Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Gallensteine

10 bis 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind Gallensteinträger, Frauen sind dabei etwa doppelt so häufig wie Männer betroffen. Die Erkrankung ist besonders häufig in den westlichen Industrieländern, so sehen wir hier ca. 600 Neuerkrankungen / 100.000 Einw. / Jahr. Mit zunehmendem Lebensalter tritt die Erkrankung häufiger auf, bei über 80-jährigen Männern finden sich 40 % Gallensteinträger, bei den Frauen sind es sogar 60 %.

Die erste Gallenblasenentfernung (Cholecystektomie) erfolgte 1882 durch den Berliner Chirurgen Carl Langenbuch. Über 100 Jahre später führte der Böblinger Chirurg Erich Mühe 1985 die erste laparoskopische Cholezystektomie durch. Die laparoskopische Cholezystektomie gilt heutzutage als Gold-Standard in der Therapie des Gallensteinleidens.

Bei einem Ungleichgewicht der löslichen Stoffe, der in der Leber gebildeten Gallenflüssigkeit, begleitet von einer Entzündung oder einer Flussbehinderung in den Gallenwegen kann es zur Steinbildung kommen. Gefördert wird die Entstehung von Gallensteinen durch verschiedene Faktoren : Schwangerschaft, familiäre Disposition, Zustand nach Dünndarmoperationen (Gallensäureverlustsyndrom), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Hypercholesterinämie (überhöhter Cholesterinspiegel), Hyperparathhyreoidismus (Störung der Nebenschilddrüsen), Morbus Crohn (entzündliche Darmerkrankung), Adipositas (Fettsucht),Fettreiche Ernährung, Chronische Verstopfungen (Obstipation), Bewegungsmangel, Einnahme bestimmter Medikamente, schnelle Gewichtsabnahme bei sehr fettarmer Ernährung. Es wird auch von den „fünf F“ gesprochen: female, fat, fertile, forty, fair (weiblich, übergewichtig, fruchtbar, vierzig Jahre alt, hellhäutig bzw. blond).

Nur in ca. 25 Prozent der Fälle werden die Gallensteine symptomatisch und nur in solchen Fällen muss auch eine Therapie erfolgen. Symptomatisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es zu Koliken kommt. Diese treten besonders nach fettreichem Essen oder nachts durch Gallenblasenkontraktionen auf. Hierbei kommt es zu einem sich anfallsartig steigernden Schmerz im (rechten) Oberbauch, der auch in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen kann. Weitere Symptome können sein : Druckschmerz im (rechten) Oberbauch, allgemeine Krankheitssymptome (Völlegefühl, Blähungen, Erbrechen, Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit), erhöhte Leberwerte. Wenn die Gallenblasensteine in den Hauptgallengang gelangen, kann es durch Abflußbehinderung der Galle zur Gelbsucht (Ikterus mit Verfärbung des Urins und Entfärbung des Stuhls) und bei Verschluß des Bauchspeicheldrüsengangs zu schweren Bauchspeicheldrüsen-entzündungen (Pankreatitis) kommen.

Neben der klinischen Untersuchung gibt es noch verschiedene apparative Untersuchungen zur Diagnostik und Befundsicherung bei Verdacht auf Gallensteine:

  • Labordiagnostik (Leber- und Gallewerte)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • ERCP (Endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikographie)
  • MRCP (magnet-resonanztomographische Cholangio-Pankreatographie)
  • PTC (Perkutane transhepatische Cholangiographie)
  • CT (Computertomographie)

Gallenblasensteine, die keine Beschwerden bereiten bedürfen keiner Therapie. Für symptomatische Gallensteine (d.h. Gallensteine, die Beschwerden verursachen) stehen folgende Behandlungsverfahren zur Verfügung:

Lyse

Medikamentöse Auflösung der Steine mit Ursodesoxycholsäure oder Chenodeoxycholsäure. Diese ist nur möglich bei reinen Cholesterinsteinen, die Rezidivrate ist nach kurzer Zeit erheblich. Außerdem müssen die Medikamente bis zu zwei Jahren eingenommen werden. Wegen häufiger Nebenwirkungen bei Chenodeoxycholsäure wird heutzutage die nebenwirkungsarme Ursodeoxycholsäure bevorzugt. Die Lysetherapie ist nur bis zu einer Steingröße von maximal 1 cm möglich.

ESWL (extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie)

Zertrümmern der Steine mit Stoßwellen, die dann – meist mit Gallengangskoliken – in den Darm abgehen. Auch hier besteht eine   sehr hohe Rezidivrate, da die belassene Gallenblase wieder neue Steine bildet.

Cholecystektomie

Operative Entfernung der Gallenblase, entweder durch laparoskopische oder (heute selten) konventionelle Chirurgie. Die laparoskopische Cholecystektomie stellt die Therapie der Wahl dar und gilt heutzutage als sogenannter „goldener Standard“. Gegenüber der konventionellen, offenen Methode weist die laparoskopische Technik eine Reihe von Vorteilen auf: weniger Schmerzen, geringere Einschränkung der Lungenfunktion, kürzerer Krankenhausaufenthalt, schnellere Arbeitsfähigkeit, weniger Narbenhernien und bessere postoperative Lebensqualität.

Eine Verletzung der Gallenwege wird in 0,3-0,6% der Fälle beobachtet. Besonders Patienten mit einer schweren akuten oder chronischen Entzündung der Gallenblase weisen ein erhöhtes Risiko einer Gallengangskomplikation auf. Nachblutungen sind sehr selten. Wundheilungsstörungen treten in 3-5% der Fälle auf.