Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Divertikulitis

Bei der Sigmadivertikulose handelt es sich um Ausstülpungen der Schleimhaut durch bestehende Muskellücken im Darmschlauch. Diese Ausstülpungen sind erworben und nehmen im Verlauf des Lebens zu. Das alleinige Vorhandensein dieser Divertikel hat keinen Krankheitswert und ist nicht behandlungsbedürftig. Man spricht in diesem Fall von einer reizlosen Divertikulose. Kommt es zu einem Kotstau in diesen Ausstülpungen, so kann dieser zu Entzündungen des Darmabschnitts führen (Divertikulitis). In ca. 90 % ist das Sigma, der sogenannte „Krummdarm“ betroffen.

Die Divertikelbildung im Dickdarm ist in westlichen Industrieländern häufig. Ihre Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter zu. Bei unter 40-Jährigen ist sie selten, bei 60-Jährigen findet man sie zu ca. 30 Prozent und bei 85-Jährigen zu ca. 65 Prozent. Risikofaktoren hierfür sind ballaststoffarme Kost, vermehrter Verzehr von rotem Fleisch sowie mangelnde körperliche Aktivität. Etwa zwölf bis 25 Prozent aller Menschen, deren Darm Divertikel ausgebildet hat, erkranken an einer Divertikulitis.

Als Komplikation im Rahmen einer Divertikulitis kann es in etwa 10% der Fälle zu einem Darmdurchbruch (Perforation) kommen. Dieser erfolgt häufig gedeckt (von Bauchfett abgedeckt) und führt zu einem umschrieben Abszess (Eiteransammlung). Der gedeckte Darmdurchbruch unterscheidet sich klinisch nur wenig von der akuten "einfachen Divertikulitis". Im Gegensatz dazu führt eine freie Perforation (Durchbruch der Entzündung in die Bauchhöhle) zu einem Stuhlaustritt in den Bauchraum mit der Folge eines schweren Krankheitsbildes mit Bauchfellentzündung (Peritonitis) bis hin zum schweren entzündlichen Schock.

Eine weitere Komplikation stellt die Divertikelblutung dar. Sie kann als Folge einer Divertikulitis auftreten und ist bei älteren Patienten eine der häufigsten Ursachen für eine Darmblutung. Da die Divertikulitis typischerweise in immer wieder auftretenden Schüben verläuft, findet man als weitere Komplikation besonders bei langjährigem Verlauf häufig eine narbige Enge im Krummdarm = Sigma (Sigmastenose), die zur Verstärkung der Verstopfung führen kann.

An Symptomen treten Schmerzen über dem betroffenen Darmabschnitt am häufigsten im linken Unterbauch (deshalb auch Links-Appendizitis) oft mit Ausstrahlung in den Rücken und mit einer auf diesen Bereich begrenzten Bauchfellentzündung auf. Daneben sind Fieber, Übelkeit, Erbrechen, eine Veränderung des Stuhlverhaltens von Durchfall bis Verstopfung mit Eiter und Schleim im Stuhl und Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Dysurie genannt, häufige Symptome.

In der akuten Phase der Divertikelerkrankung (Divertikulitis) kann, nach der körperlichen Untersuchung, eine Schichtaufnahme des Bauchraumes (Computertomographie) verwendet werden, um eine Divertikulose/ Divertikulitis nachzuweisen und etwaige Komplikationen auszuschliessen oder nachzuweisen. Ergänzend werden die Entzündungszeichen im Blut bestimmt (Leukozyten, CRP) und es wird ggf. noch eine Röntgenuntersuchung des Dickdarmes (Kolon-Kontrastuntersuchung) durchgeführt. Eine Darmspiegelung (Coloskopie) sollte im akuten Entzündungsstadium nicht erfolgen, da hiermit die Gefahr einer freien Perforation (Darmdurchbruch) besteht; eine Ausnahme stellt die akute Divertikelblutung dar.

Die zufällig diagnostizierte, ohne Beschwerden einhergehende Divertikulose bedarf keiner Behandlung; hier wird einzig eine ballaststoffreiche Kost empfohlen.

Hinsichtlich der Therapieverfahren - konservativ antibiotisch oder operativ - ist zu unterscheiden, ob eine unkomplizierte oder komplizierte Divertikelentzündung vorliegt. Bei Auftreten eines ersten entzündlichen Schubs ohne Komplikationen wird medikamentös, i.d.R. antibiotisch und schmerztherapeutisch, behandelt. Ausnahme sind immun-supprimierte Patienten mit einem deutlich höheren Risiko für die Entwicklung von Komplikationen. In diesen Fällen sollte bereits nach Abklingen des ersten Entzündungsschubs die geplante Intervalloperation (mindestens 3-4 Wochen nach  behandelter Divertikulitis) durchgeführt werden. Bei komplizierter Divertikulitis ist prinzipiell die Operationsindikation gegeben.  Bei chronisch sich wiederholenden Entzündungen  sollte nach dem 2. entzündlichen Schub die Intervalloperation angestrebt werden.

Bei der Operation wird der divertikeltragende Darmabschnitt im Sigma entfernt und die beiden verbliebenen Darmenden wieder durch eine Naht miteinander verbunden. Durch den Fortschritt in der operativen Technik kann die Operation, ähnlich wie bei der Gallenblasenentfernung, mittlerweile bei der Mehrzahl der Patienten minimal invasiv, d. h. in Schlüssellochtechnik durchgeführt werden. Dies bedeutet für den Patienten einen kürzeren stationären Aufenthalt, weniger Narben, weniger Schmerzen und weniger Verwachsungsbeschwerden. In manchen Fällen muss die Operation jedoch nach wie vor herkömmlich über einen Bauchschnitt erfolgen. In Kombination mit dem Fast-Track_Konzept erhalten Sie in unserer Klinik eine optimale Schmerztherapie und eine schnelle Rekonvaleszenz nach der Operation.

Im Notfall (freier Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung, Darmverschluss) muss häufig vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, der jedoch nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden kann. Zudem besteht in einem solchen Fall eine akute Lebensgefahr, so dass gerade bei immer wieder auftretenden Divertikelentzündungen rechtzeitig über eine möglich Operation nachgedacht werden sollte.