Hameln

Silvester bedeutet nicht nur ausgelassenes Feiern, sondern auch Gefahr für Augen, Ohren und Hände

Alle Jahre Wieder ...

Hameln, 21.12.2015.
Pünktlich zum Verkaufsstart von Feuerwerk am 29. Dezember 2015 gibt der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Sana Klinikum Hameln-Pyrmont, Prof. Dr. Stefan Hankemeier, Tipps zum Umgang mit Silvester-Knallern und -Raketen.

5 Tipps zum richtigen Umgang mit Feuerwerksartikeln

  • Verwenden Sie ausschließlich geprüfte Feuerwerkskörper mit behördlicher Zulassung!
  •  Zielen Sie niemals mit Raketen und Böllern auf Menschen!
  •  Entfernen Sie sich ausreichend und unverzüglich, nachdem Sie einen Feuerwerkskörper entzündet haben. Sorgen Sie für einen sicheren Stand, so dass Sie nicht stürzen, wenn Sie sich entfernen möchten!
  • Kleine Kinder und alkoholisierte Personen sollten keine Feuerwerkskörper entzünden!
  • Lassen Sie Blindgänger am Boden liegen, bis sie vollständig ausgekühlt sind und zünden Sie diese nicht erneut an! Das gilt auch für gefundene Feuerswerksartikel in den ersten Januartagen! Achten Sie auf Kinder. 

Notruf 112

Im Notfall erreichen Sie den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112.
Bei einem Notruf sind folgende Informationen wichtig:

  1. Wo ist der Unfallort?
  2. Was ist passiert?
  3. Wie viele Verletzte gibt es?
  4. Welche Verletzungen liegen vor?
  5. Warten Sie auf Rückfragen!

Auch in diesem Jahr wird es an Silvester wieder laut werden. Unzählige Knallkörper werden explodieren und Raketen werden gen Himmel zischen, um das neue Jahr zu begrüßen. Prof. Dr. Stefan Hankemeier will niemandem die Freude nehmen, mahnt jedoch zur Vorsicht: „So schön wie Silvesterfeuerwerk auch ist, Böller sind richtig gefährlich und verursachen jedes Jahr viele Verletzungen. Zum Jahresbeginn werden in Deutschland regelmäßig zahlreiche Verletzte in Krankenhäuser mit schweren Brand- und Explosionsverletzungen im Gesicht und an den Händen gebracht. Deshalb ist unbedingt größte Vorsicht geboten, um Verbrennungen, Verletzungen der Augenoberfläche sowie Gehörschäden und Knalltraumata oder verstümmelnde Verletzungen an den Händen zu vermeiden.“ 

Verletzungen mit üblen Folgen

Explosionswunden beim Anzünden von Silvesterkrachern führen schnell zu ausgedehnten Verletzungen an der Hand bis hin zum Funktionsverlust. Wunden und Verbrennungen durch Feuerwerkskörper bedeuten häufig eine schwere Schädigung der Haut und auch des tiefer liegenden Gewebes. Sie stören die vitalen Funktionen und wirken sich dementsprechend nachhaltig auf den gesamten Organismus aus. „Blasenbildung und Hautrötung auf den angrenzenden Hautbereichen sind Anzeichen für Schädigungen des Gewebes", erläutert Dr. Sixtus Allert, Chefarzt der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie, der schon viele Hautrekonstruktionen aufgrund von Verbrennungen vornehmen musst. „Bei größeren Brandverletzungen werden die Betroffenen nach der Erstversorgung in spezialisierten Kliniken für Schwerverbranntenmedizin, wie an der Medizinischen Hochschule Hannover, versorgt. Bei einer rechtzeitigen und richtigen Versorgung kann so einer unschönen Narbenbildung und einer eventuellen Bewegungseinschränkung durch verhärtete Narben vorgebeugt werden." Ausgedehnte Brandwunden führen überdies zu erheblichen Flüssigkeitsverlusten im Körpergewebe, die einen schweren Schock zur Folge haben können. Dr. Allert warnt weiter: „Durch das ungünstige Einatmen im Moment der Hitzeeinwirkung durch eine Explosion oder bei einer Stichflamme können zusätzliche Verbrennungen im Mund-, Rachen- und Kehlkopfbereich entstehen. In schweren Fällen kann es zu Schädigungen in den Atemwegen und der Lunge kommen.“   

Erste Hilfe bei Brandverletzungen – Kühlen, aber nicht unterkühlen

Grundsätzlich gilt: Verletzte oder bewusstlose Personen müssen bei kalten Temperaturen mit Jacken und Decken warm gehalten und damit vor Unterkühlung geschützt werden. Bei Silvesterfeiern im Freien kann das lebensrettend sein.

Leichte, nur wenige Zentimeter große Verbrennungen an Händen und Fingern sollten sofort unter laufendem kaltem bis lauwarmem Wasser – maximal zwei Minuten lang – gekühlt werden. Bei kleineren Verbrennungen im Gesicht kann dazu ein feuchtes Tuch verwendet werden, wobei die Atemwege immer frei bleiben müssen. Das Kühlen hilft jedoch nur zur „gefühlten“ und kurzfristigen Schmerzlinderung. Es besteht immer die Gefahr, dass es bei einer zu massiven und ausgedehnten Kühlung zu einer Unterkühlung des Patienten kommt, die den Kreislauf zusätzlich belastet und wesentlich problematischere Auswirkungen haben kann, als die entstandenen Haut- und Gewebeschäden selbst. Deshalb sollte auf alle Fälle das Kühlen auf die verbrannte Körperstelle begrenzt werden. „Wenn die Brandverletzungen größer sind, die Augen geschädigt wurden oder Kinder betroffen sind, muss schnell der Rettungsdienst über die Telefonnummer 112 gerufen werden“, erklärt der Mediziner. Um blutende Wunden keimarm zu halten, empfiehlt er, die verbrannten Stellen auf  jeden Fall locker zu umwickeln beziehungsweise zu bedecken, möglichst mit sterilen  Verbandtüchern. 

Kinder und Jugendliche schützen

Natürlich haften Eltern für Schäden, die ihre Kinder an anderen Personen oder fremdem Eigentum verursachen. Viel wichtiger ist es aber, Kinder und Jugendliche selbst vor Schäden zu bewahren. Denn unter den Brandverletzten sind an Silvester zunehmend auch Kinder und Jugendliche. Besonders die 8- bis 15-Jährigen sind gefährdet und sollten deshalb nicht ohne Aufsicht an Feuerwerks-Aktivitäten teilnehmen und nicht zwischen dem Feuerwerk umherlaufen.

Unfallchirurg und leitender Oberarzt Dr. Rene Kornas macht auf eine besonders heimtückische Gefahr aufmerksam: „Größere Kinder finden es besonders spannend, noch in den ersten Januartagen nach übriggebliebenem Feuerwerk auf der Straße zu suchen und nicht ganz abgebrannte Knallkörper erneut anzuzünden. Manchmal werden aus den Resten auch selbstgebastelte Knaller gebastelt. Das ist enorm gefährlich!“ Hier lautet die klare Botschaft: Finger weg von benutzten Feuerwerkskörpern! Sie stellen ein großes Risiko dar, weil sie nicht mehr in ihrer Wirkung und Funktion einzuschätzen sind.

Grundsätzlich sind Feuerwerksartikel für Kinder unzugänglich aufzubewahren. Zum Schutze der eigenen Kinder, aber auch, weil Eltern sonst ihren Versicherungsanspruch verlieren können und den Schaden selbst zahlen müssen, wenn Kinder die Böller entzünden und dabei andere Personen verletzen.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Vorbeugung beginnt schon beim Kauf eines in Deutschland ausdrücklich zugelassenen Feuerwerks mit sogenannter BAM-Nr. beziehungsweise dem europaeinheitlichen CE-Zeichen. Die Website der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) enthält die Listen mit den in Deutschland erlaubten Feuerwerksartikeln. Wer nicht zugelassene Böller kauft, macht sich strafbar. Für einige Böller gilt eine Alterseinschränkung ab 18 Jahren. Wer das ignoriert, kann im Schadensfall ebenfalls den Versicherungsanspruch verlieren. Achtung: Böller aus Tschechien und Polen haben eine bis zu 50-fach größere Sprengwirkung als in Deutschland zugelassene Feuerwerkskörper.

Beim Anzünden einer Rakete oder eines anderen Feuerwerkartikels sollte unbedingt der angegebene Sicherheitsabstand eingehalten werden. Außerdem ist eine Schutzbrille sinnvoll. Feuerwerk darf auf keinen Fall in Richtung von Personen gehalten werden. Wer auf ausreichenden Abstand und auf die aktuelle Windrichtung achtet und außerdem nicht zwischen Feuerwerken herumläuft, vermeidet gefährliche Kontakte mit brennenden Raketen und umher fliegenden Böllerteilen. Gleiches gilt für das Abbrennen von Raketen: wer sie unter Bäumen oder Überdachungen zündet, riskiert schwere Verletzungen durch zurückfallende, noch brennende Teile. 

Hilfe bei Schäden an Augen und Ohren

Besonders bei Verletzungen am Auge ist schnelles Handeln besonders wichtig. „Das getroffene Auge sollte sofort mit einer keimfreien Wundauflage aus dem Verbandskasten abgedeckt werden. Anschließend sollte man beide Augen vorsichtig mit einem Tuch verbinden und den Notarzt zur Hilfe rufen“, so Dr. Kornas. Nur Fachleute sollten größere Splitter oder sonstige Fremdkörper aus dem Auge entfernen. Auch wenn es gut gemeint ist, kann es hier sonst leicht zu unkontrollierten gefährlichen Blutungen kommen.

Auch für die Ohren ist die Silvesternacht nicht ungefährlich. Denn Feuerwerkskörper sind nicht nur brandgefährlich, sie erzeugen in der Regel auch enormen Krach! Hier können sich jüngere Knallteufel und alle anderen Feuerwerksbegeisterte mittels Ohrstöpsel und ausreichendem Abstand schützen. Schließlich verursachen Böller ungefähr einen vergleichbaren Lärmpegel wie ein Presslufthammer, Raketen können es sogar bis auf Düsenflugzeugstärke bringen. Durch solchen Lärm kann ein Knalltrauma ausgelöst oder das Hörvermögen dauerhaft geschädigt werden. Auch hier gilt: Wenn das Ohr verletzt wird oder sogar Blut herausläuft, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. 

Natalie Arnold
Leitung Unternehmenskommunikation 

Sana Klinikum Hameln-Pyrmont
Saint-Maur-Platz 1
31785 Hameln 

Telefon 05151 97 2345
Fax 05151 97 1155

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