Schlaganfall

Beim Schlaganfall kann jede Minute entscheidend sein

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall

Nach einer exakten neurologischen Diagnose sollte die Behandlung schnellstmöglich in einer spezialisierten Klinik erfolgen. Nur so kann der Schaden, den ein Schlaganfall im menschlichen Gehirn anrichtet, so klein wie möglich gehalten werden.

Zu diesem Zwecke werden in ganz Deutschland Schlaganfallzentren mit Spezialstationen (Stroke Units) eingerichtet. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Behandlung eines Schlaganfalls auf einer Schlaganfall-Spezialstation Leben rettet und das Risiko mindert, eine schwere Behinderung durch einen Schlaganfall zu erleiden.

Prinzipien der Stroke-Unit-Behandlung

  • raschestmögliche Diagnose und Therapie eines Schlaganfalls
  • Lysetherapie von Gefäßverschlüssen mit Gerinnsel-Auflösung (rtPA)
  • Behandlung durch ein spezialisiertes interdisziplinäres Team
  • Vermeidung von Komplikationen
  • Rehabilitation ab dem ersten Krankenhaustag

Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall handelt es sich um eine plötzliche Funktionsstörung des Gehirns, die in über 85 % aller Fälle durch ein Blutgerinnsel ausgelöst wird. Ähnlich wie beim Herzinfarkt verstopft ein Blutpfropf ein Blutgefäß. Andernfalls kann auch der Riss eines Blutgefäßes im Gehirn und damit eine Hirnblutung die Ursache sein.

Welche Warnsignale gibt es?

Die Symptome treten plötzlich auf:

  • Halbseitige Lähmungserscheinungen
  • Taubheitsgefühle (ganz- oder halbseitig) 
  • Sprach- und Sprechstörungen
  • plötzlich auftretende Sehstörungen 
  • „schiefes Gesicht“ (Gesichtslähmung)
  • Sensibiltätsstörungen (z. B. Missempfindungen in einer Körperhälfte)
  • plötzlich auftretende Gangunsicherheit

Warum eigentlich Stroke-Unit?

Auf einer Stroke-Unit- oder Schlaganfall-Einheit werden Patienten mit akuten
Schlaganfällen behandelt. Ursache eines Schlaganfalles ist in den meisten Fällen eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns, seltener auch eine Blutung in das Gehirn.

Warum ist die Behandlung auf einer Stroke-Unit sinnvoll?

Durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten konnte eindeutig belegt werden, dass die Behandlung von Schlaganfallpatienten auf einer Stroke-Unit einer wie früher üblichen Behandlung auf einer Allgemeinstation deutlich überlegen ist. Im Vergleich zur Standardtherapie kann durch eine Stroke-Unit-Behandlung die Zahl der Patienten, die sterben oder eine schwere Behinderung davon tragen, deutlich gesenkt werden. Auch bezüglich der langfristigen Lebensqualität nach einem Schlaganfall profitieren Patienten, die auf einer Stroke-Unit behandelt werden.
(Vergleiche auch Cochrane Library 2004. Organised inpatient (Stroke-Unit) care for stroke).

Konzept der Stroke-Unit Rummelsberg

Mit Ausnahme primär komatöser Patienten können alle Fälle mit Schlaganfall in unserer Klinik nach den modernsten Kriterien der Schlaganfallversorgung behandelt werden.

Insbesondere durch die neu eingerichtete bildgebende Diagnostik und die Möglichkeit einer 24-Stunden-Überwachung im Rahmen des Monitorings sind alle Voraussetzungen zur adäquaten Behandlung von Schlaganfallpatienten vorhanden.

Der Erfolg einer Stroke-Unit-Behandlung resultiert jedoch nicht nur aus der Akutdiagnostik und Akuttherapie sondern vor allem aus der interdisziplinären Zusammenarbeit aller oben genannten Fachdisziplinen.

Neben der ärztlichen Behandlung ist die Zusammenarbeit von geschultem Pflegepersonal, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, psychologischem Dienst und Sozialdienst der Grundpfeiler einer erfolgreichen Schlaganfallbehandlung. Dieser interdisziplinäre Therapieansatz ist traditionell ein Schwerpunkt der Neurologischen Klinik im Krankenhaus Rummelsberg.

Was sind die Anzeichen eines Schlaganfalles?

Typisch für einen Schlaganfall ist das plötzliche Auftreten neurologischer Ausfallserscheinungen, wie zum Beispiel plötzliche Lähmungen, Gefühlsstörungen, Koordinationsstörungen, Sprach- oder Sprechstörungen, Sehstörungen, in seltenen Fällen auch Kopfschmerzen. Die Tücke beim Schlaganfall liegt darin, dass in den meisten Fällen die Symptomatik nicht wie z.B. beim Herzinfarkt mit Schmerzen verbunden ist. Aus diesem Grunde wird in vielen Fällen leider die Behandlung verzögert. Der Schlaganfall ist genauso wie der Herzinfarkt ein akuter Notfall und erfordert den sofortigen schnellstmöglichen Transport in eine auf Schlaganfälle spezialisierte Einrichtung.

Diagnostik in der Stroke-Unit?

Modernste bildgebende Diagnostik mit Spiralcomputertomographie und Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie), Ultraschall-Doppler und Duplexsonographie, Transkranielle Doppler- und Duplexsonographie, EKG, Kontinuierliches Monitoring von Blutdruck, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Atmung, Kardiologische Diagnostik mittels transthorakaler und transösophagialer Echokardiographie durch die internistische Abteilung im Hause, Elektroencephalographie (EEG), Umfangreiche Labordiagnostik zum Aufspüren seltener Schlaganfallursachen.

Was in der Stroke Unit für den Patienten sofort getan werden kann.

In der ersten Stunde:

  • Neurologische Untersuchung
  • EKG
  • Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) des Hirnschädels
  • Notfall-Labor
  • Monitoring von Ekg, Atmung, Sauerstoffsättigung

Am ersten Tag:

  • Untersuchung der Hirndurchblutung (Doppler, Duplex, TCD, evtl. Angiographie)
  • EEG (Hirnstromkurve)
  • Große Laboruntersuchung, Stoffwechseluntersuchungen

Am 2. - 5. Tag

  • Herz-Ultraschall (TTE, TEE)
  • Abhängig von der vermuteten Ursache:
  • Blutgerinnungsanalyse
  • Vaskulitisdiagnostik
  • Liquoruntersuchung
  • EEG-Monitoring

Therapien der Stroke-Unit

  • Betreuung durch ein interdisziplinäres auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiertes Team.
  • Systemische Thrombolyse: Innerhalb von 3 Stunden. Nach Beginn einer Schlaganfallsymptomatik kann bei einem akuten Hirninfarkt versucht werden, ein verschlossenes Hirngefäß mittels der Substanz rt-PA aufzulösen. Bei einigen Patienten kann die Durchblutung im Gehirn so wieder hergestellt werden und eine dauerhafte Behinderung vermieden werden.
  • Intravenöse Verabreichung von Heparin zur kontinuierlichen Hemmung des Gerinnungssystems bei ausgewählten Schlaganfallursachen.
  • Kontinuierliches Monitoring und Therapie bei Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck und Blutzuckerentgleisungen.
  • Applikation von Sauerstoff.
  • Speziell in der Schlaganfallversorgung ausgebildetes Pflegeteam.
  • Physiotherapie und Ergotherapie mit dem Ziel einer frühen Mobilisation und Wiedererlernen verlorener Fähigkeiten.
  • Logopädie mit Schluckdiagnostik zum frühzeitigen Erkennen von Schluckstörungen und Behandlung von Schluck-, Sprach- und Sprechstörungen.
  • Psychotherapeutische Betreuung durch den psychologischen Dienst im Sinne einer Krisenintervention in ausgewählten Fällen.
  • Sozialdienst: Beratung der Patienten bezüglich beruflicher Fragestellungen und Einleitung von Hilfsmaßnahmen für die spätere häusliche Versorgung. Weitervermittlung der Patienten in die geeignete neurologische Rehabilitationsklinik.