Mit einem City Roller flitzt Farzad durch die Klinikflure – bis vor ein paar Monaten noch war dies nur schwer vorstellbar. Der neunjährige Junge wurde über die Organisation Friedensdorf International an die Handchirurgie des Stuttgarter Karl-Olga-Krankenhauses vermittelt. Dem Ärzteteam um Chefarzt Privatdozent Dr. Thomas Ebinger gelang es in einem ersten Schritt die hochgradig missgebildete rechte Hand wiederherzustellen, wenn auch zunächst mit eingeschränkter Funktionstüchtigkeit der Hand. In zwei Jahren soll dann in weiteren Operationen auch die Greiffunktion wiederhergestellt werden. Die Klinik stellt das ganze Jahr über ein Bett für kranke Kinder aus Krisen- und Kriegsregionen zur Verfügung. Das Krankenhaus trägt die gesamten Kosten für Aufenthalt, Behandlung und Pflege.
Im Kindesalter erlitt Farzad schwere Verbrennungen an der rechten Hand. Bei einem durch Stromunfall ausgelöstem Explosionstrauma hat er sich eine schwergradige Teilamputation aller Finger an der rechten Hand zugezogen. In seiner Heimat Afghanistan konnten die Ärzte ihm nicht helfen, die richtige Versorgung blieb aus. Notdürftig wurde die Hand in die Bauchdecke eingenäht, um das noch teilweise verbliebene knöcherne Skelett nach dem Unfall zu retten. Nach einem Monat wurde seine Hand mit dem angewachsenen Bauchhautgewebe wieder operativ ausgelöst, die Finger konnten jedoch nicht wieder voneinander getrennt werden. „Man kann sich das so vorstellen, wie wenn Farzad die ganze Zeit über einen Fäustlingshandschuh trägt, jedoch ohne die Finger bewegen zu können“, so Privatdozent Dr. Thomas Ebinger, Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus. Einen Malstift in die Hand zu nehmen - für Farzad unvorstellbar.
„Friedensdorf fragte bei mir nach – und ich habe empfohlen, das Kind bei mir vorzustellen“, erzählt der Chefarzt. So kam Farzad am 29. September 2010 nach Stuttgart, um hier operiert zu werden. In insgesamt drei Operationen lösten die Ärzte schrittweise Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger aus dem vernarbten Gewebeblock. Den kleinen Finger hatte der kleine Junge bei der Explosion leider verloren. Anschließend wurde durch die Therapeuten der krankengymnastischen Abteilung im Hause fleißig trainiert. „In einem ersten Schritt konnten wir die Hand in eingeschränkter Funktion wiederherstellen. Seinen Daumen kann Farzad drei-dimensional bewegen, die anderen drei Finger bisher nur strecken und spreizen, da durch den Unfall die Beugesehnen zerstört wurden. „Nun ist er in der Lage einen Malstift zu halten“, so Dr. Ebinger. In circa zwei Jahren wird der Neunjährige wieder ins Karl-Olga-Krankenhaus kommen. Dann werden ihm die Beugesehnen transplantiert, so dass er seine Finger auch wieder beugen kann.
Doch zunächst fliegt der Junge Ende nächster Woche wieder zurück in seine Heimat zu seiner Familie, welche er trotz der Rundumbetreuung im Karl-Olga-Krankenhaus sehr vermisst – denn er war ohne seine Eltern in Deutschland. Ganz alleine und ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können, reiste der Neunjährige nach Stuttgart. „Inzwischen spricht er sogar gut deutsch“, sagt Ebinger. Doch einsam war der kleine Junge nicht. Gemeinsam mit den Krankenschwestern sorgte die Klinikseelsorge für eine Rundumbetreuung des kleinen Afghanen. So kümmerten sich nicht nur täglich die freiwilligen Mitarbeiter der Organisation Friedensdorf International um den Jungen, er machte auch Ausflüge in die Wilhelma oder ins Planetarium. Weihnachten und Silvester feierte er mit den anderen Kindern im Friedensdorf in Oberhausen.
Kindern wie Farzad hilft seit über 40 Jahren die Organisation Friedensdorf International aus Oberhausen. Neben 15 Friedensdörfern, über 100 Basisgesundheitsstationen, Krankenstationen, Orthopädiewerkstätten und vielem mehr vor Ort, ermöglicht die Organisation Einzelfallhilfe für Kinder, die in ihren Heimatländern nicht mehr medizinisch versorgt werden können. Für diesen Zweck stellt seit 2005 die Geschäftsführung des Karl-Olga-Krankenhauses Chefarzt Privatdozent Dr. Thomas Ebinger ein Bett zur Verfügung, damit er Kinder aus Krisengebieten behandeln kann. Der kleine Junge aus Afghanistan ist bereits das fünfte Kind, welchem der Chefarzt geholfen hat.
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Chefarzt
Priv. Doz. Dr. med. Thomas Ebinger
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Freunde und Förderer des Karl-Olga-Krankenhauses e.V.
LB BW Stuttgart
BLZ 600 501 01/ Konto.-Nr. 126 100 6
Friedensdorf International
Stadtsparkasse Oberhausen
BLZ 365 500 00/ Konto-Nr. 102 400
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