kählig, Bernhard Köppel
Telefon: 0911 393634214

Menschen mit Epilepsie werden in Kooperation mit dem Zentrum Epilepsie Erlangen (ZEE) behandelt, in gemeinsamen Fallkonferenzen erörtern Spezialisten beider Einrichtungen regelmäßig modernste Behandlungsverfahren, wie die Möglichkeiten der operativen Epilepsietherapie.

Generalisierter Krampfanfall

Ein Anfall wird als generalisiert bezeichnet, wenn der Verlauf und die Symptome keine Hinweise auf eine anatomisch begrenzte Lokalisation geben und keine Zeichen eines lokalen herdförmigen Beginns zu erkennen sind. Die generalisierten Anfälle werden in drei Untertypen unterteilt:

  1. konvulsive Anfälle, der typische „große“ Anfall mit Bewusstseinsverlust, Sturz, Verkrampfung und anschließend rhythmischen Zuckungen beider Arme und Beine (tonisch-klonischer oder früher auch französisch Grand-mal genannt), aber auch Verlust der Spannung der Muskulatur (atonischer Anfall) oder krampfhaft gesteigerte Spannung der Muskulatur (tonischer Anfall). Der Anfall geht auch oft mit einem Biss in die Zunge einher.
  2. nicht konvulsive generalisierte Anfälle, die Absence-Anfälle mit kurzer Bewusstseinspause ohne Sturz, früher auch französisch mit Petit-mal bezeichnet.
  3. myoklonische Anfälle, bei denen einzelne oder unregelmäßig wiederholte Zuckungen einzelner Muskelgruppen auftreten.

Partieller (fokaler) Krampfanfall

Andere Ausdrücke für einen partiellen Anfall sind fokaler Anfall oder Herdanfall. Diese Anfallsform ist dadurch gekennzeichnet, dass es ein Zeichen für einen Beginn des Anfallsgeschehens in einer umschriebenen Region des Gehirns gibt. Dabei ist es egal, ob es zu einer sekundären Ausbreitung auf die restliche Hirnrinde kommt (sekundäre Generalisierung). Insbesondere ein Anfallsbeginn mit einer Aura hat einen hohen Aussagewert darüber, in welcher Hirnregion der Anfall seinen Ursprung hat, denn sie ist das Ergebnis einer umschriebenen Aktivierung von Nervenzellverbänden.

  • Wenn der Patient beim Anfall wach ist und angemessen auf seine Umgebung reagiert, wird der Anfall einfach partiell genannt.
  • Wenn das Bewusstsein eingeschränkt ist und eine Erinnerungslücke oder Verwirrtheitszustände während des Anfalls oder danach auftreten, wird der Anfall komplex partiell genannt.
  • Bei manchen Anfällen kann man keine Unterscheidung zwischen einfach und komplex partiell treffen. Dann nennt man ihn partiellen Anfall unbekannten Typs.
  • Weitet sich das Anfallsgeschehen nach herdförmigen Beginn zu einem generalisierten Anfall aus, so nennt man ihn komplex partiellen Anfall mit sekundärer Generalisierung.

Diagnostik bei Epilepsie

Diagnostik bei Epilepsie

  • An erster Stelle steht, wie bei allen anderen Erkrankungen auch, die Erhebung der Krankengeschichte. Bei Epilepsie-Patienten sollte hierbei neben dem familiären Auftreten von Epilepsien und anderen Erkrankungen des Nervensystems besonderes Augenmerk auf Vorerkrankungen gerichtet sein, die möglicherweise eine symptomatische Epilepsie verursachen. Dazu gehören Störungen und Risiken in der Schwangerschaft, Probleme unter der Geburt, die zu einem Sauerstoffmangel führen, Unfälle mit Schädel-Hirn-Trauma oder entzündliche Erkrankungen des Zentralnervensystems.
  • Darauf folgt die körperliche Untersuchung insbesondere des Nervensystems mit Untersuchung von Kraft, Gefühl (Sensibilität), Reflexen, Hirnnervenfunktion, Gleichgewicht und Koordination.
  • Laboruntersuchungen aus dem Blut dienen zum einen dem Erkennen von möglichen Ursachen symptomatischer epileptischer Anfälle (wie Unterzuckerung oder Mineralstoffmangel). Zum anderen überwacht der behandelnde Arzt unter einer medikamentösen Therapie die Menge des Medikamentes im Blut (Medikamentenspiegel oder Therapiespiegel) wie auch mögliche Nebenwirkungen (Blutbild mit Blutplättchen, Leberenzyme, Nierenfunktion, Blutgerinnung, Calcium-Phosphat-Stoffwechsel).
  • Durch eine Elektroenzephalografie (EEG) kann die Bereitschaft des Gehirns zu epileptischen Entladungen direkt angezeigt werden. Dazu bekommt der Patient eine Art Kappe mit Elektroden in definierten Abständen aufgesetzt, von denen über einen Wechselspannungsverstärker die elektrische Oberflächenaktivität der Hirnrinde abgeleitet wird. Zur routinemäßigen Ableitung bei der Fragestellung nach einer Epilepsie gehört die Aktivierung mit Hyperventilation und Photostimulation. Im Rahmen der Erstdiagnostik dient das EEG vor allem der Einordnung des Anfalls bzw. der Epilepsie und der Lokalisation des Herdes bei herdförmigen Anfällen. Bei speziellen Fragestellungen können auch Langzeitableitungen (beispielsweise über 24 Stunden, Langzeit-EEG) oder Ableitungen mit gleichzeitiger paralleler Videoaufzeichnung des Patienten (Video-Doppelbild-EEG) durchgeführt werden.
  • Dagegen leitet die Magnetoenzephalographie (MEG) die magnetische Aktivität des Gehirns mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung ab. Es handelt sich hierbei aber um eine sehr aufwändige, teure und neue Methode, die vor allem der exakten Lokalisation von epilepsieauslösenden Hirnarealen dient.
  • Die cerebrale Computertomografie (CCT) ist eine spezielle Röntgenschichtuntersuchung und war das erste bildgebende Verfahren, mit dem auslösende gröbere Veränderungen am Hirngewebe gefunden werden konnten. Seine Vorteile liegen in der schnellen Verfügbarkeit und der Wirtschaftlichkeit. Da seine Auflösung der Gewebeveränderungen am Gehirn aber anderen Methoden unterlegen ist, hat sie auch wegen der mit ihr verbunden Strahlenbelastung an Bedeutung verloren.
  • In der Magnetresonanztomografie (MRT oder MRI) werden die Bilder durch wechselnde, starke Magnetfelder erzeugt. Die Darstellung hat eine deutlich höhere Auflösung und einen besseren Kontrast zwischen grauer und weißer Substanz. Für spezielle Fragestellungen insbesondere in der prächirurgischen Diagnostik steht die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRI) zur Verfügung, mit der spezielle Hirnfunktionen den zugehörigen Rindenarealen zugeordnet werden kann.