Medizinische Schwerpunkte

Schilddrüse

Tchernobyl - Fukoschima - Hameln (?)

Schilddrüsenerkrankungen: was ist deren Ursache, welchen Einfluss haben Reaktorunfälle auf die Schilddrüse, was muss man generell beachten, was ist Mythos und was ist Realität?

Gerade war Jahrestag des verheerenden Tsunami in Japan, der das Reaktorunglück in Fukuschima auslöste. Aber bereits seit dem Reaktorunfall in Tchernobyl ist vielen Bürgern der Zusammenhang zwischen Atomunfällen und der Schilddrüse bekannt. Damals erkrankten um Tchernobyl viele – vor allem Kinder- am Schilddrüsenkrebs. Die Antwort auf die Frage, ob das Unglück in Tchernobyl einen Einfluss auf Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland hatte, gibt einem auch Antworten auf Fragen, welchen Einfluss Fukuschima haben kann. Um diese Fragen aber beantworten zu können und um auch die Frage beantworten zu können, ob dies irgendetwas mit Hameln zu tun haben könnte, muss man einerseits die Schilddrüse selber andererseits den Schilddrüsenkrebs selber verstehen.

Die Schilddrüse ist im Normalfall ein kleines 20 ml großes Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes an der Vorderseite des Halses befindet. Die Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion von Schilddrüsenhormon, dass Jod enthält. Da man gesehen hat, dass der Mangel an Jod zu einem Wachstum der Schilddrüse führt – dies ist der bekannte Kropf, den keiner benötigt – wird heute dem Kochsalz in den meisten Darreichungsformen Jod zugesetzt. Leider kann dies aber nicht in allen Fällen das Wachstum einer Schilddrüse aufhalten. Deshalb ist es hilfreich, wenn man Veränderungen am Hals, Schluckstörungen oder ein Kloßgefühl feststellt, die Schilddrüse untersuchen lässt. Die frühzeitige Behandlung von derartigen Vergrößerungen kann, wenn die Knoten noch klein sind, eine Operation überflüssig machen.

Neben der Größe der Schilddrüse, können funktionelle Störungen gewaltige Folgen haben. Ohne eine ausreichende Produktion von Schilddrüsenhormonen ist eine normale körperliche und geistige Entwicklung nicht möglich. Deshalb wird bei Babys in der U2 Untersuchung untersucht, ob genügend Schilddrüsenhormon produziert wird. Später im Leben führt ein Mangel an Schilddrüsenhormonen zu Antriebslosigkeit, geistigen Abbau, Übergewicht und einer deutlichen und zunehmenden Leistungseinschränkung. Wenn dies –rechtzeitig - erkannt wird, können diese Veränderungen durch die Gabe von Schilddrüsenhormon vollständig beseitigt werden. Es sollte bei einer Unterfunktion aber immer untersucht werden, was die Ursache hierfür ist.

Im Gegensatz zur Unterfunktion, hat die Überfunktion etwas mit zu viel Aktion zu tun. Die Betroffenen sind unruhig, „nervös“, aufbrausend, nehmen an Gewicht ab, verlieren Haare und in einigen Fällen finden sich die Betroffenen mit Herzrhythmusstörungen in einem Rettungswagen wieder. Ursache einer Überfunktion kann z.B. ein Morbus Basedow sein, dann kommt zu der Überfunktion der Schilddrüse auch noch ein markantes Hervortreten der Augen hinzu. Der Komiker Marty Feldman litt unter dieser Erkrankung, da der Morbus Basedow ihn berühmt gemacht hatte, ließ er diese Krankheit aber nicht behandeln und starb daran, was bei einer guten Therapie nicht vorkommt. 

Um auf die Anfangsfragen zurückzukommen, bösartige Erkrankungen können auch in der Schilddrüse auftreten. Risikofaktoren sind dabei durchaus bekannt und ein derartiger Krebs tritt auch nicht aus dem nichts auf. Wie zum Beispiel bei Polypen im Darm, entsteht ein Schilddrüsenkrebs immer aus zunächst gutartigen Knoten in der Schilddrüse. Wie auch beim Darm gilt es diese Knoten zeitgerecht zu identifizieren, weil man dann durch eine Entfernung das Auftreten von Krebs verhindern kann. Im Gegensatz zum Dickdarm, kann das Auftreten derartiger Knoten durch eine einfache Ultraschalluntersuchung festgestellt werden.

Eines muss aber am Ende gesagt werden, auch wenn Grohnde nicht weit ist, so ist die Gefahr für das Auftreten derartiger Karzinome im Landkreis Hameln-Pyrmont nicht häufiger als an anderen Orten in Deutschland. Dennoch treten bösartige Erkrankungen der Schilddrüse generell nicht so selten auf, wie dies allgemein gegenwärtig ist. Da dieser Krebs geheilt werden kann, sollte er frühzeitig genug erkannt und behandelt werden