Wismar

Erstmals Ellenbogengelenkprothese eingesetzt

Neue Operationsmethode am Sana Hanse-Klinikum Wismar

Erstmals wurde in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Sana Hanse-Klinkum Wismar unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Detlef Thiede eine Ellenbogengelenkprothese eingesetzt.

Frieda Koppelmann ist überglücklich und möchte am liebsten „ihren“ Chefarzt Dr. Detlef Thiede umarmen. Anfang Dezember erlitt sie beim Sturz im Haus ihres Sohnes einen komplizierten Ellenbogenbruch. In der Notaufnahme des Sana Hanse-Klinkums Wismar wurde sie sofort versorgt, doch eine Operation war unumgänglich. Die Chirurgen entschieden sich, trotz des hohen Alters der Patientin, zunächst für den Gelenkerhalt. Das Ergebnis dieser Operation war vorerst von Erfolg gekrönt. Doch dann zeigte sich am Ellenbogen der 83-Jährigen eine zunehmende Instabilität der Gelenkfläche und ein Abbau der Knochensubstanz. Dazu Dr. Detlef Thiede, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie: „Der Anteil der osteoporotischen Frakturen steigt aufgrund der demographischen Entwicklung. Probleme der operativen Versorgung am ellenbogengelenknahen Oberarm sind die unsicheren Schrauben- und Plattenverankerungen im osteoporotischen Knochen sowie die starke Zerstörung der knöcherne Gelenkanteile. Damit sind den bisherigen Osteosynthesetechniken und Implantaten natürliche Grenzen gesetzt.“

Der Chefarzt entschied sich bei Frieda Koppelmann als Alternative zum Gelenkerhalt zur Implantation einer Ellenbogengelenkprothese. Es war die erste Operation dieser Art am Sana Hanse-Klinkum Wismar. Nach Hüft-, Knie- und Schultergelenk wurde nun das vierte große Gelenk des menschlichen Körpers, das Ellenbogengelenk, in die Routineversorgung der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie aufgenommen.

„Radiusköpfchenprothesen (Teilprothesen des Ellenbogengelenkes) werden in unserer Klinik schon seit längerem eingesetzt nach nicht rekonstruierbaren Radiusköpfchenfrakturen sowie einer verbleibenden radialen (speichenseitigen) Instabilität des Ellenbogengelenkes“, erläutert der Chefarzt. Doch, so warnt Thiede, steht immer der Erhaltungsversuch des natürlichen Gelenkes im Vordergrund. Nach Einschätzung aller Umstände (Patientenalter, Frakturtyp, Knochenqualität etc.) ist der Gelenkerhalt abzuwägen und Vorsicht bei Patienten unter 65 Jahren und bei „ellenbogenaktiven“ Patienten geboten.

Frieda Koppelmann hat die Operation gut überstanden und verspürt schon nach wenigen Tagen ein neues Lebensgefühl. „Mit der Prothese fühle ich mich wie ein neuer Mensch“, bestätigt sie dem Chefarzt während einer Untersuchung. „Die Vorteile der Ellenbogengelenk-Totalendoprothese sind, dass die Patienten ein schmerzfreies bzw. schmerzarmes Gelenk bekommen. Es resultiert eine Beweglichkeit mit vollziehbarem Hand-Mund-Kontakt bei stabiler Gelenkführung.

Dr. Thiede verschweigt aber auch nicht die Nachteile: „Die Belastbarkeit ist auf höchstens fünf Kilogramm beschränkt. Es kommt zu Einschränkungen bei Tätigkeiten mit Hebel- und Wurfbewegungen bei derartiger Prothesen, sodass der Einsatz bei Patienten, die körperlich schwer arbeiten oder sportlich aktiv sind, nicht empfehlwert ist. Das Patientenalter sollte bei der Indikation wie bereits gesagt berücksichtigt werden. Auch die Komplikationsraten sind höher als bei anderen Prothesen, u. a. aufgrund der dünneren Weichteildeckung.“

Die Beweglichkeit des Ellenbogengelenks von Frieda Koppelmann wird auch dank der physiotherapeutischen Behandlung täglich besser und die rüstige Dame freut sich bereits auf die sich anschließende Reha-Kur.

Trotz der im Verhältnis zu den Hüft- und Kniegelenken doch sehr bescheidenen Anzahl von weltweiten Implantationen derartiger Prothesen liegen zumindest nach Studienlage gute bis sehr gute Ergebnisse vor, bestätigt Dr. Detlef Thiede.